Oberhausen. . Immer wieder klagen einzelne Bürger in Oberhausen, die Polizei zeige hier zu wenig Präsenz. Auch Karl-Heinz Ölsner, der sich an der Aktion „Mitreden! WAZ lesen.“ beteiligt, sieht das so. Ölsner sagt: „Es sind nicht genug Zivilstreifen unterwegs.“ Er kritisiert, dass etwa in Fußgängerzonen Rad- oder auch Autofahrer viel zu wenig von der Polizei angehalten werden. Er bemängelt auch, dass Autofahrer ungestraft während der Fahrt telefonieren – ohne ein Bußgeld zu erhalten.
Die Polizei reagiert auf die subjektive Wahrnehmung der Menschen zunächst mit einer Bitte, um dann auch anhand von Zahlen aufzuzeigen, wie viele Einsätze sie hat, wie präsent sie ist. Polizeisprecher Ralf Henkemeyer wünscht, dass sich Bürger mit Kritik oder Problemen an die Polizei wenden. „Wir nehmen die Menschen ernst“, verspricht er. „Wir können den Leuten dann auch erklären, warum Polizeibeamte jemanden mal nicht anhalten, der falsch in eine Einbahnstraße fährt“, sagt Polizeisprecher Uwe Weighardt. Vielleicht seien die Kollegen gerade im Einsatz, auf der Spur eines Einbrechers oder zu einem Unfall unterwegs. Nicht immer schalteten sie das Blaulicht ein.
Polizeikontrollen für Fußgänger und Radfahrer
Henkemeyer: „Dass Radfahrer Bürger auf der Marktstraße sehr stören, kann ich gut verstehen.“ Aber vielleicht hätten auch hier Polizeibeamte, die das durchgehen lassen, gerade ganz andere Aufgaben.
Hans Georg Drüppel, Dienstgruppenleiter der Polizeiwache, erinnert: „Im Januar und Februar haben wir auf der Marktstraße zwei größere Aktionen gestartet und Knöllchen an Radfahrer verteilt.“ Die Betroffenen hätten dann wiederum eine ganz andere Sichtweise als die Fußgänger. Sie ärgerten sich über die Knöllchen.
Henkemeyer: „Wir werden auf jeden Fall weitere Aktionen mit Radfahrern und Fußgängern fahren.“ Jahrelang habe man als Polizei beide Gruppen als schwache Verkehrsteilnehmer geschützt. Jetzt jedoch festgestellt, dass falsches Verhalten der „Schwachen“ oft zu Unfällen führe.
52 228 Einsätze im Jahr 2011
Einige Zahlen zur Polizei: Dort arbeiten 545 Beschäftigte, davon 459 Vollzugsbeamte. Von denen sind wiederum 250 Uniformierte, die rund um die Uhr Dienst machen. „Zivilstreifen nimmt man üblicherweise nicht wahr“, erklärt Henkemeyer noch. Das wäre auch sehr kontraproduktiv, wenn die Ermittler gerade Einbrecher oder Taschendiebe observierten.
Weighardt liefert noch mehr Zahlen: Im vergangenen Jahr wurden 52 228 Einsätze gezählt, rund 150 pro Tag – ganz schön viele. 65 765 Notrufe gingen bei der Polizei ein. Die Hitliste, die Top 8, wie Weighardt sagt, wird angeführt von 6000 Verkehrsunfällen mit Sachschaden, gefolgt von über 3000 Ruhestörungen, 2600 Schwerpunkteinsätzen im Straßenverkehr, etwa Geschwindigkeitskontrollen. Mehr als 2400 Streitigkeiten. 1859 Einsätzen bei Einbrüchen, 1800 Verkehrsbehinderungen, 1600 Randalierer, 1500 hilflosen Personen, denen geholfen werden musste.
"Wir können nicht überall sein"
„Von vielen Einsätzen bekommt die Öffentlichkeit nichts mit“, macht Henkemeyer deutlich. Aber die Masse zeige auch: „Wir können nicht überall sein und müssen uns auf Kriminalitätsschwerpunkte konzentrieren.“ So seien auf Hauptstraßen mehr Streifenwagen präsent als in kleinen Nebenstraßen, in denen weniger Straftaten passierten.
Die Polizeisprecher und Drüppel betonen aber: „Wir sind auf aufmerksame Bürger angewiesen, die uns informieren.“ Drüppel hat da noch eine weitere Bitte: „Wenn jemand etwas Verdächtiges beobachtet, sollte er einfach nur die Polizei rufen.“ Wer einem Einbrecher aus dem Fenster zubrüllt „Was machen Sie denn da“, der warne den Mann.