600 Menschen zündeten Lichter für erstochenen Jason in Oberhausen an
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Oberhausen. . In Oberhausen nahmen 600 Menschen an der Lichterkette für den achtjährigen Jason teil, der vergangene Woche erstochen wurde. Sie waren einem Aufruf von einem Facebook-Nutzerin gefolgt. Kosten wird die Stadt den Veranstalterinnen “wegen der besonderen Situation“ nicht in Rechnung stellen.
Ein Himmel von diesem schweren unheilvollen Grau. Die Luft durchsetzt von einer deprimierend-drückende Schwüle. Dieser Abend hat sich die perfekte Kulisse für die 600 Menschen ausgedacht, die zur Humboldtstraße gekommen sind, um ihrer Trauer um Jason Ausdruck zu verleihen und der Mutter des Jungen ihr Mitgefühl zu bekunden. Männer, Frauen, Kinder, alle folgen dem Facebook-Aufruf Ramona Vedders und ihrer Freundinnen: Jason soll eine Lichterkette bekommen.
So halten die Menschen auch alle Kerzen in den Händen. Weiße, Kerzen, bunte, rote Grablichter. Und dazu weiße Rosen. Manche auch gleich Blumengebinde. Die Leute, die nach und nach alle an der Humboldtstraße/Ecke Grenzstraße eingetroffen sind, verhalten sich ruhig, warten geduldig. Irgendwann dann fordert Ramona Vedder sie mit Hilfe eines Polizeilautsprechers auf, eine Lichterkette zu bilden. Nach und nach sollen sie dann ihre Kerzen zu denen stellen, die bereits vor dem Haus brennen, in dem sich die Tragödie ereignete.
Eine Tragödie
So lodert schon bald ein Lichtermeer am Unglückort. Es leuchtet direkt vor der Parterrewohnung, deren Fenster Jalousien-bewährt eine Dunkelheit hinter all dem Licht erahnen lassen, in die man selber nie geraten möchte. Manche der Menschen weinen auch. Die, die Jason kannten, vielleicht. Ein junger Mann sagt: „Ich habe das alles mitbekommen. Den Kleinen auf der Straße.“ Eine Frau (37) fühlt mit der Mutter: „Ich habe selber ein Kind verloren, ich weiß, wie das ist.“ Norman Ahlborn sagt: „Ich bin aus Anstand, aus Höflichkeit, aus Mitgefühl hier.“ Ahlborn wohnt zwei Straßen weiter. Überhaupt sind viele Nachbarn dem Aufruf gefolgt. Dazu gehört auch Natalie Viegas-Do Livramento. „Mein Sohn war auf der gleichen Schule wie Jason“, erzählt die Mutter von zwei Kindern.
Lichterkette für getöteten Jason
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Plötzlich aufgeregtes Gemurmel in der Masse. Ein Ordner ruft: „Machen Sie bitte einmal Platz für die Mutter!“ Die Szenerie erinnert plötzlich an ein Theaterstück. Eine Tragödie. Emotionen pur. Die Mutter, enge schwarze Kleidung, das Gesicht verborgen hinter dunklem Haar, geschützt durch eine schwarze Kappe, vom Weinen geschüttelt, bahnt sich ihren Weg durch die Menschenschneise. Sie wird gestützt von einem älteren Mann. Erträgt die Situation nicht, flüchtet in ein Gebäude. Und später muss sie den Weg dann doch wieder zurückgehen. Diesmal beschützt von zwei anderen Frauen.
Da haben die Menschen ihre Lichter abgestellt. Hat ein Mann einen Blumenstrauß geküsst, ehe er ihn ablegte. Die Menschenmenge zerstreut sich. Die Kerzen brennen. Für einige Zeit spenden sie ein wenig symbolische Wärme.
Übrigens werden „wegen der besonderen Situation“ weder Polizei, noch Stadt den Veranstalterinnen Kosten in Rechnung stellen, die durch die beim Ordnungsamt weder angemeldete noch genehmigte Versammlung entstanden sind.
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