Oberhausen. . Um Anwohner nicht zu stören, hat der MAC Essen für seine Rennstrecke einen Platz am Oberhausener Stadtrand gesucht. Da will ihn die Verwaltung aber nicht haben

Eigentlich hätte Thomas Birkelbach keinen Grund zu klagen. Während andere Vereinsvorsitzende händeringend nach neuen Mitgliedern suchen, kann sich sein Modellauto Club Essen (MAC) vor Interessenten kaum retten. Das hilft Thomas Birkelbach aber nicht weiter. Denn neue Mitglieder kann er nicht aufnehmen: Weil die Oberhausener Stadtverwaltung dem Essener Club mit dem Räumungsbescheid droht, steht dieser aktive rund 30-jährige Verein mit knapp 60 Modellsportfreunden nach einem zweijährigem Überlebenskampf nun vor dem Aus.

Warum? Weil sich die Mitglieder für ihre Verbrenner- und Elektro-Modellautos die falsche Rennstrecke ausgesucht haben. Diese liegt allerdings nicht etwa in einem Wohngebiet, nein, sie liegt mitten im Nirgendwo: eine Fläche, die nur über eine lehmige Huckelpiste zu erreichen ist, die zwischen einem Umspannwerk, der A42, Schienen und einem Maisfeld liegt – am Rande der Stadt im Grünen. Das ist das Problem.

20.000 Euro in Rennstrecke investiert

2008 musste der MAC seine bisherige Rennstrecke in Essen räumen, weil der Eigentümer sie zur Bebauung benötigte. Das war so vertraglich vereinbart und deshalb auch kein Problem für die Modellsportfreunde. Zudem verpachtete ihnen ein großes Energieunternehmen bald darauf das rund 4000 Quadratmeter große Areal an der Brahmkampstraße in Osterfeld, gleich neben dem Umspannwerk. Dort bauten die Vereinsmitglieder gemeinschaftlich in über einjähriger Arbeit ihre neue Rennstrecke auf. 20.000 Euro investierte der MAC Essen in Kunstrasen und recycelte Rohre für die Rennbahn sowie Holz für den Fahrerstand. 2010 ging die Anlage in Betrieb.

Dass sie auf Oberhausener Gebiet waren, das sei ihnen gar nicht bewusst gewesen, sagt Thomas Birkelbach. Umso überraschter war der Vorsitzende, als die ersten Schreiben der Stadtverwaltung eintrudelten: Die Rennstrecke sei unrechtsmäßig angelegt worden und müsse wieder verschwinden.

„Wir haben bisher nicht einmal eine Baugenehmigung benötigt“, sagt Birkelbach. „Auf die Idee, diesmal eine zu beantragen, sind wir deshalb nicht gekommen.“

„Hätten die Mitglieder eine solche Genehmigung beantragt, dann hätten sie gemerkt, dass sie dort gar nicht bauen dürfen“, sagt Uwe Bohnsack, Sprecher des Oberbürgermeisters. Denn das Gelände ist in einem Bebauungsplan aus dem Jahr 1970 (Nr. 95) als Erweiterungsfläche für das Umspannwerk ausgewiesen. „Solange (das Werk) nicht erweitert ist, erfüllt die Freifläche wichtige (...) Freiraumfunktionen“, heißt es in einem Schreiben an den MAC Essen. Die Fläche dürfe deshalb nicht bebaut werden.

Zudem liege sie im Außenbereich, die Nutzung ist laut Baugesetzbuch deshalb eingeschränkt. Rennstrecken sind nicht vorgesehen. Bohnsack: „Die Rechtslage ist eindeutig.“ Man habe den MAC lange geduldet „nun muss der Platz geräumt werden“.

Die Modellsportfreunde verstehen das nicht: „Sobald das Umspannwerk erweitert wird, räumen wir die Fläche. Das ist mit unserem Vermieter abgesprochen“, sagt Birkelbach. „Solange stören wir hier doch keinen, genau deshalb haben wir doch einen abgelegenen Platz gesucht.“ Ein Abriss nur zwei Jahre nach der Fertigstellung der Rennbahn würde rund 15.000 Euro kosten. „Wenn wir das zahlen müssen, können wir einpacken. Eine neue Fläche gibt es für uns auch nicht.“

Club fördert technisches Wissen

Um für die Rettung ihres Modellsportclubs einzustehen, sind sie alle gekommen: Eltern, Kinder, Alte und Junge stellen sich fürs Pressefoto auf. „Wir sind ein gut funktionierender Verein, der über 30 Jahre zu einer Gemeinschaft zusammengewachsen ist. Das droht kaputt zu gehen“, sagt Thomas Birkelbach.

Kinder und Jugendliche zwischen acht und 18 Jahren machen rund ein Drittel der Vereinsmitglieder aus. Einer von ihnen ist Alexander Wilms. Der 16-jährige Oberhausener interessiert sich erst seit eineinhalb Jahren für Modellautos, hat kürzlich seinen ersten eigenen Rennwagen gebaut. „16 Stunden habe ich daran gesessen“, sagt er stolz. „Wenn ich Probleme hatte, hab ich hier im Verein gefragt. Die haben mir alles erklärt und mir geholfen.“ Gemeinsame Ausflüge und Grillabende, stundenlang schrauben und basteln, genau das mag er.

So fördere der MAC Essen auch das technische Interesse junger Menschen, meint Christian Schreiber. Der 24-Jährige ist der Jugendleiter des Modellsportclubs. Er sagt: „Ich habe selbst über dieses Hobby zu meinem Berufswunsch gefunden.“ Schreiber studiert Bauingenieurswesen, eine Sparte mit Nachwuchsbedarf.