Oberhausen. Zu diesem besonderen Abendessen nehmen über 100 Gäste an weißen Tischen Platz. Basketballnationalspielerin Sarah Austmann lud in ihrer Mitte zum Junggesellinnenabschied ein
Von Paris über Hamburg nach Oberhausen – so lassen sich die Stationen des „Weißen Dinners“ zurückverfolgen. Rund 100 Menschen haben sich dem Brauch aus Frankreich angeschlossen und an der erstmaligen Veranstaltung am Samstagabend in der Oberhausener Innenstadt teilgenommen. Ihre Eintrittskarte zum Weißen Dinner auf dem Saporishja-Platz: weiße Kleidung, weißes Tischtuch und weißes Geschirr. Einzig die Farbe des Schuhwerks ist frei wählbar.
Volker Buchloh, Leiter des städtischen Kulturbüros, war sofort von der Idee des Dinners begeistert: „Zuletzt waren in Hamburg rund 5000 Menschen dabei und wir hoffen, dass auch hier in Oberhausen die Veranstaltung weiter wachsen wird.“ Der Saporishja-Platz spiele dabei eine besondere Rolle: „Er ist ein belebter Platz, ein Platz der Begegnung und ein Platz der Kulturen – und zu Kultur gehört schließlich auch die Esskultur.“
Festlich und doch gemütlich
Auch die Besucher, mit Tischen, Stühlen und Picknick-Korb angereist, fühlten sich bei Sonnenschein sichtlich wohl: In lockerer Atmosphäre haben sie zusammen gegessen und sich angeregt miteinander unterhalten, untermalt von Gitarrenmusik. Rotwein und Kerzen auf den Tischen stechen im Kontrast zum Weiß deutlich hervor, das sich wie ein Meer über den Saporishja-Platz gelegt hat.
Festlich und doch gemütlich kommt dieses besondere Abendessen daher – Gäste nehmen für diese Atmosphäre sogar eine längere Anreise in Kauf, wie Cornelia Berg verrät: „Ich komme aus Herten, ich bin aber gespannt, wie die Idee hier in Oberhausen angenommen wird.“ Ein Weißes Dinner zu veranstalten, das sei eine wunderbare Idee, sagt die 59-Jährige. „So was hat es in der Umgebung bis jetzt kaum gegeben.“ Und wie gefällt es? „Das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen.“
Paul Schulte (67) und Christina Kleinhans (49) haben vom Oberhausener „Abendessen in Weiß“ aus dem Radio erfahren. „Ich habe mal einen Bericht darüber im Fernsehen gesehen“, sagt Kleinhans und Schulte ergänzt mit einem Lächeln: „Es ist einfach toll zu sehen, wie entgeistert uns die Autofahrer anschauen, die hier an uns vorbeifahren. Das macht doch viel mehr Spaß als zu Hause alleine auf der Terrasse zu sitzen.“
„Weiß passt super zur Braut“
Unter den Besuchern war auch Basketballnationalspielerin Sarah Austmann (27), die sich spontan dazu entschloss, ihren Junggesellinnenabschied mit ihren Freundinnen auf dem Saporishja-Platz zu feiern. Freundin Saskia Vontein findet: „Weiß passt super zur Braut.“ Die Idee zum Dinner sei spontan gekommen, „heute Mittag haben wir bei ihr angerufen“.
Das Essen selbst unterliegt beim Weißen Dinner übrigens keiner bestimmten Farbvorgabe. Die Besucher haben die verschiedensten Sachen im Gepäck: Auf den Tisch kommt mal Nudelauflauf, mal sind es selbst gemachte Frikadellen oder Brötchen.
Beim dritten Mal ein Brauchtum
Ideengeber und Veranstaltungsmanager Uwe Muth (54) sieht in dem Weißen Dinner einen deutlichen Vorteil: „Die einheitliche Farbe lockert auf. Jeder sieht gleich aus, das vereinfacht die Kommunikation. Man kann so viel leichter neue Menschen kennenlernen!“ Für künftige Veranstaltungen hat er schon große Pläne: „Ab dem zweiten Mal nennt man im Ruhrgebiet eine Veranstaltung Tradition, ab dem dritten Mal Brauchtum. Wir versuchen, dass das Weiße Dinner in Oberhausen zum Brauchtum wird – und vielleicht erreichen wir ja da ähnliche Zahlen wie zuletzt in Hamburg.“