Oberhausen. .
Möglichkeiten etwas mehr auszugeben als das Portmonee hergibt, gibt es einige: Handyverträge, vermeintliche Online-Schnäppchen, Ratenzahlung, Dispo-Kredit. Karl Hörnschemeyer kennt die Gründe für Schulden, zum Glück aber auch die Lösungen: Er war dabei als vor 25 Jahren die Schuldner- und Insolvenzberatung des Diakonischen Werkes ins Leben gerufen wurde.
Es fällt schwer nein zu sagen
6,6 Millionen Deutsche stecken in der Schuldenfalle, warnt der aktuelle Schuldenatlas der Unternehmensgruppe Creditreform vor unbekümmertem Konsum. Am 1. Oktober 1987, als vor 25 Jahren die Schuldnerberatung ihren Dienst im ehemaligen Gebäude der Hans-Sachs-Schule antrat, waren es die so genannten Hausfrauenkredite oder Bestellungen beim Otto-Versand, die die Schulden wachsen ließen, weiß der Berater. Die Nachfrage war hoch. Schließlich konnte man ja alles aus dem Katalog erst einmal schicken lassen.
Angesichts der ständigen verlockenden Angebote „fällt es mehr und mehr Menschen heute schwer nein zu sagen“. Andererseits ist die Rechtssprechung konkreter geworden, so Hörnschemeyer, es gebe mehr Richtlinien.
Eine der Hauptursachen von Verschuldung ist jedoch geblieben: Arbeitslosigkeit. Heute wie damals tritt dann Hörnschemeyer auf den Plan – wenn der Verschuldete kommt. Damals standen die Menschen zur Sprechstunde vor der Tür, so der studierte Volkswirt: „Es war rappelvoll.“ Mit nur zwei Beraterstellen und einer Bürokraft war das viel Arbeit.
Optische Verbesserung
Die heutige Leere vor den Büros täuscht jedoch, denn die Zahl der Schuldner ist nicht weniger geworden, wenn sie auch seit einigen Jahren in Oberhausen nicht mehr dramatisch ansteigt. „Wir haben keine Sprechstunden mehr, sondern nur noch Termine, die uns zugewiesen werden.“ Das verhindert nicht nur überlange Wartezeiten, sondern dient auch dem Schutz der Berater.
Denn trotz hohen Bedarfs ist ihre Zahl nicht aufgestockt worden: Zwei ganze Stellen sind geblieben, außerdem eine Bürokraft in Teilzeit, obwohl sich die Stadt peu a peu aus der Mitfinanzierung verabschiedete. Möglich machen dies Gelder des Rheinischen Sparkassenverbands.
Verbessert hat sich die Beratungsstelle seit der Gründung sogar optisch: Der nicht selten kritisierte Muff der 50er Jahre wich zugunsten einem hellen, optimistischeren Erscheinungsbild, als man an die Lothringer Straße 20 in das Gebäude neben der Brüder-Grimm-Schule zog. Eines hat sich seit 25 Jahren jedoch nicht verändert, merkt Hörnschemeyer feinsinnig an: „Schon damals hatte die Stadt finanzielle Probleme.“