Oberhausen. .
Die Gesellenprüfung bestand er mit Note eins, in Wettbewerben gewann er oft Preise. Sein Berufsleben beendete der Kunstschmied Hans-Dieter Kluck als Betriebsleiter der Abteilung Metall und Schlosserei bei der Industrieofenbau-Firma Loewe mit 68 Jahren. „Wer das Schmieden gelernt hat, kann alles“, sagt der heute 72-Jährige. Zum Beispiel Kunst.
Sein „Hobby mit philosophischem Hintergrund“ ist es, „Gedanken in die Praxis umzusetzen“. Wenn Kluck das macht, entstehen Skulpturen, vorzugsweise aus Metall, Stahl und Stein. Kluck: „Ich brauch’ die Spielerei, so wie andere in den Keller gehen, um zu basteln.“ Im Gebäude C auf dem ehemaligen Babcock-Gelände an der Duisburger Straße befindet sich im Foyer eine Galerie mit einer Auswahl seiner Werke. „Zu wenig beachtet“, findet Kluck und denkt ein bisschen wehmütig an die Zeit zurück, als dort die Stadtsparkasse ihr Domizil hatte und täglich viele Kunden seine Objekte sahen.
Deshalb denkt Kluck jetzt darüber nach, seine Kunstwerke so zu verteilen, dass sie an Orten zur Wirkung kommen, zu denen ihre inhaltliche Aussage passt. „Dort, wo über den Glauben und das Leben nachgedacht wird“, würde zum Beispiel die große Figur „Spaltung“ vielleicht dazu anregen, über den Sinn des Daseins, ja sogar über die Wirtschaftskrise zu diskutieren. „Spaltung“, eine Skulptur aus Stahl, zeigt: Egal welchen Glaubens die Menschen auch sein mögen, ihre Lebenswege beginnen mit der Geburt und enden mit dem Tod. Die vielen geschmiedeten kleinen Figuren symbolisieren das Christentum und den Islam.
„Apokalypse Now“, eine Skulptur, die die Erde in einen Bogen einspannt, „zeigt die Dynamik des Weltalls“. Die Arbeit entstand, weil Kluck sich Gedanken über Katastrophen wie Tornados, Erdbeben und Vulkanismus macht – über Kräfte aus dem Erdinneren, die Menschen zwar mit Hilfe der Technik früher erkennen, aber nicht verhindern können. „Wenn ich etwas gelesen habe oder über etwas nachdenke, wird es plastisch umgesetzt“, erklärt der Kunstschmiede-Künstler. Das führe durchaus auch zu abstrakten Figuren.
Oder zu witzigen Ideen: Weil ihm beim Angeln die Würmer immer ein bisschen leid taten, ließ er sie in einem Werk einfach mal größer sein als die Fische.
Weil er immer in der Stahl- und Metallbranche tätig war, hat Kluck gute Quellen fürs Material. Zum Arbeiten braucht er nur ein gutes Schweißgerät und ein Schmiedefeuer. In Xanten, wo er neben Styrum noch einen Wohnsitz hat, arbeitet er in einer Scheune. Als er noch bei Loewe war, stellte ihm die Firma den Arbeitsplatz fürs künstlerische Hobby zur Verfügung. „Einige Objekte habe ich dem Betrieb überlassen.“
Kluck hat sich im Laufe der Jahre an vielen Ausstellungen beteiligt, in Oberhausen zum Beispiel an der Aktion „Kunst geht baden“. In der Xantener Südsee bestückte er für Taucher eine Galerie unter Wasser, es gibt Skulpturen von ihm im öffentlichen Raum und in privaten Gärten. Doch es gibt eben auch noch eine Menge Skulpturen und Objekte, die er gern bei Liebhabern unterbringen würde – am liebsten nicht verkauft, sondern vermietet. „Ich muss nichts verdienen, ich würde die Miete einem guten Zweck zuführen, etwa dem Friedensdorf, der Krebshilfe oder der Babyklappe des EKO. So könnte ich Kunst abbauen und gleichzeitig helfen.“ Infos im Netz unter www.kluck-metalldesign.de
Hans-Dieter Kluck wird 1939 in Saßnitz auf Rügen geboren und kommt 1952 in den Westen. Nach der Schule beginnt er die Kunstschmiede-Lehre bei Hans Chwalek. Zwei Jahre führt er selbstständig einen Montagebetrieb in Paris und kehrt nach Oberhausen zurück, weil die Tochter in die Schule kommt. Er arbeitet in verschiedenen Betrieben, zuletzt bei der Loewe GmbH.