Oberhausen. .

Anreize schaffen für Investoren und die kulturelle Vielfalt der Oberhausener Innenstadt als Chance statt als Nachteil verstehen – das sind nach Ansicht von Vertretern aus Politik, Handel, Kultur, der Kirche, der Polizei und aus dem Sozialbereich zwei wesentliche Aspekte, die über die Zukunft des Oberhausener Südens mit entscheiden werden. Die City – auf dem absteigenden Ast oder besser als ihr Ruf? war eine der Fragen, die die WAZ in einem Gespräch am runden Tisch im Café Bauer an der Marktstraße mit Dirk Vöpel (SPD), Georgis Schmidt (CDU), Sabine Köther (Caritas), Volker Ostermann, Waldemar Kunert und Heiner Buschmann (Polizei), Franz Muckel (City O-Management), Joachim Deterding (Superintendent), Dr. Peter Fabritz (Stadtdechant) diskutierte.

Immer mehr Hartz IV-Empfänger

Stadtdechant Peter Fabritz befürchtet, dass sich die City zu einem sozialen Brennpunkt entwickelt. Beispielsweise steige der Anteil der Menschen mit kleinen Einkommen: „Die Eltern der Schüler der Brüder-Grimm-Schule sind zu 70 Prozent Hartz IV-Empfänger.“ Andererseits entstehe in der City eine Kulturszene, „die nicht gelenkt ist, sondern sich durch die Menschen selbst entwickelt, wie im Gdanska“, so Fabritz. Und viele, die bleiben, hätten eine ganz eigene Liebe zur Innenstadt entwickelt.

In einem permanenten Strukturwandel sieht City-O-Manager Franz Muckel die Innenstadt: „Wir leben in einer Stadt, in der die Kaufkraft abnimmt. Es gibt Probleme bezüglich des Wohnraumes und des Handels.“ Während in ganz Oberhausen in den letzten 40 Jahren rund 200.000 qm mehr Verkaufsfläche entstanden sei, sei in der Innenstadt nicht einer dazu gekommen: „Dennoch zählen wir bis zu 90.000 Menschen pro Woche auf der Marktstraße.“ Muckel sieht den Grund dafür in der Verbindung von Einkaufen und Wohnen: „3000 bis 4000 Menschen leben an der Marktstraße.“

Kritik an Eigentümern

Kritik übt er an Eigentümern, die zu wenig in Geschäfts- und Wohnräume investierten: „Hier brauchen wir mehr Engagement!“ Er wundert sich, dass der Oberhausener oft seinen Sprengel kritisiert, „aber trifft man diesen Oberhausener auf Mallorca, schwärmt er von der Stadt“.

Den Niedergang der City will Georgis Schmidt nicht dem Centro in die Schuhe schieben: „Der Verlust der Arbeitsplätze hat viel früher begonnen.“ Eine gute Chance sieht Sabine Köther (Caritas) in der bereits jetzt guten Vernetzung sozialer Akteure, die sich für die Menschen hier einsetzen – was auch notwendig sei: „Es gibt Zuwächse bei Alleinerziehenden, Familien mit Migrationshintergrund und Hartz IV-Empfängern“, konstatiert auch sie.

"Mehr Eigenverantwortung der Menschen"

In der nicht hausgemachten Verschuldung der Stadt („Das ist ein bundesweites Problem“) sieht Superintendent Joachim Deterding einen Grund für die Negativentwicklung der City. Duisburg habe mit wenigen Akzenten die Fußgängerzone wieder attraktiv gemacht. Das müsse auch Oberhausen gelingen: „Gehe ich jetzt über die Marktstraße, werde ich depressiv.“

Waldemar Kunert, Volker Ostermann und Heiner Buschmann vom Bezirksdienst der Polizei sind sicher: „Oberhausen ist besser als sein Ruf.“ Das gelte auch bei der Kriminalität, die nicht höher als anderswo sei. Volker Ostermann bricht eine Lanze für mehr Jugendarbeit: „Das Beispiel Haus der Jugend zeigt: Wenn so etwas geschlossen wird, lassen wir diejenigen, die später unsere Renten zahlen sollen, im Stich.“

Um Oberhausen voranzubringen, fordert Dirk Vöpel eine fachübergreifende Politik: „Wir müssen ganzheitlich an Probleme herangehen und brauchen mehr Eigenverantwortung der Menschen.“