Oberhausen. . Der Tod des acht Jahre alten Jason, der am Donnerstag in Oberhausen vom Lebensgefährten seiner Mutter erstochen worden sein soll, hat viele Menschen getroffen. Der Eingang des Hauses an der Humboldtstraße gleicht einer kleinen Gedenkstätte. Gegen den mutmaßlichen Täter wurde Haftbefehl erlassen.

Die Humboldtstraße in der Oberhausener Innenstadt ist am Freitagmorgen zu einer kleinen Pilgerstätte geworden. Immer wieder tauchen Erwachsene und Kinder vor dem Haus auf, in dem Michele P. (27) den acht Jahre alten Sohn seiner Freundin mit einem Messer tödlich verletzte. Die großen und kleinen Menschen trauern mit der Mutter oder sie trauern um den Jungen, den sie kannten.

Gemalte Bilder sprechen Bände: „Jason ich mag dich, ich werden dich nie vergessen“, steht über einem roten Herzen. Briefe, viele, viele Kerzen und Stofftiere werden auf der gegenüberliegenden Straßenseite oder direkt neben der Haustür abgelegt. Auch die Geschwister Micha (15), Maurice (10), Chantal (8) und Leon (5) halten Stofftiere in den Händen, die sie zum Gedenken an Jason mitgebracht haben. „Wir haben im Fernsehen von Jason gehört“, sagt Micha. Seine Schwester Chantal habe den ganzen Donnerstag geheult.

Auch für die Nachbarn ist es ein Trauma

Gerade als das Quartett seine Plüschtiere schüchtern zu dem kleinen Gedenk-Zoo am Haus gesellt, reißen zwei alte Damen im Haus die Tür auf, schimpfen los: „Es ist ja schön, dass ihr die Kuscheltiere da hin legt, aber wir müssen auch noch aus dem Haus raus kommen.“ Die Kinder schauen verschreckt. Ein junger Hausbewohner, der jetzt zusätzlich auf der Bildfläche erscheint, regt sich über die Seniorinnen auf: „Hier ist ein Junge gestorben, die Kinder denken wenigstens daran.“

Oberhausen trauert um Jason

Trauer und Betroffenheit an der Humboldtstraße in Oberhausen am Tag nach der Tötung des achtjährigen Jason. Foto: Tom Thöne
Trauer und Betroffenheit an der Humboldtstraße in Oberhausen am Tag nach der Tötung des achtjährigen Jason. Foto: Tom Thöne © WAZ FotoPool
Trauer und Betroffenheit an der Humboldtstraße in Oberhausen am Tag nach der Tötung des achtjährigen Jason. Foto: Tom Thöne
Trauer und Betroffenheit an der Humboldtstraße in Oberhausen am Tag nach der Tötung des achtjährigen Jason. Foto: Tom Thöne © WAZ FotoPool
Trauer und Betroffenheit an der Humboldtstraße in Oberhausen am Tag nach der Tötung des achtjährigen Jason. Foto: Tom Thöne
Trauer und Betroffenheit an der Humboldtstraße in Oberhausen am Tag nach der Tötung des achtjährigen Jason. Foto: Tom Thöne © WAZ FotoPool
Trauer und Betroffenheit an der Humboldtstraße in Oberhausen am Tag nach der Tötung des achtjährigen Jason. Foto: Tom Thöne
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Trauer und Betroffenheit an der Humboldtstraße in Oberhausen am Tag nach der Tötung des achtjährigen Jason. Foto: Tom Thöne
Trauer und Betroffenheit an der Humboldtstraße in Oberhausen am Tag nach der Tötung des achtjährigen Jason. Foto: Tom Thöne © WAZ FotoPool
Trauer und Betroffenheit an der Humboldtstraße in Oberhausen am Tag nach der Tötung des achtjährigen Jason. Foto: Tom Thöne
Trauer und Betroffenheit an der Humboldtstraße in Oberhausen am Tag nach der Tötung des achtjährigen Jason. Foto: Tom Thöne © WAZ FotoPool
Trauer und Betroffenheit an der Humboldtstraße in Oberhausen am Tag nach der Tötung des achtjährigen Jason. Foto: Tom Thöne
Trauer und Betroffenheit an der Humboldtstraße in Oberhausen am Tag nach der Tötung des achtjährigen Jason. Foto: Tom Thöne © WAZ FotoPool
Trauer und Betroffenheit an der Humboldtstraße in Oberhausen am Tag nach der Tötung des achtjährigen Jason. Foto: Tom Thöne
Trauer und Betroffenheit an der Humboldtstraße in Oberhausen am Tag nach der Tötung des achtjährigen Jason. Foto: Tom Thöne © WAZ FotoPool
Trauer und Betroffenheit an der Humboldtstraße in Oberhausen am Tag nach der Tötung des achtjährigen Jason. Foto: Tom Thöne
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Trauer und Betroffenheit an der Humboldtstraße in Oberhausen am Tag nach der Tötung des achtjährigen Jason. Foto: Tom Thöne
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Trauer und Betroffenheit an der Humboldtstraße in Oberhausen am Tag nach der Tötung des achtjährigen Jason. Foto: Tom Thöne
Trauer und Betroffenheit an der Humboldtstraße in Oberhausen am Tag nach der Tötung des achtjährigen Jason. Foto: Tom Thöne © WAZ FotoPool
Trauer und Betroffenheit an der Humboldtstraße in Oberhausen am Tag nach der Tötung des achtjährigen Jason. Foto: Tom Thöne
Trauer und Betroffenheit an der Humboldtstraße in Oberhausen am Tag nach der Tötung des achtjährigen Jason. Foto: Tom Thöne © WAZ FotoPool
Trauer und Betroffenheit an der Humboldtstraße in Oberhausen am Tag nach der Tötung des achtjährigen Jason. Foto: Tom Thöne
Trauer und Betroffenheit an der Humboldtstraße in Oberhausen am Tag nach der Tötung des achtjährigen Jason. Foto: Tom Thöne © WAZ FotoPool
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An den Tod des Jungen muss auch Helga Carcione immer denken, die direkt gegenüber wohnt. „Das ist für mich ein Trauma“, sagt sie. Eine Frau aus der Nachbarschaft zeigt sich zusätzlich schockiert. Ihre erwachsene Tochter habe ihr über Michele P. erzählt: „Das ist doch der Michi, mit dem habe ich als Kind immer gespielt.“ „Der Junge hat damals bei seiner Oma gewohnt“, sagt die Frau.

Haftrichter ordnet Unterbringung von Michele P. an

Was in dem Jungen, dem Michi von einst vorging, als er Jason tötete, das ist nach wie vor ein Rätsel. Zum Motiv konnten Staatsanwaltschaft und Polizei nach wie vor keine Angaben machen. Der 27-Jährige, der bereits am Donnerstag vernommen worden war, wurde am Freitag dem Haftrichter vorgeführt. Ein Haftbefehl wurde erlassen. „Eine Unterbringung veranlasst“, heißt es kryptisch im Pressetext der Behörden. Ist Michele P. jetzt im Gefängnis oder in der Forensik, die Frage bleibt ungeklärt.

Aufruf zu einer Lichterkette

Auf Facebook wird zu einer „Lichterkette für Jason“ aufgerufen. Am kommenden Montag, 13. August, um 19 Uhr will man an der Humboldtstraße an den Jungen erinnern.

„Bitte, kommt alle“, steht dort unter dem Bild von Händen, die eine brennende Kerze halten.

Michele P. soll schon lange, bereits als Kind wie Astrid B. sagt psychische Probleme gehabt haben. Eine psychiatrische Behandlung, zu der ihm ein Arzt dringend geraten haben soll, lehnte er ab.

Psychiatrische Ausnahmezustände

Keine Seltenheit, wie Prof. Dr. med. Eugen Davids, Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an den Katholische Kliniken Oberhausen weiß: „Wir haben in der Praxis häufig die Konstellation, dass Patienten eine notwendige Behandlung nicht akzeptieren.“ Gegen den ärztlichen Rat würden die Patienten dann die Klinik verlassen. Prof. Davids: „In der Regel bitten wir in solchen Fällen Angehörige, ein Auge auf die Betroffenen zu haben.“

Ein Auge hatte am Donnerstagabend auch eine Tochter auf ihren Vater. Sie entdeckte den 51-Jährigen mitsamt Gasflasche und Brenner im Haus ihrer Eltern. Der Mann drohte, nach einem Streit mit seiner Ehefrau das Haus in die Luft zu sprengen, ergab sich aber schließlich einem Spezialeinsatzkommando der Polizei.

Regiert in Oberhausen der Wahnsinn? Prof. Davids kann zwar nicht auf diesen Fall bezogen, aber grundsätzlich sagen: „Es gibt psychiatrische Ausnahmezustände, bei denen meist keine richtige Erkrankung vorliegt.“ Eher zeigten die Leute eine bestimmte Persönlichkeit, seien etwa sehr impulsiv. Ausrasten könnten sie unter Alkoholeinfluss, bei Paarproblemen oder Geldsorgen.