Oberhausen. .
Erfolge kommen in Oberhausen oft auf leisen Sohlen daher, so dass sie selbst in dieser Stadt kaum jemand richtig wahrnimmt.
Der Werdegang des Gewerbegebietes Erlengrund, gelegen direkt an der A3 zwischen Holten, Schwarze Heide und Biefang, ist solch eine Geschichte: Erst öffentlichkeitswirksamer Streit mit viel Theater in den 90er Jahren, als der ehemalige Klärteich der früheren Kläranlage Handbach der Emschergenossenschaft unter heftigem Protest der Anwohner als neue Riesen-Bauschutt-Aufbereitungszone im Visier von Investoren war.
Dann nach einer schlichtenden Moderationsrunde mit kritischen Anwohnern die neue Planung eines ruhigen Gewerbegebiets mit einem Lärmschutzwall aus Klärschlamm, Sickermulden fürs Regenwasser und viel Grün drumherum.
Und danach seit 2003 die stille Entwicklung des 140.000 Quadratmeter großen Areals zu einem überregional bewunderten Erfolgsmodell - nach neun Jahren waren jetzt im April alle verfügbaren Flächen an zukunftsträchtige Unternehmer gebracht. Der erste Käufer war das BMW-Autohaus Muhra, das viele Bürger als Eingangstor des Erlengrunds von der Erlenstraße aus kennen.
Beeindruckende Zahlen
Die nackten Zahlen beeindrucken: 27 Unternehmen, davon fast 40 Prozent aus anderen Städten nach Oberhausen gelockt, mit einem Gesamt-Jahresumsatz von 80 Millionen Euro und 450 Arbeitsplätzen; gut 50 Millionen Euro wurden auf dem Gelände investiert; nur die Hälfte des Grundstücks wurde für Betriebe verwendet, die andere Hälfte großzügig für Natur und Straße.
Warum klappte am Erlengrund, was woanders oft so schwierig ist? Frank Lichtenfeld, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Oberhausen (WFO): „Die Lage und die Freiheit der Grundstückseigentümer waren entscheidend: Die A3-Zufahrt Holten ist nahe, jeder hat durch die Ringstraße einen direkten Zugang zur Straße und jeder Unternehmer konnte seine Individualität bei der Gestaltung seines Firmensitzes architektonisch zeigen.“
So baute sich das Fach-Reisebüro Expert Travel eine Art Flugzeughangar, der Finanzdienstleister „f.i.r.m.a.“ eine Stadtvilla, die Gewerbebau-Planer Bührer + Wehling auffällige schwarze Kuben als Bürositz und die Feinanalyse-Geräte-Firma SIM transparente Doppel-Bürogebäude.
Einbindung der Bürger bei Entwicklung neuer Gewerbeflächen
Die Emschergenossenschaft, einstiger Besitzer der Fläche, die zeitweise als stinkende Klärschlamm-Lagerfläche diente, sieht den Erfolg des für viele Millionen Euro aufbereiteten Gewerbegebietes auch in der Beteiligung der Bürger vor Ort. „Die gemeinsame Entwicklung und Planung der Fläche war einer der Schlüssel für den Erfolg. Sonst wäre das nicht so gut gelaufen“, sagt Jochen Stemplewski, Vorstandschef der Emschergenossenschaft.
Oberbürgermeister Klaus Wehling lobt nicht nur das Engagement der Emschergenossenschaft und der WFO, sondern gibt auch ein wichtiges Versprechen ab - für die derzeit umstrittene Entwicklung der neuen Gewerbeflächen Waldteich (Thyssen-Krupp-Logistik und Kohlereservefläche für Logport Duisburg). „Wir werden hier ein Verkehrskonzept entwickeln und die Bürger auf jeden Fall einbinden.“
Zusagen machte auch Dagmar Dörtelmann, Chefin der Emschergenossenschafts-Grundstückstochter Betrem: „Wenn wir noch mal solch ein Areal hätten, würden wir es gerne wieder gemeinsam mit den Oberhausenern realisieren.“ Wonach Wehling gleich die Emscherinsel für Freizeitaktionen ins Spiel brachte.