Gelsenkirchen. .
Dieser Blick, wenn die beiden sich anschauen – verliebt wie ein junges Paar! Und dabei hält die Liebe bei Josefine und Karl Wolters schon eine richtige Ewigkeit: Vor 68 Jahren gaben sich die beiden Gelsenkirchener Ende Dezember in Paderborn das Ja-Wort. Heute haben sie vier Söhne und fünf Enkelkinder – und haben den Hochzeitstag im Kreise ihrer Lieben gefeiert. Stilecht, wie damals.
„Eigentlich sollten wir uns ja gar nicht kennenlernen“, sagt Josefine Wolters (92) lachend. Ihr Bruder Paul war mit Karl Wolters befreundet. Doch als der ein Foto von „Fine“ sah und sofort begeistert nachfragte, entgegnete der Bruder nur: „Das ist keine Frau für dich!“
Nur einmal sind sie sich kurz begegnet, auf der Reichsausstellung „Schaffendes Volk“, 1937 in Düsseldorf. „Ich weiß noch ganz genau, wie wir da gemeinsam auf dieser riesigen Schiffsschaukel waren und gejauchzt haben vor Freude“, erinnert sich Josefine Wolters, die mit Mädchennamen Franzen hieß.
Erster Kuss unterm Brandenburger Tor
Hernach verloren sich die beiden wieder aus den Augen, bis ein trauriger Anlass sie für immer zueinander brachte. „Mein Bruder Paul ist in Frankreich gefallen. Bei der Trauerfeier war auch Karl dabei. Und so haben wir uns dann endlich richtig kennengelernt“, sagt die Gelsenkirchenerin. „Den ersten Kuss gab es unterm Brandenburger Tor“, sagt Karl Wolters mit einem verschmitzten Lächeln.
Schon bald wussten die beiden, dass sie für immer zusammenbleiben wollten. Aber weil Karl Wolters, der gelernte Architekt und Stadtplaner, während des Krieges in Hitlers östlichem Hauptquartier Wolfsschanze feindliche Stellungen in Lagekarten einzeichnete und Josefine Franzen als Röntgenschwester für das Deutsche Rote Kreuz in Polen im Einsatz war, sahen sie sich kaum.
„So mussten wir dann quasi heiraten, um wenigstens gemeinsamen Heimaturlaub zu bekommen“, sagt Karl Wolters. „Weil man Kriegshochzeiten damals nicht pompös feierte und wir auch gar keine Zeit für Vorbereitungen hatten, haben wir dann in ganz kleinem Kreis geheiratet“, schiebt er hinterher.
Trauung beim ehemaligen Religionslehrer
Und weil alles schnell gehen sollte, ließen sich beide von Karl Wolters ehemaligem Religionslehrer trauen, der inzwischen in Paderborn tätig war. Jetzt, nach 68 Jahren, haben sie sich noch einmal an die Trauung erinnert und sind gemeinsam mit der Familie zu der Stelle gereist, an der das Ja-Wort einst fiel. „Es gab auch wieder fast das gleiche Festmahl wie damals“, erzählt Karl Wolters.
Und was macht das große Glück der beiden aus? „Treue steht bei uns ganz oben. Das ist das größte Glück“, antwortet Karl Wolters. Und seine Ehefrau ergänzt: „Wir haben immer zusammengehalten, in Höhen und Tiefen des Lebens. Natürlich war bei uns auch schon einmal Sturm in der Küche, aber wir haben uns immer wieder vertragen. Gemeinsam haben wir auch die schwierigen Jahre überstanden. Wissen Sie, die Kriegsjahre und die Zeit danach waren ja nicht einfach. Aber wir hatten uns dann gegenseitig.“
Gemeinsam Trümmersteine gekloppt
So erinnern sich heute beide daran, wie sie von ihrem ersten Nachkriegsgeld die Steine für ihr heutiges Haus „Auf Böhlingshof“ kauften, wie sie gemeinsam Trümmersteine kloppten, um sich den Traum vom Haus zu erfüllen.
„Auch danach war das Leben nicht immer einfach. Aber wir haben es zusammen gemeistert.“ So kann das Paar auch heute, mit 92 und 94 Jahren, noch gut gelaunt in die Zukunft blicken. „Wir gehören einfach zusammen“, sagen sie wie aus einem Mund.