Die angekündigte Kürzung der Solarförderung schreckt viele Hausbesitzer ab: Aufträge liegen auf Eis oder wurden storniert. Manche Solarunternehmer sehen in der nahenden Entscheidung jedoch auch eine Chance.
Die Situation birgt bittere Ironie: Ausgerechnet die Solarbranche kann den sonnenverwöhnten Frühlingsbeginn überhaupt nicht genießen, weil die geplante Kürzung der Solarförderung jedwedes Stimmungshoch verhindert. Wegen der verminderten Renditeaussichten legen viele Hausbesitzer Aufträge auf Eis. In manchen Fällen werden Photovoltaik-Projekte ganz abgeblasen.
„Die Lage ist ernst. Man stellt sich mitunter schon die Frage, wie es weitergehen soll“, klagt Diplom-Ingenieurin Tanja Lovric. Flatterten bei ihr in der Vergangenheit beinahe täglich neue Aufträge zum Planen von Photovoltaik-Anlagen rein, so ist das Geschäft aktuell fast gänzlich zum Erliegen gekommen. Die Ankündigung der Bundesregierung, die Einspeisevergütung voraussichtlich zum 1. April um bis zu fast 40 Prozent zu kürzen, habe ihre Kunden abgeschreckt, ist sie sicher. „Wie passt das alles mit der Energiewende zusammen?“
Halbiertes Auftragsvolumen
Zwei verlorene Aufträge muss Rolf Maurmann, Inhaber von ISV Maurmann gerade verschmerzen. In der Geschäftssparte der Photovoltaikanlagen befürchtet er einen Auftragsrückgang um bis zu 50 Prozent in diesem Jahr. „Ich glaube nicht, dass die Kürzung durch günstige Preise seitens der Hersteller komplett aufgefangen werden kann.“
Ähnlich wie Bert Bleckmann von der gleichnamigen Solarberatung ärgert Maurmann das ständige Hin und Her seitens der Politik jedoch am meisten. „Wir bräuchten einmal ein konstantes Förderungslevel, das langfristig gehalten wird. Dann haben die Kunden Planungssicherheit. Die vielen gegenläufigen Ankündigungen machen sie nur nervös“, so Maurmann.
Nachdrücklich weist er auf die lange Anlaufzeit bei Solarprojekten hin. „Viele Hausbesitzer lassen sich erstmal umfassend informieren und vergleichen dann mehrere Angebote. Bis sie die Anlage auf dem Dach steht, vergehen Monate.“
435 lokale Anlagen
Aktuell sind laut EVO 435 Photovoltaik-Anlagen an das lokale Stromnetz angeschlossen, die insgesamt über eine installierte Leistung von fünf Megawatt verfügen. Wie viel noch im Laufe im Jahres hinzukommen werden, wagt derzeit niemand zu prognostizieren. Die lokale Solarunternehmer hoffen darauf, dass das Geschäft langsam wieder anläuft, sobald die Kürzungsentscheidungen endgültig gefällt worden sind. „Auch dann ist eine Photovoltaik-Anlage nämlich immer noch eine sichere Geldanlage, die eine solide Rendite bringt. Dies müssen wir unseren Kunden vor Augen führen“, sagt Bert Bleckmann, der auch mit einigen Vorurteilen aufräumen möchte. „Es ist falsch zu sagen, dass die Solarenergie den Strompreis nach oben treibt“, betont er. Gerade die große Menge an Sonnenstrom, die zur Mittagszeit eingespeist werde, drücke den Strompreis mitunter sogar unter das Nachtstrom-Niveau.