Oberhausen. . „Freunde der Archäologie“ vermuten, den Standort einer fränkischen Siedlung gefunden zu haben. Spenden der Sterkrader Ritter
Herr Schelle hat sich damals nicht viel dabei gedacht. Er wollte seinen Garten großflächig umgraben, beauftragte also ein Bauunternehmen, erst den Mutterboden abzutragen, um dann den Sand darunter für Bauzwecke zu sichern. Herr Schelle wunderte sich dann aber sehr, als einer der Bauarbeiter bei ihm klopfte und klagte, warum so viele Knochen im Sand zu finden seien. Denn was Herr Schelle nicht wusste: Er grub gerade einen rund 1500 Jahre alten fränkischen Friedhof um.
1921 war das, auf einem Grundstück an der Weseler Straße in Sterkrade. Einige wertvolle Fundstücke konnten gerettet werden, wirklich wissenschaftliche Ausgrabungen stellte allerdings erst 15 Jahre später der Archäologe Rudolf Stampfuß an dieser Fundstelle an. Weitere 76 Jahre später wollen die „Freunde der Archäologie Raum Oberhausen“, kurz Faro, seine Arbeit fortsetzen. Möglich macht das eine Spende der Mitglieder des Vereins Ordenskapitel Sterkrader Ritter.
Knochen weisen auf alte Siedlung hin
„Wo ein Friedhof ist, da muss auch eine Siedlung sein“, sagt Udo Peters, 1. Vorsitzender des 2010 gegründeten Faro-Vereins. Und genau diese wollten sie suchen. Also überflogen die Archäologie-Freunde großflächig das Gebiet an der Weseler Straße, kartierten es, wälzten Dokumente im Stadtarchiv und in den Kirchen, untersuchten bald Bodenstrukturen mit speziellen geologischen Verfahren. So konnten sie nach und nach den möglichen Standort der Siedlung einkreisen, in der im 6. Jahrhundert wohl eine Gruppe des germanischen Großstamms der Franken gelebt hat: Am Volkspark an der Weseler Straße vermuteten sie diese.
Nahe dieser Stelle, etwa 400 Meter von der Ausgrabungsstätte des alten Friedhofs, hat der alte Herrenhof Schulte-Westhoff gestanden. Dieser, so vermutete Stampfuß bereits 1936, sei wohl der Nachfolger eines alten fränkischen Sippenhofs gewesen. Was genau an dieser Stelle stand, wollen die Archäologie-Freunde nun mit weiteren Untersuchungen belegen, historische Schätze unter der Spielwiese aufdecken.
Die Vergangenheit wird sichtbar gemacht
Hinterlassenschaften wie festgetretener Lehmboden, Spuren von Holzpfosten oder Keramik, all das können sie mit Laboruntersuchungen feststellen. „Wir wissen, dass hier auf dem Gelände Landwirtschaft betrieben wurde“, sagt der Heimatforscher Karl Lange. „Nun geht es nur darum, den genauen Standort der Siedlung sicher festzustellen.“
Gefördert wird der Faro-Verein unter anderem von der Emschergenossenschaft. Das Sterkrader Projekt unterstützen zudem die Mitgliedern des Ordenskapitels Sterkrader Ritter. „Wir wollen helfen, das Alte für die Nachwelt wieder sichtbar zu machen“, sagt Egon Kleine-Wolters, 2. Vorsitzender der Ritter. Dauerhaft wollen die Ritter den Verein Faro künftig fördern, sind auch selbst Mitglied der Archäologie-Freunde.
Dr. Otto Dickau, Leiter des Oberhausener Stadtarchivs und Mitglied bei Faro, beschreibt die Forschungen als einen Fortschritt nach langem Stillstand. „Seit 1936 hat es keine wissenschaftlichen Untersuchungen in diesem Bereich gegeben. Was nun geschieht, ist Wissenschaft im Wortsinn: Es schafft Wissen.“
Sollten sich die Vermutungen der Archäologie-Freunde bestätigen, wollen sie den Siedlungsstandort öffentlich sichtbar machen. Etwa mit einer Hinweistafel.
Ritterliche Taten: Ordenskapitel stellt Geschichtstafeln auf
Das Ordenskapitel Sterkrader Ritter wurde 2008 gegründet. Seine Wurzeln hat der Verein im Karneval, heute unterstützen seine Mitglieder soziale, kulturelle und historische Einrichtungen in Sterkrade. Zu den 24 Mitgliedern gehören Menschen, die sich um ihren Stadtteil verdient gemacht haben, ob Ärzte, Kaufleute oder Politiker.
Das Stadtteilbild haben sie u.a. mit Geschichtstafeln geprägt, die an historische Gebäude und Stätten erinnern – etwa an den ehemaligen Kaiserhof, der am Großen Markt zu finden war. Ein zweites Schild befasst sich mit der Geschichte der Friedenskirche, es steht vor dem Gotteshaus an der Steinbrinkstraße.
Eine neue Tafel soll in Kürze am alten Sterkrader Rathaus platziert werden. Zudem bemühen sich die Mitglieder des Sterkrader Ordenskapitels, ein Schild am Sterkrader Tor aufzustellen. Damit wollen sie an die GHH erinnern, die zu Hochzeiten rund 95 000 Menschen aus der Region einen Arbeitsplatz gegeben hatte. Die Kosten der Geschichtstafeln, rund 2000 Euro, trägt der Verein in der Regel selbst, hofft beim GHH-Schild aber auch auf finanzielle Unterstützung aus der Wirtschaft.
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