Oberhausen. Ausstellung über Putzgeräte und Gebäudereiniger in der Innenstadt. Hintergrundwissen soll Vorurteile beseitigen.
Manche stammen aus den Siebzigern oder Achtzigern, manche sogar aus der Kaiserzeit. Nicht um Bilder oder Musiker, sondern um Staubsauger, Dampfstrahler und Schrubbmaschinen geht’s in einer Ausstellung an der oberen Marktstraße. Keine Ausstellung im klassischen Sinne ist es – hierhin kann der Besucher auch etwas mitbringen: Teppiche, die vor Ort gereinigt werden können, als Übungsobjekte für angehende „Gebäudereiniger“.
Auf die Beine gestellt hat die Ausstellung Irene Hüfner. Ihrer jahrelangen Tätigkeit als Reinigungskraft in Oberhausener Schwimmbädern hat sie es zu verdanken, dass sie an die ganzen Ausstellungsstücke gekommen ist. „Mit den meisten Stücken habe ich gar nicht selbst gearbeitet, ich habe sie von ehemaligen Kolleginnen und Bekannten gespendet bekommen“, sagt Hüfner.
Ein Gag für die Geschäftsleitung
Auch ganz besondere Raritäten wie die „Putzroller“ – Rollschuhe mit Bürsten an der Unterseite – gehören dazu. „Das war ein Gag für die Geschäftsleitung der WBO, die von uns verlangt hat, schneller zu arbeiten“, sagt Hüfner. Ihr Lieblingsstück sei aber ganz klar die rote „Ganson“, eine automatische Schrubbmaschine. „Mit der habe ich am liebsten gearbeitet, aber das war jedes Mal ein Kampf. Das Gerät ist sehr schwer und nicht so leicht zu steuern“, sagt Hüfner schmunzelnd.
Auch andere moderne Geräte und Maschinen sind ausgestellt. „Ich war der Technik immer aufgeschlossen. Die Maschinen sind zwar schwer zu transportieren, aber wenn man sie beherrscht, gibt es keine Probleme. Die Technik darf jedoch uns, die Putzfrauen, nicht beherrschen“, sagt Hüfner.
Ausstellung alleine nicht zu stemmen
Dass die 61-jährige Ruheständlerin diese kleine, aber feine Ausstellung natürlich nicht alleine stemmen konnte, stellt Irene Hüfner gleich klar: Unterstützt wurde sie von den Gewerkschaften IG Bau und Verdi. In letzterer hatte sie Jahre mitgearbeitet und zuletzt den Fachausschuss Reinigung geleitet. Es gehe ihr bei der Ausstellung nicht nur um das Präsentieren von Putzgeräten, auch das Image von professionellen Saubermännern und -frauen liege ihr am Herzen. „Ich möchte mit den ganzen Vorurteilen über Reinigungskräfte aufräumen“, sagt Hüfner. Die Wertschätzung für Gebäudereiniger sei verloren gegangen, beklagt sie: „Ich habe mir eines Tages gedacht: So kann das nicht weitergehen, du musst etwas dagegen machen.“
Bernd Dornbrach, ehemaliger Lehrer für Reinigungstechnik, beklagt den fehlenden Nachwuchs und ist sich sicher zu wissen, woran der Mangel liegt: „Unser Ruf ist einfach im Eimer und daran kann man so schnell auch nichts mehr ändern.“ Dabei sei der Beruf des Gebäudereinigers facettenreich und anspruchsvoll. „Heutzutage bekommt jeder Gebäudereiniger natürlich auch eine chemische Ausbildung“, sagt Dornbrach.
IG Bau unterstützt die Ausstellung
Gerlinde Schenk von der IG Bau, zuständig für den Bereich der Gebäudereinigung, unterstützt die Ausstellung und möchte auch auf strukturelle Probleme hinweisen: „Es muss den Menschen langsam klar werden, dass der Bereich Reinigung mit Gebäudeerhaltung einhergeht. Wo nicht konsequent gereinigt wird, muss Jahre später mehr Geld in die Hand genommen werden, weil dann die Renovierungskosten die Haltungskosten übersteigen. Das rechnet sich einfach nicht und das ist ein gesellschaftspolitisches Problem.“