Oberhausen. .

Für das Oberhausener Frauenhaus steht die Ampel auf der Internetseite der Landesarbeitsgemeinschaft Autonomer Frauenhäuser in NRW inzwischen häufig auf Rot. Das heißt, alle Plätze für Frauen und Kinder sind belegt. „

Dann haben wir nicht mal mehr eine Notfallmatratze frei“, sagt Dorothee Schenke, die Leiterin der Einrichtung und erklärt das Ampelsystem: „Rot bedeutet, es ist alles dicht. Gelb, dass es noch Plätze für Frauen gibt. Grün, dass Frauen und Kinder können aufgenommen werden.“ Es trauen sich offenbar immer mehr Frauen, ihren prügelnden Partner zu verlassen. Auch deshalb sind die 17 Plätze, die das Oberhausener Frauenhaus bietet, wohl nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Die Gewalt ist geblieben

„In diesem Jahr war es selten, dass wir mal für einen Tag oder zwei ein Zimmer frei hatten“, sagt Schenke. Sind sie belegt, verweisen sie die Frauen über das Ampelsystem an andere Einrichtungen. Dass nirgendwo mehr ein Platz frei sei, komme so gut wie nie vor. Aber: Für Frauen mit vier Kindern und ohne jeden Cent sei es kaum machbar, womöglich auch noch nachts in eine weit entfernte Stadt zu reisen.

Sind Frauen vielleicht auch mutiger geworden, die Gewalt ist geblieben. „In den 80er Jahren dachten wir, Gewalt, das ist ein Phänomen von früher, das wird nachlassen“, sagt Schenke.

Frauen aller Nationen betroffen

Doch es höre nicht auf. Schenkes Kollegin Suna Tanis-Huxohl nennt eine schreckliche Zahl: „Alle 26 Stunden wird in Deutschland eine Frau umgebracht.“ In der Türkei seien es vier Frauen täglich. Tanis-Huxohl mit türkischem Migrationshintergrund erzählt, dass auch im türkischen Fernsehen und der Presse häusliche Gewalt immer öfter ein Thema sei.

So erfahren auch die Migrantinnen in Oberhausen, dass es Hilfsangebote, dass es Frauenhäuser gibt. Natürlich sind auch Frauen aller übrigen Nationen betroffen. Schenke: „In einer ersten große Studie des Bundesfrauenministeriums wurde ermittelt, dass 25 Prozent aller befragten Frauen Gewalt in einer nahen Beziehung erfahren hatten“, sagt Schenke. Bei den Migrantinnen waren es sogar 40 Prozent.

Rad der Gewalt

Von den misshandelten Frauen, die den Weg ins Frauenhaus fanden, „geht jede dritte bis vierte Frau wieder zurück zum Mann“. Dieser prügle erfahrungsgemäß weiter. „Frauen brauchen im Schnitt fünf Anläufe, ehe sie es schaffen“, sagt Tanis-Huxohl. Die Frauen steckten in einem Rad der Gewalt, in dessen Zentrum Macht und Kontrolle durch den Mann stünden.

Aktuell steht die Ampel für das Oberhausener Frauenhaus übrigens auf Gelb – es können also noch Frauen aufgenommen werden.

Seit 2002 können schlagende Männer der Wohnung verwiesen werden. Das passierte 2011 in Oberhausen 173 Mal, es gab 287 Anzeigen wegen häuslicher Gewalt. Polizeipräsidentin Kerstin Wittmeier geht von einer hohen Dunkelziffer aus.

Die Anzeigen hatten 2006 mit 441 und die Verweise mit 223 einen Höchststand.