Oberhausen. Auf einer von Studenten entwickelten Internetseite können Bürger jetzt ihre Unzufriedenheit mit der eigenen Stadt in Form von Wutpunkten zum Ausdruck bringen. Anwohner aus Oberhausen gehen dabei mit ihrer Stadt erstaunlich schonend um und vergeben weit weniger Punkte als Bürger der Nachbarstädte.
In Oberhausen sind die Menschen zwar deutlich ärmer dran als anderswo, aber offenbar weitaus zufriedener – zumindest, wenn man es an Wutpunkten messen würde. Wutpunkte? Sie geben Orte an, die Bürger aufregen. Findige Studenten haben eine solche Bürgerseite für das Internet kreiert, auf der unter www.wutpunkte.de alles anonym angegeben werden kann, was das innere Ventil zum Pfeifen bringt: Verkehr, Lärm, Müll oder gleich alles zusammen.
Doch nur elf Pünktchen tummeln sich derzeit im Oberhausener Stadtgebiet. Nur zum Vergleich: 189 sind es im Raum Duisburg, 150 in Essen, und sogar im reichen Düsseldorf brodelt ordentlich die Wut, wo man doch sattsam zufriedene Bürger vermuten würde – 525 Einträge findet man hier.
"Teilweise chaotische Verkehrssituation"
Vielleicht lässt man es in unserer Stadt auch nicht so richtig raus. Je weiter man aber in den Norden reist, desto befreiter wird gemoppert. Am häufigsten über den Verkehr. Rechts entlang der 516 von Tackenberg bis Königshardt ballt sich etwa die Wut. An der Nordrampe, Ecke Hamburger Straße werde rechts vor links nicht beachtet, wettert einer, und ebenso an der nachfolgenden Bremer Straße.
Eine „teilweise chaotische Verkehrssituation“ will ein anderer an der Erzberger Straße festgestellt haben: „Eltern müssen anscheinend ihre Kinder bis in das Klassenzimmer fahren. Halteverbote werden nicht eingehalten“, entlädt der Anonyme seinen Ärger ins Internet. Raserei auf der Straße bringt die PC-Tastatur daheim zum Rasen: „Mehr als 30 km/h an der Tackenbergstraße“ oder „Raserei und dadurch auch Lärm abends und vor allem am Wochenende durch die ‘Autoschrauber’, die sich auf dem Parkplatz treffen“, nervt an der Dorstener, Ecke Holtener Straße.
Die Weißensteinstraße nach Schmachtendorf, weiß ein anderer, ist eine „richtige Rennstrecke“. Und am Olga-Park rauft sich jemand die Haare, denn der Park soll von motorisierten Zweiradfahrern gerne mal als Abkürzung genutzt werden.
Viersener Studenten hatten Idee
Es gibt aber auch konstruktive Vorschläge wie etwa zum Stoppschild an der Ost-West-Rampe am Sterkrader Bahnhof: „Das Stoppschild ist – vor allem für Ortsfremde – sehr übersehbar... es wäre besser, das Stoppschild würde für die Autofahrer gelten, die die Rampe heraufkommen und nicht für die, die über die Brücke kommen.“ Die Idee für die Wutpunkte-Bürgerseite hatten nicht Oberhausener, sondern die Viersener Studenten Magnus Schückes (20, Betriebswirtschaft) und Alexander Braden (19, Philosophie, Betriebswirtschaft) sowie Leon Hillebrandt (Informatik).
Als die Polizei den zweiten Blitzmarathon in NRW plante, kam den Viersener Studenten der Gedanke, Bürgern ein Werkzeug für den inneren Frust im Alltag an die Hand zu geben: „Wir möchten die Bürger anregen, sich stärker ins politische Geschehen ihrer Stadt einzubinden“, heißt es auf der Internetseite. Gleichgesinnte sollen hier zusammenfinden um Bürgeranträge zu initiieren. In Oberhausen muss sich das aber noch herumsprechen.
Über Müll gibt es wenige Beschwerden
Nur wenige Beschwerden liest man hier etwa über Müll. An der Elsternstraße in Königshardt werden „auf dem Kinderspielplatz immer wieder Glasflaschen zerbrochen und die Scherben großzügig verteilt“. Die stammen womöglich von den Jugendlichen, die dort für „Lärm bis spät in die Nacht“ sorgen, wie ein anderer Bürger klagt. In Lirich dient der Spielplatz am Uhlenbruckplatz angeblich als „Pfui – Hundetoilette“. Den Kot soll man bis in die parallele Eschenstraße auf Gehwegen und auf Grünflächen verfolgen können.
Über „nächtlichen Lärm durch ein Internetcafé“ beschwert sich ein Anwohner an der Hermann-Albertz-Straße.