Oberhausen.

Jung, innovativ, erfolgreich: Die NanoFocus AG zählt zu den „Schätzchen“ in der mittelständischen Unternehmenslandschaft dieser Stadt. Der Name steht für das, was die Firma anbietet: Eine nanometergenaue Auflösung und Darstellung von Oberflächenstrukturen mit Hilfe optischer Technologie inklusive Entwicklung, Fertigung, Vertrieb, Service und Beratung. NanoFocus ist in Deutschland (46%), anderen europäischen Ländern (16%) sowie in Asien (20%), Nord- und Südamerika (18%) aktiv.

Jürgen Valentin, Vorstandssprecher und Mitgründer, erklärt zum besseren Verständnis für Laien die messtechnische Dimension, indem er ein Bild zeigt, das die Erdoberfläche mit der eines Fußballs vergleicht. Etwa so, wie auf der Weltskala in Metern gemessen Gebirge und Täler als zackige Linie erscheinen, sieht die in Nanometern gemessene Aufzeichnung der Balloberfläche aus. „In der Natur sind die Skalenverhältnisse sehr ähnlich“, sagt er und fügt hinzu: Was uns als spiegelglatt erscheint, weist eben in Wirklichkeit doch Rauigkeiten auf, die ein Super-Mikroskop sichtbar machen kann.

Spezialisten im Gründerteam

Zur Dimension: Ein Nanometer ist ein Milliardstel Meter oder ein Millionstel Millimeter.

Als NanoFocus 1994 gegründet wurde, gab es in der Industrie- und Oberflächenforschung keine brauchbaren optischen Messgeräte, um die Rauheit von Oberflächen zu messen. „Die Biologie war damals schon weiter“, sagt Valentin, der an der Uni Duisburg Physik studierte. Die Entwicklung des ersten konfokalen Messmikroskops (ein Lichtmikroskop, das ein Messobjekt dreidimensional abbildet), legte den Grundstein zum Erfolg des Unternehmens, das den Mikro- und Nanometerbereich ins Visier nimmt.

Valentin: „Erfahrene Leute zählten zum Gründerteam. Ich beschäftigte mich mit der Softwaretechnik, wir hatten auch einen Optik-Spezialisten dabei.“

Seit sechs Jahren „wohnt“ die NanoFocus AG an der Lindnerstraße 98 in Buschhausen. Warum? Oberhausen überzeugte als Standort mit einem unternehmerfreundlichen Klima und aktiver Wirtschaftsförderung. Auch die gute Universitätslandschaft des Reviers sprach für den Standort. „55 der insgesamt 63 Mitarbeiter arbeiten hier“, sagt Valentin. „Die Hälfte sind Ingenieure und Wissenschaftler, wir haben aber auch sehr gut ausgebildete Fertigungsspezialisten und Kaufleute, alle sind hoch qualifiziert.“

Kunden sind namhafte Firmen

Unterwegs ist die NanoFocus AG in der Automobilindustrie, der Medizin- und Halbleitertechnik, der Forensik und Elektronik, wo ihre Technik in der Forschung und Entwicklung sowie in der Prozess- und Produktionskontrolle gebraucht und geschätzt wird. Zu den NanoFocus-Kunden zählen namhafte Firmen wie VW, BMW, Daimler, Siemens, BASF, zum Netzwerk das Fraunhofer Institut, ZENIT, das Zentrum für Innovation und Technik NRW oder ThyssenKrupp.

„Wir konkurrieren mit großen Firmen am Markt“, sagt Valentin. Doch liege man durch den Erfahrungsvorsprung noch in vielen Bereichen vorne, finde durch die enge Zusammenarbeit mit den Kunden die besseren Lösungen auf diesem Spezialmarkt. Das Geheimnis: „Es müssen die richtigen Leute zusammen kommen. So brauchen Sie zum Beispiel jemanden, der den Markt kennt, die Finanzmittel einwirbt, die Börsenaktivitäten nach vorne bringt. Mein Part ist die Technologie.“

Obwohl das NanoFocus-Team mit einem Durchschnittsalter von knapp über 30 Jahren ziemlich jung ist, will Valentin die Ruhe und Erfahrung älterer Kollegen nicht missen. Sorge bereitet dem 48-Jährigen der seit Jahren anhaltende Trend, dass, wenn Städte sparen müssen, die Kultur stets am Pranger steht. „Sie ist ein bedeutender Faktor für eine Standortwahl“, sagt er. Denn: „Die Leute, die bei uns arbeiten, überlegen schon, wo sie in ihrer Freizeit hingehen sollen.“

Optimales Material

Doch zurück zu den Oberflächen und der Nützlichkeit ihrer Darstellung und Analyse mit 3-D-Messtechnik im Nanobereich. Optimales Material senkt den Energieverbrauch und reduziert den Verschleiß. Das gilt für Autoteile wie Zylinder, Kurbelwelle oder Feinblech ebenso wie für künstliche Hüftgelenke und Zahn-Implantate, Solarzellen oder Bauteile für Mobiltelefone.

Die NanoFocus 3-D-Technologie hilft sogar der Polizei, denn Tatwerkzeuge oder Geschosse hinterlassen Spuren, die einem Fingerabdruck vergleichbar sind. Auch, was die Prüfung der Echtheit von Kunst angeht, ist NanoFocus weltweit im Einsatz.

Mit einer Umsatzsteigerung von 27 Prozent war 2011 für das Unternehmen ein erfolgreiches Jahr. Im Geschäftsbericht wird die Erwartung geäußert, dass die Entwicklung weiterhin positiv verläuft.