Berlin. Seit knapp einem Jahr gibt es den Bundesfreiwilligendienst, den Nachfolger des Zivildienstes. Und es scheint eine Erfolgsgeschichte zu sein. Die Bundesfreiwilligen selbst üben aber ein wenig Kritik: Sie mögen die Abkürzung Bufdis nicht und bemängeln fehlende Anerkennung.

Als zum 1. Juli 2011 der Bundesfreiwilligendienst als Nachfolger des Zivildienstes startete, galt er als Flop. In nur einem Jahr aber habe er sich zu einer "Erfolgsgeschichte" entwickelt, heißt es in einer am Dienstag in Berlin vorgestellten Studie des Centrums für soziale Investitionen und Innovationen (CSI) der Universität Heidelberg und der Hertie School of Governance.

Allerdings beklagten die heute knapp 35.000 Bundesfreiwilligen eine mangelnde Anerkennung und wehrten sich zumeist gegen die Abkürzung "Bufdi". Dies würde oft mit "Grufti" gleichgesetzt. Auch wüssten viele Menschen nicht, dass der Zivildienst abgeschafft worden sei. Daher wünschten sich viele die alte Bezeichnung "Zivi" zurück.

NWR hat die meisten Freiwilligen

Der Bundesfreiwilligendienst steht Männer und Frauen jeden Alters offen, Voraussetzung ist ein Schulabschluss. Die Einsatzmöglichkeiten bei verschiedenen Trägern entsprechen denen des früheren Zivildienstes: Sie können im sozialen und ökologischen Bereich liegen. Möglich ist aber auch ein Engagement in Sport, Integration, Kultur und Bildung sowie im Zivil- und Katastrophenschutz. Der Dienst soll mindestens sechs und höchstens 24 Monate dauern.

Der BFD weist ein Jahr nach seinem Start laut Studie eine starke regionale Schwankung auf. Die meisten Freiwilligen gibt es mit gut 9000 im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen. Auf den folgenden Plätzen kommen Baden-Württemberg und Sachsen, wobei hier die Zahlen mit rund 5000 Freiwilligen deutlich über der Nachfrage in Bayern liegen. Offensichtlich sei der BFD eine "zusätzliche Komponente" geworden und kein Ersatz für bisheriges gesellschaftliches Engagement.

Der freiwillige Einsatz kann auch als Praktikum angerechnet und zur Überbrückung von Wartezeiten, etwa für das Studium, genutzt werden. Über 27-Jährige können auch Teilzeit arbeiten. Für die Freiwilligen stellen die Träger Unterkunft, Verpflegung und Arbeitskleidung. Zudem wird die Sozialversicherung für sie übernommen. Sie bekommen ein Taschengeld, das gesetzlich auf 336 Euro monatlich begrenzt ist.

27- bis 65-Jährige im Bundesfreiwilligendienst

Das für den Bundesfreiwilligendienst zuständige Bundesfamilienministerium wies darauf hin, dass es nach wie vor kein eigenes Profil für diesen Freiwilligendienst gibt - anders als beim Freiwilligen Sozialen Jahr FSJ. So kämen offenbar auch zahlreiche Langzeitarbeitslose in den BFD, sagte Jens Kreuter, Leiter des Arbeitsstabes Freiwilligendienste. Der SPD-Abgeordnete Sönke Rix fügte hinzu, der Dienst sei nicht "arbeitsmarktneutral".

Dies wurde von der Studie bestätigt. Danach wird der Dienst vor allem in Ostdeutschland nachgefragt - zumeist von der Altersgruppe der 27- bis 65-Jährigen. Sie machen in den neuen Ländern drei Viertel der Bufdis aus. In den westlichen Bundesländern liegt diese Quote bei gerade mal 20 Prozent. Als Grund vermuten die Forscher eine höhere Arbeitslosigkeit im Osten verbunden mit einer besseren Werbung. Allerdings gibt es im strukturschwachen Saarland kaum Freiwillige für den BFD. (dapd)

Auf in den Job

Christian Kettler (re.) von Thyssen Krupp Bilstein zeigt Joshua Werner (16) eine pneumatische Steuerung.
Christian Kettler (re.) von Thyssen Krupp Bilstein zeigt Joshua Werner (16) eine pneumatische Steuerung. © WAZ FotoPool
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Hanna Maurer (15) und Nancy Söhnlein (16) informieren sich bei Tamara Erdmann von der Theresia-Albers-Stiftung über den Beruf der Altenpflegerin.
Hanna Maurer (15) und Nancy Söhnlein (16) informieren sich bei Tamara Erdmann von der Theresia-Albers-Stiftung über den Beruf der Altenpflegerin. © WAZ FotoPool
Vivian Solman (17) spielt ein Geschicklichkeitsspiel am Debeka Stand.
Vivian Solman (17) spielt ein Geschicklichkeitsspiel am Debeka Stand. © WAZ FotoPool
Aris Liodis von der Fröhlich & Dörken GmbH (Vertrieb von Wälzlagern) informiert Schüler über Ausbildungsberufe.
Aris Liodis von der Fröhlich & Dörken GmbH (Vertrieb von Wälzlagern) informiert Schüler über Ausbildungsberufe. © WAZ FotoPool
Christian von Gersum (19) und Julian Schake (22) von Pleiger demonstrieren die Funktion einer elektronischen Sortierungsanlage.
Christian von Gersum (19) und Julian Schake (22) von Pleiger demonstrieren die Funktion einer elektronischen Sortierungsanlage. © WAZ FotoPool
Laura Wortmann (16), Modesta Indorre (16) und Lina-Marie Birka (16) haben Informationsmaterial gesammelt.
Laura Wortmann (16), Modesta Indorre (16) und Lina-Marie Birka (16) haben Informationsmaterial gesammelt. © WAZ FotoPool
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Momo Omeirat (19) und Christian Hagen (27) informieren sich bei Lutz von Reeken von der VHS Ennepe-Ruhr-Süd über ausbildungsbegleitende Hilfen.
Momo Omeirat (19) und Christian Hagen (27) informieren sich bei Lutz von Reeken von der VHS Ennepe-Ruhr-Süd über ausbildungsbegleitende Hilfen. © WAZ FotoPool
Hanna Maurer (15) und Nancy Söhnlein (16) informieren sich bei Tamara Erdmann von der Theresia-Albers-Stiftung über den Beruf der Altenpflegerin.
Hanna Maurer (15) und Nancy Söhnlein (16) informieren sich bei Tamara Erdmann von der Theresia-Albers-Stiftung über den Beruf der Altenpflegerin. © WAZ FotoPool
Lena Radtke (18) und Sounia Hammouda (19) informieren sich bei Simone Hiesgen über das Berufsbild des Anwalts.
Lena Radtke (18) und Sounia Hammouda (19) informieren sich bei Simone Hiesgen über das Berufsbild des Anwalts. © WAZ FotoPool
Saskia Okunneck (16), Joline Harloff (15) und Regina Pfeif (16) informieren sich bei Elmar Kotthoff von der Caritas über den Bundesfreiwilligendienst.
Saskia Okunneck (16), Joline Harloff (15) und Regina Pfeif (16) informieren sich bei Elmar Kotthoff von der Caritas über den Bundesfreiwilligendienst. © WAZ FotoPool
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