Oberhausen. . Tagung auf Burg Vondern beleuchtet Geschichte und Gegenwartet des Flusses.
Für Albert Karschti war die Emscher schon immer viel mehr als nur „ein stinkendes Gewässer“. Geschichte, Kultur, Identität – das sind die Dinge, die der Geschäftsführer des Vereins „Freunde der Archäologie im Raum Oberhausen“ (FARO) mit dem Nebenfluss des Rheins verbindet. Sein größter Wunsch: dass auch die anderen Oberhausener dies erkennen. Diesem Zwecke dient auch eine Tagung, zu der FARO gemeinsam mit der Emschergenossenschaft am 28. und 29. September auf Burg Vondern einlädt.
„Es passiert gerade so viel“, sagt Karschti über die zweite große Verwandlungsphase in der Geschichte der Emscherregion. Als Mitte des 19. Jahrhunderts die Industrialisierung das Ruhrgebiet erfasste und das Bevölkerungswachstum extrem beschleunigte, wurden Abwasser und Grubenwasser der Bergwerke in die Emscher geleitet. Der Fluss verkam zur Kloake. Seit einigen Jahren nun werden Fluss und Nebenläufe schrittweise ökologisch umgebaut. Für die Freunde der Archäologie eine „Jahrhundertchance“.
Neandertaler auf der Jagd
Für Albert Karschti geht es bei dieser positiven Wandlung jedoch nicht nur um eine aufgehübschte Region, neu gewonnenes Bauland oder Kunst- und Kulturaktionen, wie es sie seit dem Kulturhauptstadtjahr an der Emscher gibt. „Die Menschen in Oberhausen können jetzt sehen, was sie hier Wertvolles haben.“ Man müsse nicht in fremde Länder reisen, um sich auf die Spur vergangener Kulturen zu begeben, es gebe sie auch hier, gleich vor der Haustür.
Der Bergbau-Ingenieur im Ruhestand verweist auf die zahlreichen Untersuchungen, die derzeit in und an der Emscher getätigt werden, um mehr zu erfahren über die weit zurückreichende Vergangenheit des 83,1 Kilometer langen Gewässers.
Neandertaler an der Emscher
„Archäologie ist auch immer Kulturwissenschaft“, sagt Karschti und zeigt eine Karte von 1609, auf der die Emscher zwischen kulturträchtigen Gewässern eingezeichnet ist: im Norden die Lippe, im Süden die Ruhr. „Schon die Neandertaler schlugen an ihrem Ufer ihr Lager auf, um von hier aus auf die Jagd zu gehen“, erzählt Karschti.
Bohrungen mit neuester Technik könnten dieses und vieles mehr feststellen. Der Versuch, einstige Landschaften zu rekonstruieren, stünde im Fokus moderner Wissenschaft.
Alle Interessierten sind zu der Tagung auf Burg Vondern eingeladen. Der Eintritt ist frei und Albert Karschti verspricht, dass auch Laien den Vorträgen der Fachleute folgen können. Nach einem Tag im Zeichen der Wissenschaft, bei dem auch Ergebnisse aktueller Grabungen vorgestellt werden, gibt es am zweiten Tag Archäologie zum Anfassen. Die praktische Seite steht im Mittelpunkt, man kann bei Bohrungen zuschauen, bei geomagnetischen Untersuchungen und beim Erstellen von Luftbildaufnahmen.
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