Oberhausen. . Pflegeeltern warnen davor, den Rotstift am Pflegekinderdienst anzusetzen. 80. 000 Euro und eine Stelle sollen gekürzt werden.

Um ein Haar hätte das achtjährige Pflegekind Peter die Urlaubsreise nicht antreten können, erst in letzter Minute erhielt der Junge die notwendige Genehmigung durch seinen Vormund, dank des Einsatzes des Pflegekinderdienstes der Caritas. Doch in Zukunft könnte dieser schnelle Dienstweg für Peter und viele weitere Pflegekinder versperrt sein – aus Zeitmangel, denn die Stadt überlegt, an diesem Dienst stärker zu sparen.

80.000 Euro und eine Betreuungsstelle sollen laut einer von der Stadt beauftragten Machbarkeitsstudie gekürzt werden. Für die betroffenen Kinder und Familien hätte dies schwerwiegende Konsequenzen, kritisieren nun die Pflegeeltern. Denn über Urlaubsfahrten oder wichtige Arztbesuche dürfen sie nicht selbst entscheiden, sondern brauchen den Pflegekinderdienst als Vermittler zwischen den Institutionen und den biologischen Eltern.

Am Ende doppelt so teuer

Im Alltag bedeute dies zudem deutlich weniger Beratung und „kaum mehr Hausbesuche, um über Probleme mit dem Pflegekind zu reden“, befürchtet Ute Brunow, Vereinsvorsitzende der Oberhausener Interessengemeinschaft für Adoptiv- und Pflegeeltern (OIG). Dabei brauchen gerade solche Kinder, die aus zerrütteten Familien stammen, besonders viel Aufmerksamkeit, „sonst machen sie dicht“. „Die Stadt spart zu Lasten der Kinder, wenn es so kommt“, kritisiert die OIG. Dann müssen sich Mitarbeiter des Pflegekinderdienstes auf das Notwendigste beschränken.

Dabei liege schon jetzt die Anzahl der Kinder pro Betreuer an der Grenze der Machbarkeit. Im Durchschnitt ist gerade einmal einer für 25 Kinder zuständig, „mancher betreut sogar bis zu 48“, sagt Brunow. Neben der Betreuung suchen die Mitarbeiter geeignete Familien und qualifizieren sie zu Pflegeeltern, sie schulen bestehende weiter, beraten etwa über das Sorgerecht.

Die Pläne sparen sogar am falschen Ende, ist Ute Brunow überzeugt. Bereits die mittelfristigen Auswirkungen eines solchen Sparkurses kämen die Stadt teuer zu stehen. Denn Pflegeeltern sparen der Stadt kräftig Geld ein: Für ein Kind unter 14 Jahren erhalten sie zwar 666 Euro, ab 14 Jahren 800. Die Zahlen sind aber mit Vorsicht zu genießen, „denn die Auflagen an die Familien sind hoch“, erläutert Brunow, und eine Heimunterbringung koste das doppelte. Sollte sich die Betreuung verschlechtern, befürchtet sie, schrumpft die Zahl der Pflegefamilien, die Kosten für die Stadt wachsen hingegen.