Oberhausen. . Der Vorschlag, die drei Stadtteilbibliotheken Sterkrade, Osterfeld und Schmachtendorf zu schließen, löst vielerorts harsche Kritik aus
Die Kommune untersteht harten Sparzwängen und muss drastisch die Mittel kürzen. Doch dass es in der „Lesestadt Oberhausen“ ausgerechnet den drei Stadtteilbibliotheken Sterkrade, Osterfeld und Schmachtendorf an den Kragen gehen soll, löste vielerorts harsche Kritik aus. Allen voran die Literarische Gesellschaft Oberhausen stemmt sich vehement gegen die Pläne.
Mit zahlreichen Aktivitäten wie der Organisation von Lesungen, Diskussionsrunden, Lesewettbewerben und Vorlese-Nachmittagen für Kinder sowie der Vermittlung von Lesepatenschaften trägt der Verein entscheidend dazu bei, dass die Leseförderung in Oberhausen einen hohen Stellenwert einnimmt und sich zu einem Markenzeichen der Stadt entwickelt hat.
Offener Brief an den Oberbürgermeister
Mit der Bitte, sich für den Erhalt aller drei Standorte einzusetzen, wandte sich der Vereinsvorsitzende Wilhelm Kurze jetzt in einem offenen Brief an Oberbürgermeister Klaus Wehling. Darin beschreibt er die immense Bedeutung der Stadtteilbibliotheken für Oberhausen, die weit über einen rein praktischen Nutzwert hinausginge: „Bibliotheken sind nicht nur Stellen, an denen für kleines Geld Medien abgegriffen werden können.“ Sie seien Kommunikations- und soziale Begegnungsstätten, wo „professionelle Integrationsarbeit“ geleistet werde, sagt Kurze und sieht auch eine soziale Dimension in der Debatte: „Die Stadtteilbibliotheken werden auch von Kindern aus einkommensschwachen Familien genutzt. Wenn man denen auch noch die Fahrtkosten in die Stadt aufhalst, bekommen diese Kinder nur sehr schwer Zugang zu Büchern.“
Schließung würde den Zugang zu Bildungsgütern erschweren
Hans-Joachim Mattheis, Verwaltungsleiter der Zentralbibliothek, kennt den Alltag in den Stadtteilbibliotheken gut. „Die Zentralbibliothek ist mit ihren Zweigstellen auf die Bedürfnisse von Kindern und jungen Leuten zugeschnitten. Das Personal vor Ort nimmt sie an die Hand und zeigt ihnen, wie sie in der Bibliothek an Informationen gelangen oder die Bücher finden, die sie interessieren.“
Mit einer Beschränkung des Bibliotheksangebots auf einen einzigen Standort werde Kindern nicht nur der Zugang zu Bildungsgütern erschwert, sondern auch Angebote wie das Schülercenter in der Stadtteilbibliothek Sterkrade würden entfallen. Wilhelm Kurze ist sich bewusst, dass angesichts der prekären finanziellen Situation der Stadt akuter Handlungsbedarf besteht. Dennoch dürfe man nicht am falschen Ende sparen. „Wir haben über Jahre die Marke ‘Lesestadt Oberhausen’ mit vielen Aktionen aufgebaut. Diesen Erfolg dürfen wir nicht leichtfertig gefährden.“