Oberhausen. .
Die wahren Stärken sieht man dem kompakt bemessenen Holzkasten nicht an. Eine schmuck verzierte Front, zwei Außenkästen, die wie Türme den Mittelteil rahmen. Und auf der Rückseite ein kleines Tasten- und Pedalwerk. Doch Laurenz Lankes weiß genau: Auf das Innenleben kommt es an. In der liebevoll gestalteten Box ist Musik drin.
Der 78-Jährige hat in mühsamer Kleinstarbeit ein Klangwunder geschaffen. Lankes hat eine Orgel gebaut, die nun in der Herz-Jesu-Kirche am Altmarkt steht und am Sonntag bei einem festlichen Konzert eingeweiht wurde.
Ein Instrument zu schaffen, erfordert Geduld, Geschick und gute Nerven: Denn mit der Pi-mal-Daumen-Taktik kommt man hier nicht weit. „Jeder Millimeter, jedes Detail ist wichtig für den Klang. Während der Bauzeit muss man sehr viel ausprobieren“, sagt Laurenz Lankes. Kein Wunder, schließlich gilt die Orgel nicht umsonst als ein höchst komplexes Instrument. Für das Instrument in der Herz-Jesu-Kirche hat Laurenz Lankes stolze sieben Jahre lang gewerkelt. Immer wieder: Gehobelt. Gesägt. Gestimmt.
Liebe zur Musik
Doch wie kommt man überhaupt auf die Idee, ein Instrument zu bauen? Gelernter Orgelbauer, ein eigenes Berufsbild, ist Lankes nicht, sondern er hat viele Jahre an der Ruhrschule in Alstaden als Lehrer unterrichtet. „Es war die Liebe zur Musik“, sagt Lankes. Er beherrscht das komplexe Instrument freilich perfekt. Lankes ist Mitglied im „Arbeitskreis Hausorgel in der Gesellschaft der Orgelfreunde e.V.“ und studierte reichlich Literatur. So fing alles an. Verständnis für die Musik, meint Lankes, ist für den Bau einer Orgel unverzichtbar. „Ist der Schreiner kein Musiker, kann die Orgel nicht gelingen.“
Wenn Lankes die Verkleidung des Großgeräts abnimmt, weiß man warum. Die Pfeifen sind säuberlich aneinandergereiht. 340 an der Zahl. Dabei gibt es gravierende Unterschiede. Die metallischen Pfeifen sind aus Blei-Zinn, andere wiederum aus Holz. „Das ist nicht nur für den Klang entscheidend“, sagt Lankes. „Auch die Mechanik ist völlig unterschiedlich. Manche funktionieren wie eine Blockflöte, andere wie eine Klarinette.“
Schläuche, Register, Regale
Luft, oder besser gesagt, Wind: Ein entscheidender Faktor bei einer Orgel. Denn ohne Wind könnten keine Töne aus den Pfeifen erklingen. Die Steuerung ist kompliziert, ein Motor bringt die Luft in Bewegung. Überall sind Schläuche, Register, Regale oder Windladen. Alles, was eine Schleifladenorgel, so die korrekte Bezeichnung, letztlich ausmacht und für die Kontrolle des Winddrucks nötig ist.
Selbst der unscheinbare Außenschmuck muss mit Bedacht gewählt werden - wie etwa das Schleierwerk, also die hölzernen Verzierungen an der Außenwand, die Lankes ebenfalls selbst entworfen hat. „Das Schleierwerk muss dem Ton schließlich erlauben, auch ausströmen zu können.“
Klanglicher Alleskönner
Wenn man Laurenz Lankes sprechen hört, erkennt man die Liebe zum Detail. Die vielen Arbeitsstunden. Das intensive Studium der Pläne. In der Herz-Jesu-Kirche erfüllt das technische Wunderwerk nun seinen Zweck. Denn der dortige Kirchenchor verfügte bis dato nur über eine Elektroorgel. Ein himmelweiter Unterschied. „Ich denke, sie haben sich über die Orgel gefreut.“ Bei der Probe, bei Konzerten und kleineren Gottesdiensten kommt das Schmuckstück nun zum Einsatz.
Ein klanglicher Alleskönner, der bei einem Fachmann eine hohe fünfstellige Summe kosten würde. Für Laurenz Lankes waren die sieben Jahre Bauzeit viel mehr als nur Werkeln nach Plan. „Es ist eine wunderbare Beschäftigung“, sagt der rüstige 78-Jährige. „Sie fordert den Kopf und ist für das Alter bestens geeignet.“