Der rote Hahn gockelt vor einer Industriekulisse und bewacht die Szenerie. Das Bild ist Teil der Ausstellung „Meine Lithos – 1958 bis 2000“, die Walter Kurowski ab sofort in der Fabrik K14 zeigt. Die Themen, die er zwischen die Rahmen gepresst hat, sind eng verbunden mit dem Leben des 72-Jährigen, der sich nicht nur künstlererisch, sondern auch politisch mit der Gesellschaft auseinandergesetzt hat.
„Die Lithographie hat mich schon immer fasziniert, weil man mit dieser Technik Halbtöne darstellen konnte.“ Der ehemalige Folkwang-Student kann sich noch gut an die große, schwere Presse erinnern, mit der die Bilder damals gedruckt wurden. „Alle, die Lithographie gemacht haben, konnten sich das Sportprogramm sparen. Ich bin aber trotzdem in den Turnverein gegangen“, erzählt er lächelnd und platziert seine Kunstwerke, nach Jahrgängen geordnet.
So ein Schätzchen, eine alte Presse, besitzt er übrigens heute noch. „Die Lithographie war die Vorstufe des modernen Druckverfahrens, das auch mit der Unterscheidung von Fett und Wasser arbeitet“, erklärt Kurowski. Im Grunde hat sich an dem Prinzip nichts geändert. Platten, damals Steine, werden mit fetthaltiger Farbe eingepinselt. Der Rest wird von Wasser umspült. Das Wasser reagiert nicht mit dem Fett und ein Druckbild entsteht, etwa die aktuelle Zeitung.
"Ich wollte immer freischaffender Künstler sein"
Während seiner Studentenzeit in den 50er Jahren konnte sich Walter Kurowski künstlerisch austoben. Er gehörte übrigens zum gleichen Folkwang-Jahrgang wie Pina Bausch. Kurowski las Maxim Gorki, Kafka, Brecht, arbeitete für satirische Zeitungen. Den Kriegsdienst verweigerte er ebenso wie den Zivildienst. In den 70er Jahren trat er der Jugendorganisation der SPD, den Jusos, bei und gestaltete für Oberhausen und die Landesebene zwei Publikationen. Außerdem stemmte er sich künstlerisch und politisch gegen den Niedergang von Thyssen.
„Als Folkwang-Absolvent mit Auszeichnung hätte ich bestimmt auch einen Job in einer Werbeagentur bekommen, aber ich wollte immer freischaffender Künstler sein.“ So wurden die Kunst, Jazz und, nach eigenen Aussagen, die Frauen sein Leben.
Zu Oberhausen spürt er inzwischen eine große Verbundenheit. „Ich bin hier verankert“, sagt er selbst. Kurowski wurde Haus- und Hof-Künstler vom „Autohaus Plätz“ und erledigte Auftragsarbeiten, etwa für die IG Metall. „Eigentlich haben wir immer gut gelebt. Ich konnte die Miete bezahlen und hatte immer einen Zehner in der Tasche.“
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