Oberhausen. .
„Die Umweltschutzgesetze bei uns machen es nahezu unmöglich, sogenannte Heißübungen im Brandschutz durchzuführen. Ich beneide die niederländischen Kollegen ein wenig, denn sie dürfen das“, gesteht Oberhausens Feuerwehrchef Wolfgang Tingler. Drei Brandschutzexperten vom Rotterdam International Safety Center (Risc) haben jetzt als Gäste am Grundlehrgang der Oberhausener Wehr teilgenommen.
Zwei Wochen haben Joris van Nassau (30), Neil Snaterse (29) und Mario Heynen (41) dem Brandschutz-Nachwuchs über die Schulter geschaut. Den Experten in Sachen Brandschutz ging es in erster Linie darum, zu erfahren, wie die Ausbildung in Deutschland strukturiert ist: „Und wir wollten lernen, welche Fachausdrücke hier benutzt werden“, sagt Joris van Nassau, „immerhin sind rund zehn Prozent der Leute, die bei uns geschult werden, deutschsprachig“.
Vorbild Brandschutzzentrum Rotterdam
Leuchtende Augen bekommen Feuerwehrchef Wolfgang Tingler und Ausbilder Jörg Brandenburg, wenn sie hören, dass im Brandschutzzentrum in Rotterdam in manchen Monaten bis zu 25 Tonnen Benzin, etwa die gleiche Menge Flüssiggas und rund zwei Lkw-Ladungen Holzpellets verbrannt werden - um den Ernstfall zu Übungszwecken nachzustellen.
„Es ist ein erheblicher Unterschied, den Feuerwehrleuten theoretisch zu erklären, was sie tun müssen. Aber es ist etwas ganz anderes, wenn sie in einer Übung eine heiße Türklinke anfassen können. Hitze muss man fühlen“, weiß Brandenburg. Und so ist es ein Wunsch Wolfgang Tinglers, „jeden Grundlehrgang zwei bis drei Tage nach Rotterdam schicken zu können, wenn das finanzierbar wäre“.
Die niederländischen Risc-Experten zeigen Feuerwehrleuten aus der ganzen Welt nicht nur, wie man Häuserbrände bekämpft. Ihr Schwerpunkt liegt in der Bekämpfung von Industrie-, Gefahrgut- und Schiffsbränden sowie bei Unglücken auf Bohrinseln. Und dazu darf zu Übungszwecken Feuer gelegt werden. Vom Leistungsstand der Experten im Nachbarland hat sich Wolfgang Tingler selbst bei einem Besuch überzeugen können.
Umweltschützer nehmen Messungen vor
Auch in den Niederlanden klopfen etwa zweimal im Jahr Umweltschützer an und nehmen Messungen vor. Jörg van Nassau schmunzelt: „Manchmal rufen auch Leute die 112 an, weil sie Brandgeruch wahrnehmen. Aber alle wissen dann ja, dass wir das sind.“ Künftig, so befürchtet er, könnte diese Art der Übung jedoch durch neue Umweltauflagen erschwert werden: „Aber man muss Hitze einfach fühlen, das geht theoretisch nicht.“
Für die Ausbildung des Brandschutz-Nachwuchses in Oberhausen verteilen die niederländischen Experten gute Noten. Van Nassau: „Etwa 98 Prozent sind so wie bei uns. Hier sind aber die Disziplin größer und die Strukturen klarer. Die Mannschaft tut, was der Chef sagt. Das ist im Ernstfall wichtig. Hinterher wird dann besprochen, was man hätte besser machen können.“ Zudem habe die Theorie-Vermittlung einen hohen Standard.
Auch außerhalb der Feuerwehrhauptwache an der Brücktorstraße sind die Niederländer von Oberhausen begeistert: Die Promade am Centro sei prima, die Ausstellung im Gasometer stand auch noch auf ihrem Wunschzettel: „Wir waren alle zum ersten Mal in Oberhausen. Aber sicher nicht zum letzten Mal. Die Leute sind hier unglaublich freundlich, wir haben uns schnell heimisch gefühlt“, sagt Niel Snaterse. Die drei hoffen - ebenso wie die Oberhausener Kollegen, dass dieser erste Besuch der Beginn einer guten Kooperation zwischen den beiden Feuerwehr-Einrichtungen sein wird.