Oberhausen. Eine Initiative zur Schuldentilgung hat 2100 Euro aufs Konto der Stadt Oberhausen überwiesen – und will damit Impulse für mehr Bürgeraktivität setzen. Bislang gingen ihre Gelder an die Bundeskasse in Halle und nach Thüringen.

Dass plötzlich Geld auf einem Konto der Stadt landet – ohne irgendeine Vorleistung und ohne jedwede Bedingung – das passiert nicht allzu oft, sonst hätte der Stadtkämmerer die eine oder andere Sorge weniger. In der vergangenen Woche aber soll genau das passiert sein: 2100 Euro hat Alexander Dill von der „Deutschen Tilgungsinitiative“ aufs Oberhausener Stadtkonto überwiesen.

„Wir sind der Staat“ ist das Motto dieser Initiative von Bürgern, die sich entschlossen hat, bei der Tilgung der Staatsschulden selbst mit anzupacken. Bislang gingen ihre Gelder an die Bundeskasse in Halle und nach Thüringen – jetzt will man Oberhausen unter die Arme greifen.

Gegen Politikmüdigkeit

„Warum Oberhausen unsere Tilgungsgelder verdient“, heißt es gleich auf der Startseite der Initiative mit der schönen Internetadresse „hurrawirtilgen.blog.de“: „Mit fast 7000 Euro pro Kopf soll Oberhausen angeblich die höchstverschuldete Stadt Deutschlands sein“, ist dort zu lesen. Und auch: „Uns interessiert nicht, welche Partei in Oberhausen regiert. Uns interessiert auch nicht, wo man in Oberhausen an teuren Menschen „sparen“ kann, denn dann fallen sie der Bundesagentur zur Last, zahlen keine Sozialversicherungsbeiträge mehr und fallen als Kunden des lokalen Einzelhandels aus. Mit Sparen kann Oberhausen seine Schulden nicht tilgen.“

Allein mit spendierfreudigen Auswärtigen und Einheimischen vermutlich auch nicht, das ist Alexander Dill (48), Sozialphilosoph und Vorstand eines privaten Wirtschaftsforschungsinsituts in Basel, klar. Ihm und seinen Mitstreitern gehe es vielmehr darum, einen Impuls zu geben, Bürgerinnen und Bürger anzuregen, durch eigene Aktivitäten ihre Stadt nach vorne zu bringen.

Engagement fürs Gemeinwesen

„Es geht nicht nur um Geld. Positives Tun ist wichtig. Das kann auch das Fegen der Straße vorm eigenen Grundstück sein.“ Engagement fürs Gemeinwesen, ob durch persönlichen Einsatz oder durchs Tilgen, sei die beste Medizin gegen Politikmüdigkeit. Dass das viele für spinnert halten, ist ihm nicht neu: „Altruismus ist immer eine gewisse Art von Spinnerei. Eigeninteresse gilt als gesund, Uneigennützigkeit als seltsam. Das muss man aushalten.“

Leben müssen die Gründer der Initiative (übrigens nicht nur Großverdiener) auch mit der Kritik, ihr Tun behandle nur die Symptome und entlasse diejenigen, die schlecht gewirtschaftet hätten, aus der Verantwortung. „Es geht darum, die Schulden wegzubekommen und dann keine neuen zu machen. Und wir glauben einfach nicht, dass Sparen der richtige Weg ist. Wenn Stellen eingespart, also Menschen entlassen werden, sorgt das sicher nicht für ein besseres Konsumklima.“