Oberhausen.
Vom Einfamilienhaus bis zur Firma: 460 Photovoltaik-Anlagen produzieren auf Oberhausener Hausdächern bereits umweltschonend Strom – und bereiten der Feuerwehr vor Ort gerade deshalb Kopfzerbrechen. Denn die meisten Anlagen lassen sich im Ernstfall nicht abschalten. Für die Einsatzkräfte bergen sie damit ein tödliches Risiko.
Nur nachts legt das Photovoltaik-System eine Pause ein. Doch kommt es zum Brand und die Module werden mit Flutlicht bestrahlt, produzieren sie automatisch weiter. Dazu kommt: „Die Teile könnten abstürzen, bei rund 25 Kilo pro Modul ist das nicht gerade ungefährlich“, bemängelt André Fustig, bei der Berufsfeuerwehr für den vorbeugenden Brandschutz zuständig.
Nicht alle Anlagen bekannt
Die Standorte der wichtigsten Anlagen sind bei der Wehr verzeichnet. „Aber nicht alle Häuslebauer geben durch, dass sie so etwas auf dem Dach haben.“ Und nicht immer sei auf den ersten Blick zu erkennen, dass sich auf einem Haus eine Photovoltaik-Anlage befindet.
Dabei sei diese Information für die Wehr lebenswichtig. „Um keinen Stromschlag zu bekommen, müssen unsere Leute Sicherheitsabstände einhalten, bei Photovoltaik-Anlagen sind das je nach eingesetztem Sprühstrahl mindestens ein bis fünf Meter“, sagt Fustig.
Außerdem bestehe durch die Anlagen ein erhöhtes Risiko für einen Brandüberschlag auf andere Gebäude. „Die Anlage liegt ja nicht platt auf dem Dach, da zieht Luft durch – was das Feuer wie in einem Kamin noch einmal zusätzlich anheizt.“
Lösung: ein Kuppelschalter
Die Situation deutlich entschärfen könnte ein so genannter Netz- und Anlagenschutz. „Das ist ein Kuppelschalter, mit dem die Kollektoren von der elektrischen Anlage entkoppelt werden“, erklärt Tobias Koppen, Geschäftsleiter der gleichnamigen Elektro GmbH. Folge: „Die Module erzeugen zwar weiterhin Strom, aber der wird nicht mehr in das elektrische System des Gebäudes geleitet.“
Seit Juli 2012 „müssen wir alle neuen Anlagen damit ausrüsten“, so Koppen. Aber auch alte Systeme könnten nachgerüstet werden. Kosten: „Zwischen 80 und 800 Euro.“
Stromschlag beim Löschen eines Kellerbrandes
Damit könnte der Kuppelschalter eine ähnliche Funktion übernehmen wie die Hauptsicherung. „Die schalten wir nach Möglichkeit ja auch sofort aus“, ergänzt Fustig. Was bei Kellerbränden allerdings ebenfalls schwierig werden könne. „Denn dort liegen Leitungen oft noch über dem Putz, schmelzen bei einem Brand und hängen dann irgendwo blank ‘rum.“
Erst in diesem Sommer habe ein Kollege beim Löschen eines Kellerbrandes einen Stromschlag erhalten. Ein ähnlicher Vorfall mit einer Photovoltaik-Anlage habe sich in Oberhausen bislang nicht ereignet. Fustig: „Damit es dabei bleibt, sollten möglichst schnell viele Eigentümer ihre Anlagen auf den neuesten technischen Stand bringen lassen.“