Oberhausen. .
Mutig müssen Politiker sein, wenn sie Schülern bei einem Polit-Talk Rede und Antwort stehen. Da helfen den Parteivertretern weder Floskeln noch höfliche Ablenkungen oder betonte Lockerheit, wenn ihnen junge Menschen auf den Zahn fühlen.
Im Bertha-von-Suttner Gymnasium – eine der wenigen Schulen, die regelmäßig Polit-Talk-Runden veranstalten – bohrten Schüler bei den Landtagskandidaten von CDU, SPD, Grünen, Linken, FDP und Piraten kräftig nach: Im Vorfeld hatten sie sich mit den Wahlprogrammen der Parteien beschäftigt.
Von der Ausbildung bis zum Neubau der Turnhalle
Zunächst aber stellten sich Wolfgang Große Brömer (SPD), Wilhelm Hausmann (CDU), Mohammad-Ali Behboudi (Die Grünen), Marc Hoff (FDP), Sascha H. Wagner (Die Linke) und Daniel Düngel (Die Piraten) vor.
Dann ging’s schon zu Sache: Studiengebühren, mangelnde Ausbildungsplätze kamen auf den Tisch, doch auch kommunale Themen wie Schulsanierung waren gefragt. Die Sporthelfer des Gymnasiums – sie betreuen den Pausensport – machten auf den desolaten Zustand ihrer Turnhalle aufmerksam, in der wegen Baufälligkeit seit einiger Zeit nicht mehr gespielt werden darf. Die Schüler fordern einen kompletten Um- oder Neubau der Halle. Dafür haben sie in allen Klassen Unterschriften gesammelt.
Wolfgang Große Brömer lobte das Engagement der Schüler, allerdings sei er, obwohl Mitglied im Schulausschuss der Stadt, erst am morgen durch die Presse auf das Problem aufmerksam gemacht worden. Sascha H. Wagner wetterte dagegen: „Mir ist es ein Rätsel, wie die Situation am Bertha-von-Suttner Gymnasium einem im Schulausschuss Sitzenden unbekannt sein kann.“ Auch Bildungspolitik zählte zu den für die Schüler wichtigen Themen: Über Studiengebühren, Mangel an Studien- und Ausbildungsplätzen und Schulformen, überfüllte Unis und Doppeljahrgänge wurde hitzig diskutiert.
"Sitzenbleiben nicht mehr möglich"
Die Piratenpartei plädierte für kursbedingte Klassen ab der Jahrgangsstufe fünf. Dabei sei Sitzenbleiben nicht mehr möglich, meint Daniel Düngel. Die FDP lehnte jede Einheitsschule ab. Durch sie sinke die Qualität, so Marc Hoff. Die SPD will Förderung durch kleinere Klassen. Ähnlich sehen das die Linken. Wagner merkte jedoch an: „Es wäre ja mal schön, darüber nicht immer nur zu reden, sondern endlich auch mal zu handeln.“
Geredet wurde aber so viel, dass manche Schüler die Lust am Zuhören verloren. Schüler Cem Güney (18) machte seinem Unmut Luft: „Alles nur Gerede. Ich kaufe euch nichts ab. Ich zahle für uralte Bücher eine Menge Geld und muss sie zum Jahresende wieder abgeben.“ Das Büchergeld abzuschaffen sei hilfreicher als iPads für die Schule zu sponsern, mit denen die Lehrerschaft nicht umgehen könne.
Anschließend gingen die Schüler zu den Wahlurnen. Im Landtag regierte eine Art „Irland-Koalition“ aus Piraten (28,6%) und Grünen (24%), SPD und CDU drücken mit 14,1 und 12 % die Oppositions-Bank. Die Linke ist mit 6,2% drin, die FDP schafft’s nur auf 1,6%. Sonstige: 3,5, Enthaltungen 10%.