Oberhausen.

Die Babcock-Insolvenz vor zehn Jahren ist nicht nur ein Fall für den Insolvenzverwalter und die Gerichte, sondern auch ein Thema, das die Industriegewerkschaft (IG) Metall in Oberhausen nach wie vor beschäftigt. In Folge der Pleite gerieten einige ehemalige Mitarbeiter in finanzielle Not – und das nicht nur, weil sie noch heute auf ihre Abfindungen warten. „Manche mussten sogar ihre Altersvorsorge in Form einer eigenen Immobilie veräußern“, sagt Peter Koppers, 1. Bevollmächtigter der IG Metall für Oberhausen.

Nach einem Jahrzehnt betreut die Gewerkschaft in Oberhausen noch immer ehemalige Babcock-Mitarbeiter: „Viele waren zum Zeitpunkt, als die Insolvenz angemeldet wurde, bereits Altersteilzeit, entweder in der aktiven oder schon in der passiven Phase. Sie alle wurden von der Pleite überrascht“, sagt Koppers. Eine Folge sei gewesen, dass Arbeitnehmer, für die eigentlich alles klar war, um mit Hilfe der Altersteilzeit sofort in die Vollrente gehen zu können, plötzlich sogar arbeitslos wurden. Koppers: „Das bedeutete zunächst Arbeitslosengeld I, einige rutschten aber am Ende in Hartz IV.“

15 Ehemalige noch immer in Betreuung

Und diejenigen, die aufgrund ihres Alters doch vorzeitig in Rente gehen konnten, müssen mit erheblichen Abstrichen in der Höhe dieser Rente auskommen. „Eine Rente, die einmal mit Abzügen gezahlt wird, bleibt auf dem niedrigen Stand lebenslang“, erklärt Peter Koppers.

„Die Forderungen der ehemaligen Mitarbeiter von Babcock wurden endlich Ende 2011 anerkannt“, sagt der Gewerkschafter, „jetzt warten alle auf das Ende des Insolvenzverfahrens und darauf, wieviel ihnen letztlich dann noch ausgezahlt wird.“ Dass am Ende für die einstigen „Babcocker“ finanzielle Verluste stehen werden, so Koppers, sei sicher. Auch wenn eine spätere Nachzahlung von Abfindungen und sonstigen Ansprüchen gering verzinst werde – die zehn Jahre würden sicher nicht rückvergütet. Koppers schätzt, dass die Verluste der Betroffenen „zwischen 20.000 und 100.000 Euro liegen werden“. Zurzeit betreut die Oberhausener IG Metall noch 15 ehemalige Mitarbeiter des Unternehmens.

Babcock-Gelände ohne Mieter

Während die einstigen Mitarbeiter des Unternehmens noch immer auf ihr Geld warten, wartet das ehemalige Babcock-Gelände an der Duisburger Straße auf neue Mieter. Großteile der Gebäudetrakte stehen leer. Und bald wird noch mehr verwaist sein, denn die Firma Bilfinger Berger feierte unlängst das Richtfest ihres Neubaus am Centro. Kürzlich ist mit der SAB GmbH jedoch ein neuer Mieter ins Babcock-Areal eingezogen – und mit ihm etwa 60 Arbeitsplätze. SAB mit Sitz in Hessen und bundesweit 120 Standorten liefert Technik für Energieversorger. Mehr als 2000 Quadratmeter Bürofläche und etwa die gleiche Fläche im Außenbereich hat SAB an der Duisburger Straße angemietet.

Um den Weggang von Bilfinger Berger zu kompensieren, setzt Tattersall Lorenz auf Technologie und Dienstleistung. Die Firma vermarktet das Babcock-Gelände im Auftrag des britischen Eigentümers Dazzle Group. Leicht wird die Vermarktung nicht, da viele Büroflächen schon seit langem leer stehen und nicht mehr dem heutigen Standard entsprechen. Der teilweise Rückbau bestehender Gebäudeteile, das Anlegen neuer Grünflächen, die Einrichtung einer Kantine – das sind denkbare Maßnahmen, um das Gelände für Investoren attraktiver zu machen. Insgesamt stehen auf dem Terrain noch rund 120.000 Quadratmeter für neue Mieter zur Verfügung.