Essen. . Nach dem Tod eines Jungen in Oberhausen stellt sich wie bei der dreifachen Kindstötung in Dortmund die gleiche Frage: Warum? Ein mögliches Motiv: Rache. “Das ist ein typisches Grundmotiv“, sagt der Kriminologe Christian Pfeiffer. Männer würden Kinder töten, um die Frauen zu bestrafen.
„Dass Männer sich an Frauen rächen wollen, indem sie ihre Kinder töten, ist ein durchaus typisches Grundmuster“, sagt der niedersächsische Kriminologe Christian Pfeiffer. Typisch vor allem dann, wenn der Tötende die Frau dafür bestrafen möchte, weil sie nicht so mitspielt, wie er es gerne möchte.
Pfeiffer erinnert an jenen Mann, der im Juni in Niedersachsen seine vier Kinder tötete, während seine Ex-Frau ihren Urlaub in der Türkei verbrachte. „Der Mann kündigte die Tat seiner früheren Frau per SMS an. Er wollte sie so dafür bestrafen, dass sie mit ihrem neuen Lebenspartner verreist war“, sagt der Kriminologe.
Kinder werden als massive Belastung empfunden
Zu dem Grundmuster gehöre jedoch auch, dass der Täter sich anschließend selbst töte. Im Fall des niedersächsischen Vaters misslang dies. Kinder, so Pfeiffer, würden von Tätern oft als massive Belastung empfunden. Sie entwickelten regelrecht Hass auf sie, rasteten aus und fielen über sie her.
Solche Situationen entwickelten sich jedoch nicht in einer funktionierenden Beziehung, sondern in Stress-Situationen oder wenn etwa die Frau ankündige, sie wolle sich trennen. Die Rache für solch eine narzisstische Kränkung sei eine der Ursachen für Kindestötungen, eine andere sei eine psychische Erkrankung wie sie offenbar im Oberhausener Fall beim Täter vorliege.
Pfeiffer wies jedoch auf eine insgesamt positive Entwicklung seit 1993 hin. Die Zahl der Tötungen von Kindern unter sechs Jahren habe sich seitdem um die Hälfte reduziert, bei den Sechs- bis 14-Jährigen sei sie sogar um zwei Drittel zurückgegangen. Auch würden Kinder in Deutschland immer seltener geschlagen. Das Bundeskriminalamt zählte in seiner Statistik für das Jahr 2011 45 getötete Kinder unter 14 Jahren.