Centro Oberhausen wird noch größer und fordert die Innenstädte heraus
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Oberhausen. . Das Centro in Oberhausen, Europas größtes Einkaufs- und Freizeitzentrum, läutet eine neue Runde im Konkurrenzkampf mit Innenstädten und Shopping-Centern ein. 90 Millionen Euro investieren die Betreiber in einen 17 000 Quadratmeter großen Erweiterungsbau, der am 27. September eröffnet werden soll.
Die Bevölkerung und die Kaufkraft im Ruhrgebiet schrumpfen, jährlich kommen aber neue Einzelhandelsflächen hinzu. Mit 1,6 Quadratmetern pro Einwohner liegt die Region mit einem Gesamtangebot von 9,35 Millionen m2 leicht über dem Bundesdurchschnitt von 1,5 m2. Für Zuwachs sorgt nun das Centro in Oberhausen. Am 27. September eröffnet es seinen Erweiterungsbau mit zusätzlichen 17 000 m2.
Mit ihrer 90-Millionen-Euro-Investition stehen die Oberhausener nicht allein. In Dortmund eröffnete im vergangenen Herbst die Thier-Galerie mit 150 Läden, Recklinghausen will in seinen Arcaden 2013 mit 120 Shops an den Start gehen. Im Jahr darauf will Hagen in seiner Rathaus-Galerie gleich neben dem bestehenden Einkaufszentrum Volme-Galerie auf Kundenfang gehen. Mitte 2014 soll auch Velbert eine Mall bekommen.
Die Neubau-Projekte haben alle gemein, dass sie mitten in Innenstädten liegen. „Der Trend geht weg von der grünen Wiese“, sagt Rainer Gallus, Geschäftsführer des NRW-Einzelhandelsverbands. „Die mittelgroßen Städte werden durch die Einkaufszentren attraktiver.“
23 Millionen Besucher waren schon im Centro
Dennoch boomt das Centro, das 1996 auf einer ehemaligen Industriebrache eröffnet wurde. Als Leuchtturmprojekt sollte es seinerzeit den Strukturwandel im Ruhrgebiet beflügeln. Die 23 Millionen Besucher, die das Neue Mitte genannte Areal jährlich anzieht, kommen aber nicht nur zum Einkaufen. „Wir haben eine klare Positionierung und bieten Einzelhandel, Freizeit und Unterhaltung an“, so Centro-Geschäftsführer Frank Pöstges-Pragal. Zur Neuen Mitte gehören die Köpi-Arena, das Aquarium Sealife, das Musical-Theater Metronom und demnächst auch ein Lego-Discovery-Center und ein Ocean-Adventure-Park.
Oberhausens Neue Mitte von oben
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Man muss den Manager erst gar nicht auf die Frage ansprechen, ob das Centro nicht die umliegenden Innenstädte kaputt macht: „Natürlich machen wir den Handelsflächen mehr Wettbewerb. Aber auch die Innenstädte können sich wie das Centro positionieren und sich attraktiver machen. Die übrigen Anbieter müssen sich wie wir etwas Neues einfallen lassen.“ Thomas Westphal, Chef der Wirtschaftsförderung Metropole Ruhr arbeitet an Konzepten für die Revitalisierung der Innenstädte. „Wir brauchen kundennahe Handelsformen, die auf Nahversorgung abzielen“, sagt er.
Centro-Gründer wollen "regionale und überregionale Akzente" gesetzt haben
Dieser Logik folgend, begreift sich das Centro nicht als Einkaufszentrum für Oberhausen. „Schon bei der Gründung haben wir regionale und überregionale Akzente gesetzt. Nur so können wir dieses Projekt als größtes Einkaufs- und Freizeitzentrum in Europa weiterentwickeln“, meint Pöstges-Pragal. Dazu soll nicht nur der Anbau der Mall beitragen, sondern auch der „neue mehrere Millionen Euro teure“ Weihnachtsmarkt, der sich als touristischer Magnet etabliert hat und noch mehr Reisebusse aus Holland anlocken soll.
Die britische Centro-Eigentümer-Familie um den Gründer Edwin Healey hat im vergangenen Jahr den Finanzinvestor CPPIB mit ins Boot geholt, um das Center besser für die Zukunft aufzustellen. Dem drittgrößten Pensionsfonds Kanadas gehören 50 Prozent der Anteile am Centro.
Vier Fragen an Centro-Chef Frank Pöstges-Pragal
Warum reichen dem Centro 72 300 m² Nettoverkaufsfläche und über 200 Läden nicht mehr aus?
Frank Pöstges-Pragal: Es gibt in der Region kein Überangebot an hochwertigen Einzelhandelsflächen. Nach 16 Jahren müssen wir uns weiterentwickeln. Wir haben mehr Nachfrage nach Ladenlokalen als wir realisieren können. Deshalb brauchen wir mehr Fläche.
Ankermieter des Neubaus ist der Textilhändler Peek & Cloppenburg. Verabschiedet sich das Centro von seinem jungen Image?
Pöstges-Pragal: Wir wollen eine Lücke schließen und das Angebot für ältere Kunden ausweiten. Wir setzen aber auch auf höherwertige Marken. Das Centro gehörte zu den ersten deutschen Standorten, an denen Apple sowie Abercrombie & Fitch innovative Läden eröffneten. Man kennt uns in der Welt und wir haben international eine hohe Nachfrage. Daher brauchen wir Neuflächen für die Weiterentwicklung.
Einblicke in die Baustelle
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Wird sich etwas an dem Sortiments-Mix im Centro ändern?
Pöstges-Pragal: Unser Schwerpunkt bleiben die Textilien. Mit der Vergrößerung von Thalia auf 1200 Quadratmeter weiten wir aber auch unser Angebot für Bücher aus.
In NRW läuft eine Debatte über Factory Outlets. Fürchten Sie die Konkurrenz?
Pöstges-Pragal: Wir nehmen diese Entwicklung sehr ernst. Um den Standort Ochtrup machen wir uns nicht so große Sorgen. Die Pläne für Duisburg beobachten wir sehr sorgfältig.
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