Oberhausen.

Die Farbeimer hat Johannes Knappe für eineinhalb Jahre in die Ecke gestellt. Statt dessen hat er Sperrmüll geschleppt, fuhr betreute Menschen zu Ärzten und Behörden, half in der Verwaltung des Psychosozialen Zentrums in Sterkrade. Johannes Knappe ist einer von insgesamt drei „Bufdis“ in Diensten der Familienhilfe der Diakonie in Oberhausen. Menschen, die sich im Bundesfreiwilligendienst (Bufdi) engagieren.

Der 27-Jährige hatte sich mehrfach beworben, kam bei der Diakonie des Evangelischen Kirchenkreises Oberhausen unter. Inzwischen ist sein Dienst beendet. „Bereut habe ich das nie. Ich habe das eine Jahr sogar um sechs Monate verlängert“, sagt der gelernte Maler und Lackierer und rät nicht nur jungen Leuten, die Neues kennenlernen wollen, sich als „Bufdi“ zu bewerben.

Ihn brachte seine Mutter auf die Idee, als er nach abgeschlossener Ausbildung, Zivildienst – den gab es 2009 noch – und einigen Jobs keine Anstellung in seinem Beruf fand. Zunächst sei er davon nicht begeistert gewesen, er bewarb sich dennoch – und wurde genommen. Sein Haupteinsatzort war das Sozialpsychologische Zentrum (SPZ). „Ich habe hier im Treff gearbeitet und bei den Gruppen geholfen, die sich dort treffen“, sagt Johannes Knappe und lacht: „Aber bei der Bauchtanzgruppe hab’ ich nicht mitgemacht!“

Es ist ein freiwilliges Engagement

Markus Hönicke von der Ev. Familienhilfe, ergänzt: „Er hat auch kleine handwerkliche Arbeiten übernommen. Und schon mal bei Wohnungsräumungen geholfen.“ Der Sozialarbeiter schätzt den Wert dieser Arbeit hoch ein: „Die Menschen, die diesen Dienst tun, lernen das Leben oft von ganz neuen Seiten kennen.“ Das hat auch Johannes Knappe erlebt, wenn er beispielsweise in Wohnungen kam, die nur als „verwahrlost“ beschrieben werden können: „Doch viele Menschen sind froh, wenn sie Hilfe bekommen“, hat der junge Mann erfahren.

Den Vorteil des Bundesfreiwilligendienstes gegenüber dem Zivildienst sieht Hönicke darin, „dass sich die Interessenten jetzt aus eigenem Antrieb melden und nicht, weil sie’s müssen. Damit ist eine höhere Motivation verbunden“, fasst er die positiven Erfahrungen der Diakonie mit den „Bufdis“ zusammen. Er habe eine wichtige Entwicklung der jungen Menschen erlebt, die ein Jahr als „Bufdi“ hinter die Kulissen geschaut haben: „Sie sind reifer geworden, übernehmen Verantwortung.“

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Johannes Knappe sucht nun nach dem Hauptschulabschluss und der Ausbildung beruflich neue Wege („Das Handwerk ist nicht so meins.“): „Ich fange demnächst als Getränkeausfahrer an, will erst mal arbeiten und Geld verdienen.“ Die Erfahrungen als „Bufdi“ kommen ihm in seinem Berufsleben zu Gute, da ist er sicher: „Ich habe gelernt, mit Menschen umzugehen und mich sozial engagiert, so dass mein Lebenslauf ohne Lücken ist. Das kann doch nur gut sein.“ Zwar will er nicht im sozialen Bereich tätig werden, aber eine gute Erfahrung sei es allemal gewesen.

Appell auch an ältere Menschen

Die Diakonie in Oberhausen hat derzeit drei Stellen des Bundesfreiwilligendienstes, zwei werden nach im Herbst neu besetzt. Hönicke: „Jetzt in den Ferien ist die Nachfrage gering, aber wir gehen von einem Anstieg der Interessenten nach den Ferien aus, wenn die ehemaligen Schüler sich überlegt haben, was sie machen.“ Hönicke appelliert auch an ältere Menschen, denen der Bundesfreiwilligendienst ebenfalls offen steht, denn es gibt keine Altersbegrenzung.

Reich werden kann man in dieser Tätigkeit nicht, weiß auch Johannes Knappe. Das Taschengeld liegt bei rund 350 Euro im Monat, man ist zudem renten-, sozial- und krankenversichert. Knappe: „Das ist aber doch besser als gar nichts zu tun.“