Oberhausen.

Im Oktober 2001 eröffnete die damals neue Galerie in einem ehemaligen Lebensmittelgeschäft auf der Stöckmannstraße am Altmarkt in der Alten Mitte. Die Reaktionen der Presse waren rundum positiv: „Jetzt wird es kunstvoll in der Innenstadt“, prophezeite man.

Und: „Hier ist Kultur für alle da!“ Sie ist es bis heute, denn die Galerie, Kind der Kunstinitiative Ruhr e.V., kurz Kir, hat sich einen Platz im Kulturgeschehen der Stadt erobert. Jetzt feiert Kir das zehnjährige Jubiläum mit einem abwechslungsreichen Programm (siehe Zweittext) vom 2. bis zum 10. September.

Dass Kir so lange überleben konnte, liegt auch an dem bemerkenswerten Galerie-Konzept. Die Beteiligten teilen sich die Miete. Dafür erhält jeder von ihnen Gelegenheit, seine Kunst in der Galerie zu präsentieren, sowohl in einer Einzelausstellung im vorderen Teil der Galerie, als auch gemeinschaftlich im hinteren Part. So ist jeder Teilhaber mit ausgewählten Arbeiten praktisch immer zugegen. Jeden Monat gibt’s eine neue Ausstellung, am Ende des Jahres eine gemeinsame Präsentation.

Nach allen Seiten offen

Doch im eigenen Saft zu schmoren, war nie ihr Ziel. Vielmehr wollten sie auch Nicht-Mitgliedern Ausstellungsraum bieten und sich nicht auf Kunst und Fotografie beschränken. Kir bietet Platz für Lesungen, Vorträge, musikalische Darbietungen, Tanz und auch Malkurse für die jüngere und ältere Generation und beteiligt sich an städtischen Kulturaktionen und Festen, pflegt einen regen Austausch mit Künstlern aus anderen Städten.

Kir bietet jedem, der mag, Gelegenheit, was gerade gezeigt wird anzusehen, durch regelmäßige verlässliche Öffnungszeiten. Die allerdings mittlerweile schwer aufrecht zu erhalten sind, weil nur wenige Mitglieder Zeit dafür haben oder opfern möchten. Ohne Freunde und Helfer würde es nicht gelingen, so viele Höhepunkte im Jahr zu bieten - zumal - es gibt immer wieder Wechsel im festen Künstler-Team.

Kir-Kultur-prägende Künstlerin Nummer eins ist Hilde Arlt-Kowski. Sie hat die Galerie entdeckt und ist Mitgründerin des Vereins Kir. Sie ist nach wie vor ein Energiebündel, Ideen sprühen. Malen mit Kindern und Erwachsenen, Kontakte knüpfen, Projekte kreieren - ihre Fantasie kennt selten Grenzen. Fast möchte man sagen: Ohne Hilde kein Kir.

Hohe Mietkosten sind problematisch

„Ohne Moos nichts los“ - leider könnte dieses Motto die Kir-Zukunft prägen, denn Geld ist ein Grund, warum es schwierig ist, junge Leute zu finden, die die Kir-Idee mittragen und sich einbringen. „Das Interesse ist vorhanden, aber wenn wir erklären, dass sich jeder von uns an den Mietkosten beteiligt, springen sie ab“, sagt die zweite Kir-Vorsitzende Hildegard Hugo, die zu dem kleinen Kreis der besonders Aktiven zählt. Das stimmt nachdenklich. Sind 1000 Euro Mietkosten hier wirklich berechtigt? Schließlich ist es schon zwei Jahrzehnte her, dass die Lage am Altmarkt zur ersten Klasse zählte.

Sollte da nicht ein Vermieter den Kunst-Schaffenden mehr entgegen kommen? Wer eine bessere Nutzung für ein Lokal am Altmarkt weiß, der möge sich melden!

Immerhin haben sich hier schon bekannte Künstler präsentiert wie Wilfrid Polke, Thorsten Poersch, Hans-Peter (Jo) Auler und der berühmte Satiriker und Plakatkünstler Klaus Staeck. Gastkünstler waren Leute wie Kuro, Walter Kurowski, Ruth und Anna Polke, Wahed Kkakdan aus Teheran oder Josef Cyros mit einer Multi-Media-Präsentation zu den Kurzfilmtagen 2004.

In guter Erinnerung

In Erinnerung bleiben die Ausstellungen „Kunst aus Danzig“ 2006, „Aktuelle Kunst aus Paris“ 2008 und „Interart“ 2009 mit Künstlern aus dem Kosovo sowie die Jahresausstellungen „Ohne Titel“, „Eine Frau im Zwiespalt“, „Ein Wintermärchen!?“...

Mit Aktionen zur Veranstaltung „Kunstlicht“ am Tag der offenen Ateliers, zur Kulturnacht oder zur Local-Heroes-Woche im Kulturhauptstadtjahr 2010 setzte die Galerie Akzente, die auch vielen Menschen auffielen, die nicht zum Kir-Stammpublikum zählen. Kir bereichert die Alte Mitte. Es wäre schade, wenn es nicht noch ein nächstes rundes Kir-Jubiläum gäbe.

SchlaflOs geht’s am Freitag, 2. September, um 19 Uhr los: Kulturdezernent Apostolos Tsalastras eröffnet die Ausstellung von Kir-Künstlern. Die „Downtown Angels“ spielen, Hildegard Hugo liest Geschichten. Samstag (2.9.) wird Kunst versteigert (ab 18 Uhr), um 19 Uhr beginnt eine Lesung mit Klaviermusik, anschließend darf gefeiert werden. Sonntag (4.9) malen Kir-Mitglieder mit Kindern (ab 15 Uhr) um 17 Uhr wird Kunst verlost, um 18 Uhr gibt Wolfgang Müller (Klavier) ein Wunschkonzert.

Montag (5.9.) werden Führungen angeboten (16-19 Uhr). Dienstag (6.9.) malen ab 14 Uhr Kirs wieder mit Kindern. Mittwoch (7.9.) beginnen Führungen um 16 Uhr. Um 21 Uhr wird ein Film über Kunst präsentiert. Donnerstag (8.9.) wird diskutiert: „Hat die freie Kunst noch Zukunft?“ (Beginn 19 Uhr). Freitag (9.9.) ist ab 16 Uhr geöffnet, Samstag (10.9.) steigt ab 19 Uhr die Abschlussfete.