Oberhausen. .

25 Prozent aller jungen Oberhausener zwischen drei und sechs Jahren können sich nicht mehr richtig artikulieren, verwechseln Artikel oder haben Probleme mit der Grammatik. Dies gilt für den deutschen Nachwuchs ebenso wie für Kinder aus Migrationsfamilien. Um dem entgegenzuwirken, gibt es nun das Projekt „Lesestart“. Ausgerechnet beim Kinderarzt bekommen Eltern künftig eine Tüte samt Bilderbuch und Leseanregungen in die Hand gedrückt. „Wir erreichen als Kinderärzte alle Familien bei den Vorsorgeuntersuchungen und können die Eltern dann auf das Projekt ansprechen“, erklärt Kinderärztin Dr. Christa Langen. Gefördert wird das Programm vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.

Starten kann man nie früh genug, wissen Hans-Dietrich Kluge-Jindra, Leiter der Stadtbücherei Oberhausen und Wilhelm Kurze, Vorsitzender der Literarischen Gesellschaft Oberhausen. „Die Kleinen interessieren sich für das Geschenk“, hat auch Christa Langen beobachtet, „auch wenn sie erst einmal in die Pappe beißen.“ Eine Banane ist auf Seite eins abgebildet, zudem ein Teddybär, Hausschuhe oder Schmetterlinge. Eltern können sich mit den Kindern die Bilder anschauen und die ersten Wörter vorlesen. „Sprechen lernt man, wenn man miteinander redet. Nicht, wenn die Kinder vor dem Fernsehgerät geparkt werden.“ Der Gesundheitsbericht der Stadt Oberhausen hat genau dies gezeigt – gibt es einen übermäßigen TV-Konsum, haben die Vier- oder Fünfjährigen erste Sprachprobleme. Mit „Lesestart“ will man dem nun vorbeugen. Die Taschen sollen Eltern motivieren, ihren Kindern vorzulesen. Die Experten machen sich nichts vor: Dann haben die Familien schon einmal ein Buch zu Hause.

Angelegt ist das Projekt als Langzeitstudie, so soll es nachhaltig wirken. Neben den Empfehlungen und dem Bilderbuch befinden sich auch Gutscheine in der Tüte. Mit diesen bekommt man beispielsweise Rabatt in der Stadtbibliothek und, in zwei Jahren, ein weiteres Buch. Sechs Jahre läuft die Aktion insgesamt. „Erst dann werden wir wissen, ob Lesestart etwas gebracht hat“, weiß Kluge-Jindra.

Flankiert wird das Programm von den Aktivitäten, die die Literarische Gesellschaft und die Bücherei ohnehin unternehmen. Die Bibliothek will ihr Programm für unter Dreijährige ausbauen, zudem wird es auch in diesem Jahr wieder einen Vorlesetag geben. „Vorlesen ist ein sehr inniger Moment zwischen Eltern und Kindern“, wirbt Wilhelm Kurze. Insgesamt gibt’s für jede zweite Familie eine Tüte. Hier gilt: Wer zuerst kommt, hat Glück. Für die älteren Geschwisterkinder haben die Organisatoren ein Pixi-Buch eingetütet. Darin wird eine Lesestart-Geschichte erzählt. Die begeistert sogar manche Erwachsene.