Oberhausen.

Trotz guter Konjunktur steigt die Zahl schlecht bezahlter Leiharbeiter, werden von Betrieben weniger Lehrstellen angeboten und junge Leute nach ihrer Ausbildung nur befristet übernommen. Zudem knausern die Chefs bei Lohnerhöhungen. „In allen Betrieben gibt es gute Gewinne, aber wir müssen um jeden Cent kämpfen. Man versucht sogar, die Löhne zu drücken - ein Skandal“, sagt Oberhausens DGB-Chefin und Verdi-Geschäftsführerin Henrike Greven im Vorfeld des traditionellen Kampftages der Gewerkschaften am 1. Mai.

Um 10.30 Uhr ziehen die Demonstranten am 1. Mai vom Altmarkt zur Maikundgebung auf dem Ebertplatz - angeführt von der Trommlergruppe der Musikschule Oberhausen. Auf dem Ebertplatz spricht ab 11 Uhr die Sophie-Scholl-Lehrerin und GEW-Chefin Conny Schiemanowski. Es musiziert Wiesenmüllers Partyband, es tanzen die Schüler der Schule ,fundance’.

Gleiche Arbeit für weniger Geld

Harte Themen gibt es genug: So steckt die IG-Metall mit ihrem Oberhausener Leiter Peter Koppers mitten in einem Arbeitskampf für 6,5 Prozent mehr Lohn und gegen Billig-Leiharbeit wie heikle Jobverhältnisse. „Mit Stamm-Leiharbeitern setzen die Arbeitgeber ihre normalen Beschäftigten unter Druck - die gleiche Arbeit von dir gibt’s für weniger Geld“, kritisiert Koppers. So verdiene ein ungelernter Arbeiter als Leihkraft nur 1293 Euro brutto im Monat, als feste Kraft 2178 Euro.

Die IG BAU mit Gewerkschaftssekretär Thomas Schicktanz kämpft für das Aus der Rente mit 67. „Das schafft unsere Klientel nicht, in dem Alter sind die Knochen kaputt. Aber auch bei Bürojobs steigt die Belastung enorm an.“

"Gute Arbeit für Europa"

Für notwendig hält GEW-Chefin Schiemanowski eine Kehrtwende bei der Bildung. Sie sieht die bei den Realschul-Leitern umstrittene neue Sekundarschule, eine Mischung aus Haupt- und Realschule, als gute Chance für Schüler und Lehrer. „Hier gibt es kleinere Klassen, mehr Lehrer, eine bessere Ausstattung und individuellere Betreuung.“ Oberhausen habe ohnehin Nachholbedarf in der Bildung: „Bei uns sind nur 25 Prozent der Schulabgänger Abiturienten, in anderen NRW-Städten wie Bonn sind es 50 Prozent.“

DGB-Regionsvorsitzender Dieter Hillebrand hebt das DGB-Motto für den 1. Mai „Gute Arbeit für Europa“ hervor. Es bestehe die Gefahr, dass die Krisen in Südeuropa auf Deutschland überschwappen. Angesichts der neuen Schuldenbremse in der Verfassung drohe auch Deutschland ein „Spardiktat Europa“, dass die Demokratie aushebele. Würde bei deutschen Arbeitnehmer so gespart werden wie derzeit bei den Griechen würde jeder Beschäftigte im Schnitt 535 Euro brutto im Monat verlieren.