Oberhausen. .

Mitten im sich müde dahinschleppenden Landtagswahlkampf hat CDU-Kandidatin Simone-Tatjana Stehr durchaus mutig eine wichtige Debatte angestoßen, die sonst Politiker scheuen: Wie steht es mit dem schulischen Engagement der Lehrer? Das Thema ist für Politiker heikel, da man sich damit nur viele einflussreiche Feinde in einer Stadt schaffen kann. Dabei steht die Studiendirektorin am Dinslakener Otto-Hahn-Gymnasium als Praxis erprobte Fachfrau außer Verdacht, pauschal ihre Lehrer-Kollegen in Oberhausen als „faule Säcke“ zu beschimpfen.

Sie hat zu Recht angemerkt, dass es beschämend ist, wenn ein bundesweit anerkannter Debatten-Wettbewerb die zentrale Landesentscheidung in Oberhausen veranstaltet und dann keine einzige Schule aus dieser Stadt daran teilnimmt. Das schaffen immerhin trotz allgemein hoher Belastung von Lehrerkollegien 150 andere Schulen aus Nordrhein-Westfalen. Die anhaltende Debatte über das Engagement von Lehrern trifft einen wunden Punkt der Schulpolitik: Über die Leistungsbereitschaft, Qualität und Umfang der Arbeit von Lehrern weiß die Öffentlichkeit wenig, obwohl alle Bürger viel Steuergeld für die Bildungsarbeit in der Republik zahlen.

Mangel an Qualitätskontrolle

Der Schulunterricht ist eine schwarze undurchsichtige Box, er unterliegt kaum einer Qualitätsprüfung. Wer stoppt in der Praxis Lehrer, die altbackenen Unterricht machen, die nicht gut erklären, die wenig interessiert an der Entwicklung ihrer Schüler sind? Schlechte und unengagierte Lehrer müssen im Alltag praktisch keine Konsequenzen fürchten. Die Arbeitsbelastung in vielen Lehrerkollegien ist nicht nur wegen Klausur- und Leistungsfächern höchst ungerecht verteilt; wer sich allgemeinen Schulaufgaben entzieht, kann vom Schulleiter kaum dazu bewegt werden.

Doch angesichts des zunehmenden Lehrermangels werden diese Themen in der Politik gar nicht mehr erörtert, um die Pädagogen nicht zu verschrecken. Die Leistungskraft unserer Schulen hängt aber nicht nur von der Zahl der Lehrerstellen ab, sondern vor allem von der Qualität der Lehrkräfte, von dem, was in der Schulpraxis wirklich abläuft. Dieses Tabuthema sollte die nächste Landesregierung endlich anpacken - vielleicht gibt die Oberhausener Debatte dazu ja einen Anstoß.