Oberhausen. Oberhausener „Inspiration“-Gruppe erlebt die Paralympics in London
Die Koffer sind ausgepackt, die Umgebung ist schon fast vertraut und gestern Abend gab’s dann den ersten Höhepunkt: Die „Inspiration“-Gruppe hat die Eröffnung der Paralympics in London miterlebt. Jugendliche verschiedener Schulen aus Oberhausen und aus Gruppen des Behindertensports Oberhausen sind seit Dienstag in Canterbury – nicht nur, um viel Spaß zu haben, sondern vor allem, um zu zeigen, dass Inklusion zwar ein schwieriges Wort, aber die Umsetzung ganz einfach ist. Dass das, was die UN-Behindertenrechtskonvention vorschreibt, eine Gesellschaft ohne Barrieren zu schaffen, funktionieren kann, wenn man einfach nur anfängt.
Denn in der Gruppe mit 78 Mitgliedern – Betreuer inklusive – sind Schüler mit und ohne Behinderung. In den nächsten anderthalb Wochen bis zum Ende der Paralympics leben sie zusammen, treiben Sport, machen Ausflüge nach London, helfen einander und lernen voneinander.
Gestern Abend gab’s den ersten Höhepunkt, da war die Gruppe mit rund 80.000 Zuschauern im Olympiastadion bei der Eröffnungsfeier der Paralympics. Sara-Maria Wolfram und Erik Mahler sind die beiden Cheforganisatoren der Gruppe. Sie sind beim Behindertensportverband Nordrhein-Westfalen beschäftigt und haben das Projekt, dem sie den Namen „Inspiration“ gegeben haben, konzipiert.
Dienstagmorgen ging’s los, mit zwei Kleinbussen und einem großen Reisebus. Startpunkt war die Christoph-Schlingensief-Schule des Landschaftsverbandes Rheinland. Denn ein großer Teil der Kinder kommt von dieser Schule und der Gesamtschule Weierheide.
Freundliche Hostess
Und wie immer, wenn eine so große Gruppe startet, gibt’s Probleme. Denn wer hält sich schon gerne daran, dass nur ein Gepäckstück erlaubt ist. Doch um kurz nach halb eins setzte sich die Kolonne in Bewegung. Zurück blieben Eltern und Geschwister, teils mit besorgten Gesichtern, für so manchen der Jugendlichen mit Handicap ist es die erste Reise ohne Eltern.
Holpriger Start, glatt verlaufene Reise. Abends um sieben hatte die erste Gruppe englischen Boden unter den Füßen. In einem der Studentenwohnheime auf dem Gelände der Universität von Kent in Canterbury. Komplett barrierefrei. Die Briten sind in Sachen Inklusion wesentlich weiter als die Deutschen.
Bis zum Beispiel die Schüler im Rollstuhl auf der Fähre untergebracht waren, verging eine gewisse Zeit. Doch keiner wurde ungeduldig, alle machten Platz, ließen den Oberhausenern am Rollstuhl den Vortritt, und eine freundliche Hostess brachte die Gruppe in einem schönen Raum unter, servierte Kaffee und wollte nicht einmal etwas dafür haben. Überflüssig zu erwähnen, dass auch bei der Abreise von der Fähre alle paar Sekunden ein hilfreicher Geist fragte: „Do you need any assistance?“ Klasse. Ein toller Start für eine tolle Reise.