Ein kleines Geheimnis blieb doch ungelüftet. Wollte im Vorjahr Helge Schneider seine frisch erhaltene Neptun-Statuette noch sofort ins Badezimmer verfrachten, so blieben die Träger des Preises für deutsch-polnische Verständigung diesmal eine Antwort über den Ehrenplatz der Trophäe schuldig. Geheimniskrämerei wurde es bei der feierlichen Übergabe dennoch nicht: Am Samstag erhielten Bezirksbürgermeister Josef Loege und der polnische Journalist Henryk Koclar die begehrte Auszeichnung. Zum zehnjährigen Bestehen der Kulturkneipe Gdanska standen offene Gespräche im Mittelpunkt. Längst ist der Treffpunkt von Polen und Deutschen am Altmarkt selbst preiswürdig.

Eigentlich hätte Josef Loege, dessen umfangreiche Liste von Ehrenämtern auch die des Geschäftsführers des Groß­Oberhausener Karnevals einschließt, seine Dankesrede auch mit jeckem Liedgut vortragen können: Viva Polonia! Denn schon in der Laudatio von Walter Kurowski wurde klar: Kultur verbindet. Im Fall von Loege kommt noch eine Menge Sport dazu. Als Stadtsportbund-Präsident und ehemaliger Kampfsportler hat er in den Vereinen erfahren, wie Integration funktioniert. Loege: „Da wird nicht gefragt: Wo kommst du her? In den Sportvereinen kann man sehen, was Multikulti wirklich ist. Diesen Weg wollen wir weitergehen.“

Die Preisverleihung wurde mit einem Chopin-Konzert eröffnet. Die Klänge ließen im restlos gefüllten Saal die Gedanken wandern. Einen Anreiz dazu lieferte der zweite Preisträger Henryk Koclar. Der Journalist gibt in Dortmund das wöchentlich erscheinende Magazin „Samo Zycie“ heraus, übersetzt: „Nur das Leben“. Eine Publikation in polnischer Sprache, die jedoch nicht nur Themen der Polen behandelt, sondern Kulturelles, Politisches und Gesellschaftliches aus beiden Ländern mischt. Ein Stück gedruckte Verständigung.

Applaus gab es reichlich für die neuen Preisträger, „Kawaler“ wie man sie auf Polnisch nennt. Sie führten ihre Statuetten anschließend im und vor dem Gdanska spazieren. Vor den Türen spielte die Band „Highway to heaven“ rockige Klänge, drinnen drehte sich das Jazz-Karussell auf Hochtouren. Neptun gilt in der Stadt Danzig als Wahrzeichen und auch in Oberhausen ist der Gott des Meeres längst angekommen. Die Signalwirkung für die deutsch-polnische Verständigung ist jedes Jahr aufs Neue eine bedeutende.