Oberhausen. Ungarische Austauschschüler sind Gast des Elsa-Brändström-Gymnasiums. Bei Zaq packten sie mit an.
Andere Menschen, Kulturen und Sprachen kennenzulernen, das ist eines der Ziele des Elsa-Brändström-Gymnasiums. Um diese Absicht auch mit Leben zu füllen, findet derzeit der dritte Schüleraustausch mit der Partnerschule im ungarischen Pécs statt. Nach dem Besuch der Elsa-Schüler im April, sind nun 19 Ungarn in Oberhausen zu Gast.
Deutsche Wurzeln
„Das ist schon etwas Außergewöhnliches, denn Ungarn ist ja nicht unbedingt ein Land, von dem man hier so viel weiß“, erzählt Schulleiterin Charlotte Heidrich. Damit die Schüler sich untereinander besser und auch einmal praktische Arbeit kennenlernen, gab es – neben dem üblichen touristischen Programm – einen Abstecher ins Zentrum für Ausbildung und berufliche Qualifikation (Zaq).
Der 15-jährige Ungar Daniel hat sich dabei für eine kleine Einführung in den Verkauf entschieden. „Die Entscheidung fiel ganz spontan ohne Hintergedanken.“ Kassieren und mit den Kunden sprechen, das war dort seine Aufgabe. „Das macht schon Spaß.“
Fan von Schalke 04
Daniels Familie hat übrigens Wurzeln bei den „Donauschwaben“ – Deutschen, die zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert nach Ungarn ausgewandert sind. „Ich war bereits mehrfach in Deutschland, habe Städte wie München oder Dresden gesehen.“ Ein früherer Schüleraustausch führte ihn nach Berchtesgaden. Von Vorteil dürfte ebenso sein, dass seine Mutter Deutschlehrerin ist. „Zu Hause sprechen wir aber ausschließlich Ungarisch.“ Das ein oder andere deutsche Wort dürfte aber sicherlich auch mal fallen.
Besonders freute sich Daniel auf den Besuch der Arena „Auf Schalke“ in Gelsenkirchen. „Ich bin Fan von Schalke 04 und somit ist das für mich schon etwas sehr Aufregendes.“
„Erinnert mich an Holland“
Nicht ganz so euphorisch sah Sebastian (15) diesem Besuch entgegen. „Ich bin Fan vom VfB Stuttgart. Für Schalke und ganz besonders die Bayern habe ich nicht viel übrig.“ Mit seinem Freund Löci (15) zusammen, hat er sich bei Zaq für die Metallwerkstatt entschieden. „Das Zusammenlöten von Drähten ist schon ganz interessant.“
Sebastian geht, ebenso wie Daniel, nicht ganz unvorbereitet in diesen Besuch, er ist nämlich in Deutschland geboren. Sein etwas bayrisch geprägter Akzent verrät das ziemlich schnell. „Mit zehn Jahren sind meine Mutter und ich zusammen nach Ungarn ausgewandert. In den Ferien bin ich immer bei meinem Vater hier in Deutschland.“ Wobei dieses „hier“, sprich Oberhausen, für Sebastian doch einen kleinen Kulturschock bedeutet hat, denn bisher kannte er nur Bayern oder Baden-Württemberg. „Das ist hier schon deutlich anders. Erinnert mich etwas an Holland.“
Ein besonderes Flair
Charlotte Heidrich glaubt, dass so ein Austausch „den Schülern mehr bringt, als der normale Unterricht.“ Ihr Lehrerkollege Dirk Kamps ist ebenfalls von dem Erfolg überzeugt. „Wir wollten mit diesem Schüleraustausch auch mal etwas anderes machen. Einen Austausch etwa mit Franzosen oder Engländern gibt es ja ständig.“ Darum ist man froh, dass dieses Projekt mit einem osteuropäischen Land funktioniert. „Vor noch nicht allzu langer Zeit lag Ungarn ja hinter dem Eisernen Vorhang, quasi im Feindesgebiet“, schildert Dirk Kamps seine besondere Faszination.
„Unsere Schüler sind immer wieder von der Stadt Budapest erstaunt. Denn dort geht es ja auch nicht anders zu als in westlichen Metropolen auch“, ergänzt Schulleiterin Heidrich. „Und Pécs selbst hat ein besonderes Flair. Es ist ja eine Universitätsstadt, wo man bis spät in den Abend zusammen in den vielen Parks sitzt und sich unterhält.“
Austausch seit dem Jahr 2010
Der Schulaustausch mit dem Valeria-Koch-Schulzentrum in Pécs ist vor dem Hintergrund der Kulturhauptstadt 2010 entstanden. Neben dem Ruhrgebiet war nämlich Pécs ebenso kulturelle Hauptstadt Europas. Dreimal besuchten seitdem Schülergruppen das jeweils andere Land. Die Schule in Pécs bietet ein bilinguales (deutsch/ungarisch) Abitur an, dass auch für das Studium an deutschen Universitäten berechtigt.