Oberhausen. . Heinz Muzik (78) hat über 70 Theaterstücke auf die Kleinstädter Bühne gebracht. Seine letzte Regiearbeit widmet er Alten, die den Jungen so einiges vormachen

Über 70 Theaterstücke hat er inszeniert und in wohl Tausenden Stunden als Schauspieler und Spielleiter über fast sechs Jahrzehnte hochwertiges Amateurtheater mit der „Kleinstädter Bühne“ nach Sterkrade gebracht. Nun steht Heinz Muzik, Urgestein der Sterkrader Kulturszene, die wohl letzte große Spielzeit bevor: „Rommé zu dritt“ von Petra Blume sei, so kündigt der 78-Jährige an, seine letzte Regiearbeit. Am 30. September feiert es Premiere im Lito-Palast.

Es ist ein Stück über das Altsein, das Muzik da zum Abschied präsentiert, ein Stück über drei muntere alte Witwen, die mit Lebensfreude und dem Herz am rechten Fleck gespickt weit über sich hinauswachsen und dabei den Jüngeren so einiges vorzumachen wissen. Witzig, aber auch gesellschaftskritisch kommt es bei einer öffentlichen Probe daher, vor allem aber ist es mit viel Herzblut und Liebe in Szene gesetzt.

„Ältere haben sonst die Nebenrolle“

„Rommé zu dritt“ habe er schon länger in der Schubladen liegen gehabt, sagt der Regisseur Muzik, auch die Besetzung mit den drei langjährigen Kleinstädtern Helga Gaisenkersting, Christel Nicolas und Gerda Veerbeck habe er fest im Kopf gehabt. „Für mich war immer klar, dass ich dieses Stück vor meinem Ruhestand auf die Bühne bringen wollte“, sagt Muzik. „Meistens haben wir älteren Leute die Nebenrollen, das finde ich schade. Hier stehen wir im Mittelpunkt.“

So dreht sich die Geschichte um drei Witwen, die sich jede Woche zum Romméspiel treffen. Und wie das so ist mit Gewohnheiten: Die Karten liegen immer in der Mitte des Tisches, die eine mischt, die andere reicht Tee und die dritte weiß Neuigkeiten aus der Nachbarschaft zu berichten. Doch eingefahren sind diese Frauen keineswegs: Die Nachricht über eine Freundin, die in einem unterfinanzierten Altersheim unter ganz unmöglichen Umständen lebt, ärgert Herta (Christel Nicolas) mächtig – und sie fasst mit einer gehörigen Portion Alterswitz und achselzuckender Lebenserfahrung einen tollkühnen Plan: „Wir könnten doch eine Bank überfallen.“

Konspirativ um den Kaffeetisch

Am besten gleich die Sparkasse gegenüber, immerhin habe sie da ihr Geld ja auch angelegt, stimmt Lisa (Helga Gaisenkersting) ganz pragmatisch ein. Agnes (Gerda Veerbeck) hat als echte Dame allerdings so ihre Probleme damit, sich für den Überfall als Mann zu verkleiden – doch kaum steckt ihr dünnes Nervenkostüm unter einem breitschultrigen Jackett, da sitzen die drei Alten auch schon konspirativ um den Kaffeetisch.

Seit Juni probt Heinz Muzik mit seiner Truppe „Rommé zu dritt“, immer steht er nah vor der Bühne, verfolgt konzentriert jede gesprochene Zeile, unterbricht nur selten. „Gerda, kleinere Schritte.“ – „Nicht nach hinten schauen, vertrau den anderen, die fangen dich.“ Die Arbeit mit den Schauspielern mache ihm immer noch große Freude, sagt Muzik. Dennoch gehe er nun gerne in den Ruhestand. „Die Kleinstädter Bühne geht ja weiter, da bin ich beruhigt.“

Im kommenden Jahr steht Muzik selbst wohl noch ein Mal auf der Bühne, das letzte Mal seit seinem ersten Kleinstädter-Auftritt 1954: Zusammen mit einem großen Ensemble und vielen jahrelangen Begleitern führt er das Lustspiel „Ein toller Einfall“ auf. Auch anschließend wolle er seinem Verein erhalten bleiben, sagt der 78-Jährige, sich etwa um die Vermietung des Bürgersaals kümmern und seine Schauspielkollegen unterstützen. Denn: „Wenn ich nicht mehr auf der Bühne stehe, dann stehe ich dahinter.“