40 Jugendliche mit und ohne Behinderung bereiten sich auf die gemeinsame Fahrt zu den Paralympics vor.
„Gelebte Inklusion, das ist der Traum“, schildert der Vorsitzende des Behindertensport Oberhausen, Jörn Derißen, das große Anliegen. Der Gedanke dahinter: Vielfalt macht stark und Behinderungen gehören zur Gesellschaft dazu. Das Projekt „Inspiration“, bei dem sowohl behinderte als auch nicht behinderte Schüler beteiligt sind, soll ein Baustein bei der Erfüllung sein. Seit einem Jahr bereiten sich die insgesamt 40 Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 16 Jahren darauf vor, im August die deutschen Athleten zu den Paralympics in London zu begleiten und anzufeuern. Beim Sommerfest auf dem Gelände des Stadtsportbundes am Stadion Niederrhein konnte sich am Samstag jeder selbst überzeugen, inwieweit das Zusammenwachsen schon fortgeschritten ist.
Vorfreude wächst
Die Jugendlichen kommen von der Gesamtschule Weierheide, der LVR-Christoph-Schlingensief-Schule und aus den Reihen des Behindertensports Oberhausens. „Seit einem Jahr trifft sich die Gruppe immer einmal in der Woche“, schildert Jörn Derißen. Das Sommerfest hat aber noch einen besonderen Hintergrund: „Die Gruppe muss sich noch besser kennenlernen. Dazu gibt es jetzt die Gelegenheit.“
Zehn Wagemutige ließen sich das nicht zweimal sagen. Sie absolvierten zwar keine Feuer- aber zumindest eine Wasserprobe. Mit dem Drachenboot ging es auf dem Rhein-Herne-Kanal von der Anlegestelle am Stadion bis zur Marina und wieder zurück. Dass die Abstimmung untereinander passt, hat die Tour auf jeden Fall gezeigt. Denn Erfahrung hatte vorher kaum einer. „Das hat richtig Spaß gemacht“, sagt Lars Wirth, nachdem er wieder Land unter den Füßen hat. Als guter Schwimmer hatte er auf eine Rettungsweste verzichtet. „Die brauchte ich nicht.“ Ebenso mutig zeigte sich auch Lukas Krautkrämer. „Ich kann auch gut schwimmen.“
Die Vorfreude auf die Fahrt zu den Paralympics ist beiden jedenfalls anzumerken. „Schauen wir mal, was London alles so hergibt“, sagt Lukas. Zumindest der Besuch beim Wachsfigurenkabinett von Madame Tussauds oder eine Fahrt mit dem „London Eye“, dem größten Riesenrad Europas, ist bereits fest eingeplant.
„Finanziert wird ‘Inspiration’ aktuell durch das Jugendministerium und den Landschaftsverband Ruhr. Bei der Aktion Mensch läuft momentan ein Antrag“, erklärt Dieter Keuther, der beim Behinderten-Sportverband NRW für das Projektmanagement zuständig ist. 200 000 Euro wurden bisher eingesammelt. „Es wird sehr spannend zu sehen, wie es ist, wenn die Gruppe 13 Tage zusammen ist. Unser Ziel ist ja die gelebte Inklusion.“
Vorreiterrolle beim Thema Inklusion
Um das Thema Inklusion im Oberhausener Sport voranzutreiben, haben am Samstag mehr als zehn Vereine und Einrichtungen eine Absichtserklärung unterzeichnet. „Wir haben die Erfahrung mit behinderten Sportlern. Uns fehlt aber das Know-How im Spitzensport“, so Jörn Derißen. Die Zusammenarbeit des Breitensports mit dem Behindertensport soll so auf eine gemeinsame Grundlage gestellt werden. „Wir beschäftigten uns mit Themen wie Ausbildung der Trainer und Übungsleiter oder der behindertengerechten Gestaltung von Sportstätten.“
Ein Jahr lang will man nun sich nun mit der Umsetzung auf administrativer und sportpraktischer Ebene beschäftigen. Am Ende soll ein Kooperationsvertrag stehen. „Wir nehmen damit eine echte Vorreiterrolle ein. So eine Zusammenarbeit gibt es bisher nirgends“, so Derißen. „Die Inklusion ist dann vollends erreicht, wenn wir nicht mehr drüber reden müssen. Aber das wird noch eine oder zwei Generationen dauern.“ Dass es aber irgendwann so weit ist, davon zeigt er sich überzeugt. „Dann ist auch der Behindertensport überflüssig.“