Oberhausen.

Das Spielzeitheft ist die Visitenkarte des Theaters. „Schaut hinein und geht hin!“, erklärt Antek Krönung, geschäftsführender Gesellschafter der Agentur Benning, Gluth & Partner, seine Doppelfunktion. „Kraft der Bilder und Worte“ gelte es, zu überzeugen. Mit „Drama in Oberhausen“, im Stil bekannter Hochglanz-Magazine, gelang dem Theater-Team der Agentur im vergangenen Jahr, noch mehr Aufmerksamkeitseffekt zu erzielen als zuvor. „Einzigartig, ein Sammlerstück“, so das einhellige Lob.

„Kein Geld aber die besten Ideen“

Die Latte lag hoch, die Spannung, ob es möglich wäre, das Heft zu toppen, war enorm. Dann kam es auf den Markt. „Krise! Welche Krise?“ Der Titel, dem roten Faden, der sich durch die Spielzeit 2012/13 ziehen wird entsprechend, kommt es als krasses Gegenteil seines Vorgängers daher – und punktet. „Wir haben kein Geld, aber die besten Ideen“, urteilten Oberhausener Theaterfans während der Theatertage, wo die Visitenkarten der beteiligten NRW-Bühnen zum Vergleich auslagen.

Wer hineinschaut, begibt sich zunächst auf eine fotografische Reise in die Zukunft. Zwei Touristen besichtigen die Ruinen Oberhausens. Sie bestaunen das verfallene Schloss, den Bahnhofsvorplatz, den die Natur längst zurück erobert hat, die Überreste von Gasometer, Centro, Rathaus und gelangen schließlich zum Theater, das die Apokalypse völlig unbeschadet und strahlend überlebt hat. Es sind fantastische Kollagen, die Julian Hofmann, Art-Direktor bei Benning Gluth & Partner, am Computer gezaubert hat. Krise, welche Krise? Wenn alles untergegangen ist, erfolgt die Auferstehung der Kultur, „mit einfachen Mitteln“, sagt Antek Krönung. Und weil das so ist, hat sich das Kreativ-Team entschlossen, die neue Spielzeit mit allem, was dazu gehört, vom Grußwort des Intendanten über die Vorstellung der geplanten Premieren und Wiederaufnahmen der Stücke bis hin zu Theaterpädagogik und Informationen für Abonnenten so zu servieren, als handele es sich um eine Schüler-Zeitschrift aus den 60er Jahren.

„Es war tatsächlich viel Handarbeit“

Das Schriftbild sieht aus, als stamme es von einer alten Schreibmaschine, Überschriften wie per Hand geschrieben, Seitenzahlen aufgeklebt, Buchstaben schraffiert. „Es war tatsächlich viel Handarbeit“, sagt Julia Benning, zuständig für die Gestaltung. Per Hand hat auch ihr Sohn Jannik (8) die Gespenster gezeichnet, die sich in Jean Renshaws neuer Inszenierung auf eisige Spur begeben werden. „Warum soll ich versuchen, so zu zeichnen wie ein Kind? Das kann er doch viel besser?“ Wer sucht, findet immer mehr Self-Made-Details: Markierte Wörter und Textstücke, anscheinend im Nachhinein eingefügte Buchstaben, unterstrichene Textpassagen, angestrichene Termine, scheinbar eingeklebte Merk-Zettelchen.

Und die Fotos der Schauspieler? Sehen aus, als wäre das Theater mittlerweile so arm, dass sie sich selbst ablichten müssten. Lässt sich mit einem Theater-Programm überhaupt Geld verdienen? Krönung: „Das Budget ist beschränkt, da hängt viel Herzblut dran.“ Spielzeit-Heftgestaltung, eine Spezialität von Benning, Gluth & Partner, wird auch von anderen Bühnen anerkannt und verlangt.