Mülheim. .

Die Tische im Haus Frintrop sind festlich gedeckt und, anders als bei normalem Betrieb, zu einer langen Tafel aufgereiht. Rund 20 Gäste sitzen nebeneinander, und spätestens nach dem zweiten Gang unterhalten sie auch miteinander. Über das Essen natürlich sowie über Gott und die Welt. Vor acht Jahren hat sich Koch Hermann Frintrop das Konzept des Gourmetstammtisches überlegt. Seitdem tischt Frintrop einmal im Monat ein Vier-Gänge-Menü auf. Was serviert wird, verrät er vorher nicht.

Was begann, um Leute regelmäßig in die ehemalige Bergmannskneipe zu locken, hat sich längt zur festen Institution entwickelt. „Der Abend soll Spaß machen und die Leute zusammenbringen“, erklärt Hermann Frintrop die Devise. Die Karte klingt bodenständig, mit einem Tick Raffinesse.

„Mir sind immer Sterne-Ambitionen angedichtet worden, aber ich habe einfach gelernt, dass man die Produkte anständig behandelt – egal, ob es ein Wiener Schnitzel ist oder ein Rinderfilet.“ Er selbst sagt von sich, er koche „geradeaus“. Rezeptbücher hat er schon lange nicht mehr gewälzt, die Inspiration kommt von alleine. Und Gerichte, die die Gäste für gut befunden haben, etwa den Schwarzbrotknödel, werden Dauerbrenner auf der Karte.

Überraschungsmenü in Oberhausen beim Gourmetstammtisch

Erwartungsfroh schauen die Gäste auf das Menü: Es gibt geräucherte Lachsforelle mit Schnittlauchcreme, als Zwischengang eine Lauchsuppe mit Morcheln und feinen Klößen. Hauptgericht – Ostern naht – ist eine Lammkeule mit Basilikum, Schwarzwurzeln in Rahm und Tomatenkartoffeln, und zum Nachtisch wird Rhabarberschaum mit Erdbeersauce gereicht.

Zunächst wird aber ein Gruß aus der Küche gereicht: „Probiert mal die Creme. Basilikum, Estragon, Petersilie, Quark und dazu frisches Brot.“ Thomas Heinrichs schwärmt – und hat Hermann Frintrop längst nach dem Rezept gefragt. Neulich hat er die Creme mal zu Hause zubereitet. „Die ist gut angekommen.“ Frintop gibt gerne Tipps. Man kennt sich.

Thomas Heinrichs und Eva-Maria Dommermuth besuchen den Stammtisch schon seit vielen Jahren. Mittlerweile haben sie auch Freunde aus Krefeld überzeugt, regelmäßig vorbeizuschauen. Und obwohl Herbert Görlich nicht gerne Lamm mag, probiert er das Fleisch. „Der Hermann ist ein Soßenkasper. Da kommt nix aus der Tüte. So schmeckt mir sogar das Lamm“, ist er überzeugt. Auch die anderen Gäste sind Wiederholungstäter. „Es ist einfach eine lockere Atmosphäre. Und wenn im Sommer zum Stammtisch draußen gedeckt wird, fühlt man sich fast wie in Frankreich“, loben Evelyn Weidtkamp und Gabi Winterscheidt.

Zeit sollte man allerdings mitbringen. Zwischen jedem Gang wird eine kleine Pause eingelegt – damit sich die Gäste auch unterhalten können. Dann wirbelt und wirkt der Koch am Herd. Während der Lammbraten schmort, bereitet er das Schwarzwurzelgemüse vor.

„Jetzt ist es eigentlich entspannt“, sagt er. Nur wenn parallel noch andere Gäste, die nicht am Stammtisch teilnehmen, etwas Schmackhaftes ordern, wird es stressig. Zum Schluss holt er sich dann das Lob bei den Stammgästen persönlich ab. Die sind zufrieden, wieder einmal – und fordern glatt noch eine Zugabe vom zart-schmelzenden Rhabarberschaum.