Oberhausen. Die Herz-Jesu-Kirche in der Innenstadt wird 100 Jahre alt. Eine Ausstellung im Innern der Kirche erinnert an bewegte Jahre.

Geschichte schimmert in Glasvitrinen. Stille Andenken an 100 Jahre Herz-Jesu-Kirche. Die Ausstellung zum Geburtstag – zu sehen bis zum 6. Juli – ist ein weiteres Argument für einen Abstecher ins Innere des sakralen Gebäudes im Herzen der City. Die Kirchentüren sind tagsüber stets geöffnet. Gäste willkommen.

Die beiden Gemeindemitglieder Margret Frericks und Günter Weber haben die Exponate zusammengestellt. Einige der Ausstellungsstücke wurden erst kürzlich entdeckt. „Beim Abriss des Pfarrhauses räumte man auch den Tresor weg“, erzählt Margret Frericks. Günter Weber schätzt das Schwergewicht auf rund sieben Tonnen. Darunter jedenfalls kamen u.a. Zeitungen und Zeitungsausschnitte aus den Gründungsjahren der Kirche zutage.

Liturgische Gegenstände

Besucher der Herz-Jesu-Kirche können jedoch nicht nur in alten Zeitungen lesen oder Bilder aus längst vergangenen Zeiten betrachten, es gibt noch viel mehr zu sehen. Kelche etwa. Allerdings vom Originalgründungskelch aus dem Jahr 1912 nur ein Foto. Das kostbare, auf rund 40 000 Euro geschätzte Stück auszustellen, war dann doch zu riskant. Der Kelch, der in besonderen Messen durchaus noch benutzt wird, blieb im Tresor.

„Liturgische Gegenstände, die man sonst nur aus der Ferne sieht“, so Margret Frericks, liegen zum Anfassen nah vor dem Betrachter. Vieles erinnert an die Zeit des Zweiten Weltkriegs, in dem die Kirche vollständig zerstört wurde. Damals gab es etwa eine Luftschutzgruppe, die akribisch Buch führte, für wie viel Löschwasser oder auch Gasmasken man gesorgt hatte. Liegt das Buch aufgeschlagen in einer der Vitrinen, glitzern in direkter Nachbarschaft Teile von sakralen Gegenständen, die bei Bombenangriffen auf die Kirche versprengt wurden.

Auf einer Fotografie ist noch der alte Hochaltar mit den Säulen zu sehen, die später als Eingangstor zum Kaisergarten dienten. Günter Weber sagt: „Bis in die 80er Jahre standen sie dort, bis ein Lkw davor gefahren ist.“ Da seien sie dann kaputt gewesen.

Messordnung

Pfarrer Peter Fabritz weist noch auf eine Messordnung für Kriegszeiten hin. Der Papst hatte höchstpersönlich genehmigt, dass Messen auch nach 12 Uhr mittags gehalten werden durften. „Das war damals ansonsten noch gar nicht erlaubt“, erklärt Fabritz.

An anderer Stelle findet sich eine Bettelpredigt aus dem Jahr 1947, als es um den Wiederaufbau der Kirche ging. Um was da gebeten wurde: um Hilfsarbeiter, Kartoffeln oder Nachtwachen.

Während die Ausstellung Besuchern ein stilles historisches Prisma liefert, wird das Kirchweihfest u.a. mit den gewaltigen Klängen von Joseph Haydns Orgelsolomesse Missa brevis „Sancti Joannis de Deo“ gefeiert. Die Festmesse, in der das Orgelkonzert zu hören sein wird, beginnt am Sonntag, 1. Juli, um 10 Uhr. Am Samstag zuvor und am Sonntag feiert die Gemeinde auch ihr Pfarrfest.