Oberhausen.

Auf die Plätze, fertig, lest! Besser als die Mitarbeiter der Stadtbibliothek zu hoffen gewagt hatten, ist die Aktion Sommerleseclub angelaufen. „200 Mädchen und Jungen sind aktiv“, sagt Anja Merz, die die Young Corner in der Bücherei im Bert-Brecht-Haus betreut.

Schneeball-System

„Manche sind beim zweiten oder dritten Buch, andere haben schon zehn gelesen.“ Einer sagt’s dem anderen, die Zahl der Clubmitglieder steigt ständig. „Einzusteigen ist jederzeit möglich“, sagt Merz. Zeit ist noch genug. Erst am Freitag nach den Sommerferien, am 24. August, muss die Club-Lektüre wieder zurück in der Bibliothek sein. Wer bis dahin drei Schmöker gelesen hat, wird zur Sommerleseclub-Abschlussparty eingeladen. „Es spielen zwei Bands und es gibt schöne Preise“, verrät Merz, dass es sich durchaus lohnt, dabei zu sein. Und: „Die Klasse, die die meisten Bücher gelesen hat, gewinnt eine Autorenlesung.“

Ausweis ist ein Bücherei-Privileg

Der eigentliche Gewinn aber ist der Spaß am Lesen. Und dafür stehen 700 erlesene Bücher, darunter viele Neuerscheinungen, bereit, die während der Ferien ausschließlich von Clubmitgliedern verschlungen werden dürfen. Wer einen Leseclub-Ausweis hat, besitzt also durchaus ein Jugendbücherei-Privileg. Merz: „Auch das ist ein Anreiz, mitzumachen.“

Und so funktioniert’s: Anmelden, Clubkarte in Empfang nehmen, Buch auswählen und bei der Rückgabe einem der Bibliotheksmitarbeiter erzählen, warum die Lektüre gefiel oder nicht und ob man sie weiter empfehlen würde. „Wir lassen sie erst einmal reden, stellen dann noch ein paar Fragen zum Inhalt.“ Das klingt ein bisschen nach Testsituationen, wird aber, so Merz, von den jungen Lesern nicht so empfunden. Oft gelänge es den Jugendlichen sogar, die erwachsenen Zuhörer so für ein Buch zu interessieren, dass sie Lust bekämen, es selbst zu lesen.

Gut fürs Zeugnis

Zur Belohnung gibt’s einen Eintrag ins Lese-Logbuch. Bei drei Vermerken winkt ein Zertifikat, das sogar als positive außerschulische Leistung auf dem nächsten Zeugnis erwähnt werden kann. „Das ist mit dem Ministerium so abgesprochen“, sagt Merz „Wir schreiben die Schulen an und teilen ihnen mit, welche Schüler erfolgreich an der Lese-Aktion teilgenommen haben.“ Mitmachen können alle Schüler ab der fünften Klasse, egal, welche Schulform sie besuchen.

Zum ersten Mal dabei

„Bei den Jungen ist ,Gregs Tagebuch’ besonders beliebt, leicht und schnell zu lesen und mit Comics garniert. Mädchen mögen ,Die drei Ausrufezeichen’, das sind Detektivgeschichten. Das gilt für die ab Zehnjährigen. Die Älteren lesen praktisch alles querbeet.“

Sommerleseclubs gibt es schon seit 2003, damals als Pilotprojekt gestartet von der Bibliothek in Brilon. Das Kultursekretariat NRW Gütersloh verbreitete die Idee, mit riesigem Erfolg. Mittlerweile sind bundesweit über 140 Städte dabei, Oberhausen in diesem Jahr zum ersten Mal. Merz: „Wir haben jetzt die guten Voraussetzungen und wir haben genügend Personal. Die Kollegen sind alle sehr begeistert von der Aktion. Für unsere Azubis ist der Sommerleseclub ein Gewinn, denn eine Aktion zu planen und durchzuführen ist Öffentlichkeitsarbeit und die gehört für sie zum Lehrplan.“