Oberhausen.

„Der Startschuss fürs Frühjahr fiel vor drei Wochen“, sagt Tierpflegerin Claudia Schmalz. Da wurde im Tiergehege im Kaisergarten das erste Lamm geboren und das mächtige Geweih des Rothirsches segelte ihm vom Kopf. Jetzt muss Hirsch Artus bis zum Herbst warten, ehe sein Kopfschmuck nachgewachsen ist und er wieder waffenbewehrter Kampfgeselle sein darf.

In der Zwischenzeit tobt im Tierpark das pralle Leben. „Wir feiern hier täglich neue Geburten“, freut sich auch Alexander Höfer, Sprecher der für die Anlage zuständigen Oberhausener Gebäudemanagement GmbH (OGM).

Ja, es liegt auch entschieden ein Hauch von Frühling, von neuem Leben und Aufbruchstimmung über dem Park.

Kinder als Tierpfleger

Gleich in einem der ersten Gehege sind es Menschenkinder, die alles daran setzen, Schafköttel ordentlich zusammen zu fegen. Höfer: „Es ist unser erstes Angebot für Kinder, für vier Tage als Tierpfleger zu arbeiten.“ Da lernen die Kleinen schon einmal, was es mit diesem Job tatsächlich auf sich hat. Denn die Ausbildungen zum Tierpfleger sind beliebt. „Wir bekommen jedes Jahr bis zu 300 Bewerbungen“, sagt Claudia Schmalz. Manche Schüler hätten aber schon abenteuerliche Vorstellungen von diesem Beruf.

Abenteuerlich ist für Tierparkbesucher so eine Tiergeburt. „Die Ziegen machen so schöne Schaugeburten“, scherzt die Tierpflegerin. „Wir bekommen dann Anrufe von Besuchern, ‘kommen Sie schnell, bei den Ziegen stimmt was nicht’“, erzählt sie.

Und da liege so eine angehende Ziegenmama sehr repräsentativ mitten im Gehege auf der Seite und bekäme eben ihre Zicklein. Vier Jungtiere wurden bislang geboren. Allerliebst sind diese kleine Geschöpfe, wenn sie voller Lebenslust mit lustig-tapsigen Bocksprüngen durchs Gehege hüpfen.

Tierkindergarten

Und diese winzige schwarze Ziege mit dem weißen Fleck, ist die echt? Ganz reglos steht das Tierkind da. Claudia Schmalz pirscht sich vorsichtig von hinten an das Zicklein heran. Nimmt es auf den Arm. Und siehe da. Es lebt, ist kein Plüschtier.

Einige Gehege weiter: Bei den Skudden, meist rot-braune Schafe, haben sich sieben Babys in einer Art Tierkindergarten versammelt. Halten aneinandergekuschelt ein Schläfchen. Ein einziges weißes Lamm träumt zwischen lauter rot-braunen Babys. „Die Farbe hat es vom Papa geerbt“, erzählt Claudia Schmalz. Und dass die Skudden eine Leihgabe eines Schäfers seien.

Es gibt viele Schafarten im Tierpark. Die Bentheimer Schafe sind immer die ersten im Jahr, die ihre Lämmer bekommen. Die müssen dann nachts noch in den Stall unter eine Rotlichtlampe. Die Wärme mögen die Großen auch gern, „sie müssen aber aufpassen, dass sie sich ihre Wolle nicht verbrennen“, lacht die Tierpflegerin.

Ein Bock für die Moorschnucken

Der Moorschnucke Hope, die als Flaschenkind einige Berühmtheit erlangte, geht es übrigens auch gut. Im Herbst bekommt Hopes Gruppe wieder einen Bock. Die zurzeit allesamt jungen Schafdamen sollen erst in etwas gesetzterem Alter Mamas werden.

Die Wildschweine haben zwei Frischlinge zur Welt gebracht. Foto: Tom Thöne / WAZ FotoPool
Die Wildschweine haben zwei Frischlinge zur Welt gebracht. Foto: Tom Thöne / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool

Dass Männer es allein unter Frauen nicht immer leicht haben, davon könnte ein junger Mufflon-Bock ein Lied singen. Ihn gesellte man zu einer Gruppe Damen. Aber vom Hahn im Korb konnte bei dem armen Mufflon-Mann keine Rede sein. „Er hatte als junges rangniederes Tier einen schweren Stand“, erzählt die Tierpflegerin. Ja schlimmer, die grantigen Frauen hätten ihn glatt umgebracht. Also musste die „Gruppe zerschlagen werden“, wie es im Fachjargon heißt. So nach und nach wurde eine Mufflon-Dame nach der anderen zum Bock gepackt, zuletzt das ranghöchste Tier. Dann war alles in Butter.

Gibt es bei den Mufflons also noch keinen Nachwuchs, die Soayschafe, eine sehr ursprüngliche Rasse, haben Jungtiere. Und zwei Frischlinge wurden bei den Wildschweinen geboren. Kleine gelb-braungestreifte Schweinchen sind das, die ihrer Mama mutig aus der Höhle ins Freie folgen, als Claudia Schmalz Leckerchen ins Gehege wirft.