Oberhausen. . Der Vorsitzende der Oberhausener Kreisgruppe der Gewerkschaft der Polizei (GDP), Volker Serve, widerspricht dem Münsteraner Polizeipräsidenten Hubert Wimber. Dieser hatte erklärt, dass Ruhestörungen nicht Sache der Polizei seien. Serve findet, dass dies “komplett an der Realität vorbei“ ginge.
Der Münsteraner Polizeipräsident Hubert Wimber hat erneut in ein Wespennest gestochen. Seine Forderung: Nicht nur bei Bagatellunfällen, sondern auch bei nächtlichen Ruhestörungen sollten die Beamten nicht mehr ausrücken. „Eigentlich müssen die Leute das untereinander lösen“, so Wimber. Der Vorsitzende der Oberhausener Kreisgruppe der Gewerkschaft der Polizei (GDP), Volker Serve, findet das „komplett an der Realität vorbei“.
Es deute vieles darauf hin, dass Wimber von der polizeilichen Praxis offenbar nicht allzu viel Ahnung habe. „Oder aber er hat gerade die politisch-grüne Brille auf“, so Serve. Damit spielt er auf einen Vorstoß der NRW-Grünen an, die Ende Juli massive Stellenstreichungen bei der Polizei gefordert haben. „Da möchte sich Herr Wimber offenbar dranhängen.“ Bereits vor wenigen Tagen hatte Wimber erklärt, die Polizei sei nicht zuständig für Unfälle, bei denen lediglich Blechschäden entstanden sind.
Für den GDP-Vorsitzenden gehören Einsätze wegen Ruhestörung zur Gefahrenabwehr. „Oft steckt dahinter häusliche Gewalt“, erklärt Serve, den das Thema sichtlich erregt. Überhaupt fragt er sich: „Wie soll das nach Meinung von Herrn Wimbers in Zukunft laufen? Machen wir es wieder wie im Wilden Westen? Hat dann der mit den dicksten Muckis das Sagen im Viertel? Das kann es ja nicht sein.“
Nicht warten, bis Straftaten begangen werden
Nach Ansicht von Volker Serve kann niemandem daran gelegen sein, zu warten, bis aus kleinen Nachbarschaftsstreitigkeiten echte Straftaten werden. „Ich kann mir keinen Polizisten vorstellen, der seinen Job vernünftig macht und den Vorstoß des Münsteraner Polizeipräsidenten auch nur halbwegs begrüßt“, so Volker Serve.
Rund 300 Einsätze wegen Ruhestörung verzeichnet die Oberhausener Polizei im Durchschnitt in den Sommermonaten, im Winter sind es bedeutend weniger.
Johannes Paus, Sprecher der Oberhausener Polizei: „Ruhestörungsdelikte sind in der Tat von der Witterung abhängig. Das liegt einfach daran, dass die Menschen sich im Sommer gern draußen aufhalten, während andere vielleicht bei offenem Fenster schlafen.“ Da fühle sich der ein oder andere schon mal schnell gestört und rufe dann die Polizei.
Einsätze nach Großveranstaltungen
Überdurchschnittlich viele Einsätze gab es im Juli: „Da sind wir 511 Mal wegen Ruhestörung ausgerückt“, erinnert sich Paus. Die hohe Zahl resultiert allerdings aus drei Großveranstaltungen: Olgas Rock, dem Heavy-Metal-Festival „Devilside“ und dem Ruhr Reggae Summer an der Mülheimer Stadtgrenze. „Da haben sich viele Anwohner beschwert.“ Und auch das gute Wetter spielte eine Rolle: Allein am letzten Juli-Wochenende meldete die Polizei 110 Einsätze wegen nächtlicher Ruhestörung. Im August waren es bislang 187. Paus: „Rechnet man das hoch, liegen wir wieder im Durchschnitt.“