Oberhausen. . Der Modefilialist Peek & Cloppenburg eröffnet im Centro seine 65. Filiale. Einer neuen Nutzung des Hauses an der Marktstraße erteilte er aber bislang eine Absage. Die Geschichte einer Verstimmung.
Das Centro feiert am heutigen Donnerstag die große Eröffnung seines Erweiterungsbaus, der das Einkaufszentrum um 17.000 auf knapp 90.000 Quadratmeter Verkaufsfläche katapultiert. Um 10 Uhr sollen Oberbürgermeister Klaus Wehling, NRW-Minister Michael Groschek (SPD) sowie Centro-Vertreter das Band durchschneiden.
Hier bringt der Düsseldorfer Modefilialist Peek & Cloppenburg (P&C) als Ankermieter auf 7500 Quadratmetern sein größtes deutsches Verkaufshaus in einem Einkaufszentrum an den Start. Aufbruch in der Neuen, Stillstand dagegen in der alten Mitte: Das P&C-Gebäude an der Marktstraße wird seit der Schließung vor acht Jahren praktisch nur noch als Lager genutzt – und es gibt keinerlei Anzeichen dafür, dass sich daran bald etwas ändern könnte. Auf Anfrage zeigt sich P&C dazu jedenfalls äußerst verschlossen.
Nur ein Satz als Antwort
Im Zuge einer Interviewanfrage an das P&C-Management stellte diese Zeitung – auf Bitte des Unternehmens schriftlich formulierte – Fragen auch zu dem einst repräsentativ umgebauten Standort an der Marktstraße:
- Wie sind Ihre Pläne für das Haus, für das es bereits Interessenten gegeben haben soll?
- Würden Sie es verkaufen oder zu ortsüblichen Preisen vermieten?
- Sind Sie in dieser Sache in Gesprächen mit Oberhausener Verantwortlichen?
Public-Relations-Chefin Kerstin Pooth beantwortete – ebenfalls schriftlich – diese drei Fragen mit einem Satz: „Hierzu können wir uns erst äußern, wenn sich eventuelle Pläne konkretisiert haben.“
21 Geschäfte eröffnen im Erweiterungsbau
Neben Peek & Cloppenburg, die Mode auf 7500 Quadratmeter anbieten, öffnen am Donnerstag Wormland (2500 qm), die Buchhandlung Thalia (1200 qm), das Schuhgeschäft Görtz (1000 qm) die Türen im Neubau.
Neu sind auch True Religion, Gant, Liebeskind, Guess, Hilfiger Denim, ICI Paris XL, Loco, Diesel und super dry.
Bis dahin bleibt die Handelsimmobilie an der Marktstraße für den Einzelhandel ungenutzt und eine Chance, wieder einen Ankerpunkt für die Einkaufsmeile zu schaffen, vertan. Hinter der knappen Antwort steht auch eine seit Jahren anhaltende Verstimmung im Verhältnis zwischen der Stadt und dem Düsseldorfer Unternehmen. Sie soll unter anderem daher rühren, dass P&C einst nach dem Kauf des ehemaligen Magis-Hauses an der Marktstraße teure Auflagen zum Denkmalschutz erfüllen musste.
An Interessenten mangelt es nicht
„Es hat offenbar Verstimmung gegeben“, sagt auch der für die Entwicklung der Marktstraße zuständige Citymanager Franz Muckel. Zwar hätten sich in den vergangenen Jahren durchaus Kauf-Interessenten für das Gebäude gemeldet. Muckel nennt konkret einen südafrikanischen Investor und die einstige Karstadt-Abspaltung Karstadt Kompakt (später: Hertie). In beiden Fällen habe P&C aber eine Absage erteilt.
Erst vor wenigen Wochen hatte Muckel eine Anfrage für einen potenziellen Mieter gestellt. Am 11. September habe die Antwort des Unternehmen darauf per E-Mail gelautet: „Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass gegenwärtig keinerlei Vermietungsabsichten unsererseits bestehen.“ Stattdessen wird das Haus laut Muckel derzeit lediglich als Lager für Einrichtungsgegenstände wie Theken, Glasregale oder Deko-Material genutzt, zudem sei dort ein Firmenarchiv untergebracht.
Neues Centro
Auch Oberbürgermeister Klaus Wehling hatte sich mehrfach öffentlich über das Gebaren des Düsseldorfer Familienunternehmens beklagt. In einem Interview mit dieser Zeitung ließ er 2009 einmal seinem Frust freien Lauf: „Ich habe persönlich versucht, Herrn Cloppenburg, dem das Magis-Haus gehört, auf offiziellem Wege zu erreichen. Ohne Erfolg. Dann habe ich es über seinen Jagdfreund versucht. Wieder ohne Erfolg. Dann habe ich mit dem Architekten gesprochen, der mir erklärte, Herr Cloppenburg sehe hier ein Musterbeispiel verfehlter Investitionspolitik seines Unternehmens. Alles bleibt, wie es ist. Das war’s.“ Heute hat sich daran nichts geändert: „Es gibt keinen neuen Sachstand“, heißt es aus dem Büro des Oberbürgermeisters.
„Wir lassen nicht locker“
Und auch die jüngste Protestaktion der Jusos an der Marktstraße unter dem Motto „Eigentum verpflichtet“ brachte keine neue Bewegung. Juso-Chef Maximilian Janetzki fordert erneut: „Wer Eigentum besitzt, der trägt eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung. Mit dem Centro-Anbau hat Oberhausen optimale Voraussetzungen für eine der größten P&C-Filialen geschaffen, nun steht P&C in der Pflicht, das wohl attraktivste Gebäude der Marktstraße wieder einer öffentlichen Nutzung zukommen zu lassen.“
Die Hoffnung auf Gehör scheint aber gering. Doch Citymanager Muckel will am Ball bleiben, um P&C doch noch von einer Vermietung oder einem Verkauf zu überzeugen: „Wir lassen nicht locker.“