Oberhausen. . Entspannung, Erholung und Freiheit. Während der Ferien sollte das Wort Schule aus dem Wortschatz verbannt werden, findet der Psychologe Wolfgang Winter.

Hach, wie schön waren sie doch, die Sommerferien: Sechs Wochen voller Sandburgen bauen, Wasserschlachten im Meer, Fahrradtouren, basteln und träumen – einfach mal weg von Stress, Noten und Lernen. Erinnert man sich an seine eigene Schulzeit, schienen die „großen Ferien“ damals doch immer unendlich lang.

Entspannung, Erholung und Freiheit – das wünscht Wolfgang Winter, Leiter der Erziehungsberatungsstelle der Oberhausener Caritas, auch den Schulkindern heute: „Und einfach mal wieder Kind sein dürfen – die Kinder heute sind ja alle unglaublich eingebunden, fast wie im Berufsleben“, so der Psychologe. „Früher, da kam man spätestens um eins nach Hause, hat eine Stunde Schularbeiten gemacht, und konnte dann direkt raus zum Fußball kloppen oder zum Spielen.“ Heute sei das anders. Viele Kinder sind im offenen Ganztag, kommen erst am späten Nachmittag nach Hause. Hinzu kommen die diversen Hobbys – der Terminkalender ist oft prall gefüllt.

„Die Kinder sind in diesem System Schule einfach drin – und werden dort ja auch jeden Tag leistungsmäßig gefordert“, erklärt Winter, und rät für die Ferien: „Einfach mal raus aus dieser Tretmühle, durchatmen und frei sein vom Tagesablauf.“

Denn zwei Dinge seien für die Kinder in den Ferien am wichtigsten: Freiheit und der Freiraum für Kreativität. „Die Kinder können dann auch mal wieder Dinge selbst planen – unabhängig vom Portemonnaie der Eltern“, so Winter. „Und sie sollten auch einfach mal wieder etwas tun dürfen, das nichts mit Leistung zu tun hat.“

So rät der Psychologe auch, das Wort „Schule“ diesen Sommer einfach mal komplett aus dem Wortschatz zu verbannen.

Ferien sind nicht dazu da, Stoff aufzuholen

Was aber, wenn auf dem Zeugnis dieses Jahr die eine oder andere schlechte Note prangt? „Das ist ein schwieriges Thema“, räumt Winter ein, „dazu gibt es viele verschiedene Ansichten“. Tendenziell würde er aber raten, die Ferien nicht mit Gewalt zum Aufholen des Stoffes zu nutzen. „Lieber erstmal abschalten lassen, um wieder Energie für das nächste Jahr zu tanken – und dann wieder loslegen.“

Sollte man aber am Ende der Ferien noch in eine Nachprüfung müssen, sei die Situation natürlich eine andere: „Da kann man nicht sagen: Mach’ einfach nichts.“ Da solle man die Zeit zum Lernen schon einplanen – etwa jeden Tag eine Stunde. Den Stress einer solchen Nachprüfung hält Winter allerdings nicht für sonderlich produktiv.

Er begrüßt aber, dass sich der Umgang der Eltern mit schlechten Noten deutlich gewandelt habe: „Eltern zeigen heute ein viel größeres Verständnis.“

Und zum Schluss noch sein Tipp für die Sommerferien: „Mein Tipp ist einfach, keinen Tipp zu geben – das macht doch nur wieder Stress.“