Oberhausen. .

Wenn man einer Partei, wie der SPD Oberhausen mit ihren 1900 Mitgliedern, neuen Schwung vor Ort einhauchen will, dann würde der eine oder andere in alter sozialdemokratischer Manier eine Handvoll Arbeitskreise bilden und von seinen engsten Parteifreunden ein paar inhaltliche wie strukturelle Fragen diskutieren lassen.

Michael Groschek, der Ende März für Wolfgang Große Brömer neu gewählte Oberhausener SPD-Chef, ist aber weder der eine noch der andere, sondern er ist „der Mike“, wie ihn alle Sozialdemokraten nennen, und er genießt parteiintern einen legendären Ruf als umtriebiges Energiebündel.

Mit ein paar Arbeitskreisen gibt sich „der Mike“ mit seinem Aufrüttel-Vorhaben an der Basis nicht zufrieden - zusammen mit seinen Vize-Chefs Bernhard Elsemann und Elia Albrecht-Mainz gründet er mit engagierten Parteifreunden und Nicht-Mitgliedern gleich 18 Arbeitskreise.

Obwohl ihn die Genossen schon lange sehr gut kennen, waren darüber nicht wenige hocherstaunt. Als der 55-Jährige Bundestagsabgeordnete den Freizeitpolitikern auch noch einen ehrgeizigen Ergebnis-Zeitplan auflegte, da rumorte es bedrohlich. „Der Reformeifer ist bei uns halt unterschiedlich ausgeprägt“, gibt Groschek schmunzelnd zu. „Ich habe mich dann ein wenig zurückgenommen, dafür sind mir die Parteifreunde ein wenig entgegengekommen.“

Keine Scheu vor Unangenehmem

Die neue Parteispitze jedenfalls scheut auch vor unangenehmen Themen in den Arbeitskreisen nicht zurück. So soll eine schonungslose Analyse der Stärken und Schwächen der SPD vom Arbeitskreis 1 auf den Tisch gelegt werden, dabei sollen auch die Sommerfest-Besucher nach ihrer Meinung über die Defizite der Partei befragt werden. Es wird zudem geprüft, wie präsent die SPD-Funktionäre, SPD-Mitglieder und Mandatsträger vor Ort wirklich sind, die Stadtteilarbeit soll repolitisiert werden und die Beteiligung von jungen Leuten durch eine Sommerakademie sowie das Engagement von Zuwanderern und Frauen in der Parteiarbeit erhöht werden. Zusätzlich wird die gesamte Ortsvereins-Struktur in Oberhausen hinterfragt - und eventuell neu strukturiert.

„Wir müssen uns fragen, ob wir wirklich noch nah genug bei den Menschen sind. Wenn in einer Hochhaussiedlung nur noch weniger als 20 Prozent wählen gehen, dann müssen wir dafür sorgen, dass sich das ändert“, sagt Groschek und kündigt an: „Wir wollen die Reformbeschlüsse für die Bundespartei hier vor Ort eins zu eins umsetzen und der Reform-Unterbezirk in Deutschland werden.“

Schlechter Platz auf Hitlisten

Die SPD will sich aber nicht nur mit sich selbst beschäftigen, sondern auch inhaltliche Programmarbeit vorantreiben. Dem Alt-Kämmerer und Neu-Parteivize Bernhard Elsemann treibt um, warum Oberhausen regelmäßig in vielen Ranking-Listen in Deutschland nur mittelprächtig bis schlecht abschneidet. „Wir müssen prüfen, warum dies so ist und wie wir eine bessere Wirtschaftsförderung hinbekommen.“

Weitere Themen mehrerer Arbeitskreise sind die bessere Kooperation der Städte im Ruhrgebiet, der engere Kontakt zu den Gewerkschaften, die Herausforderung, eine schrumpfende Stadt sozial zu gestalten, und den SPD-Titel für Oberhausen „Stadt der guten Hoffnung“ mit konkreten Projekten auszufüllen.