Essen. .

Zur würdevollen Beerdigung gehören Bestatter und Andacht, sagt der Pastor. Trägt die Stadt die Kosten eines Begräbnisses, übernimmt sie die nicht für eine Trauerfeier. Mitarbeiter von Grün und Gruga bringen die Urnen in die Erde.

Als kürzlich eine Frau in seiner Gemeinde starb, da hätten sich Nachbarn gern von ihr verabschiedet, erzählt Pastor Hermann Krusenberg. Das sei aber nicht möglich gewesen. Weil es keine Angehörigen gab, übernahm das Ordnungsamt die Bestattung samt Gebühren. „Aber ohne Trauerfeier“, sagt der Pastor, der herasugefunden hat, dass sie in Stoppenberg beigesetzt worden ist. Wenn dort nun jemand Abschied nehmen will, steht er vor einer großen Hangwiese auf dem Hallo-Friedhof, wo inzwischen auf einem Urnensonderfeld 1600 Menschen bestattet worden sind.

Menschen, die bei ihrer Beerdigung auf das Ordnungsamt angewiesen sind, hätten einen Anspruch auf ein würdiges Begräbnis in Anwesenheit derer, die dabei sein möchten, fordert der Pastor. Dazu gehöre auch eine schlichte Trauerfeier. In Duisburg, wo er bis vor drei Jahren gearbeitet hat, sei das möglich gewesen. In Essen gibt es zwar in Regie der Kirchen einmal im Monat den Gottesdienst für die Unbedachten, doch das dürfe die Trauerfeier nicht ersetzen. Und dass Menschen zum Gottesdienst kommen, zeige doch, dass die Verstorbenen Anhang haben. Dass die Kirche Kosten für eine Trauerfeier übernehmen solle, sei nicht einsehbar, sagt der Pastor. Die Verantwortung liege bei der Stadt. Auch beim Mindeststandard auf dem Friedhof, zu dem ein Bestatter und nicht Mitarbeiter von Grün und Gruga im Arbeitsanzug gehörten.

Keine Kleidung für Bestattungen

Die haben keine Kleidung für Bestattungen, sagt Klaus Grütz, Verwaltungsleiter von Grün und Gruga. Das sei nicht würdevoll, stimmt er zu. Aber letztendlich ist es immer auch eine Kostenfrage. „Es ist schon ein Trauerspiel, dass das Ordnungsamt tätig werden muss.“ Das passiert in etwa 500 Fällen im Jahr. Finden sich doch Angehörige, müssen sie das Geld erstatten.

Die Stadt trägt die Kosten aus Steuermitteln, daher wähle sie die günstige Alternative für gut 500 Euro, sagt Grütz Das bedeutet, dass der Kontakt ende, wenn der Verstorbene im Krematorium ankomme. Sind einige Urnen fertig, werden sie anonym beigesezt: ohne Blumen und Grabstein.

Die Trauerfeier übernimmt das Ordnungsamt in der Regel nicht. Aber jeder könne die Trauerhalle mieten. Die große für 250 Euro mit Grunddeko. Der Preis sei wegen sinkender Nachfrage um zwölf Prozent gesenkt worden. „Vielen fällt es auch schwer, Beerdigungskosten zu tragen“, sagt Grütz.

Früher gab es Sterbegeld

Früher gab es bis zu 5000 DM Sterbegeld von der Krankenkasse. Heute gibt es nichts, dafür aber fast 30 Formen der Bestattung wie das Urnenwiesengrab, das Baumgrab oder die Seebestattung. Fast 70 Prozent der Verstorbenen werden auf städtischen Friedhöfen in Urnen beigesetzt. In den 70ern waren es zehn Prozent. Grütz nennt zwei Gründe: den Wegfall des religiösen Vorbehalts gegen Feuerbestattung und die Kosten. Die liegen beim Reihen-Erdgrab für 25 Jahre bei 1150 Euro, beim Urnen-Reihengrab sind es 950 Euro. Dazu kommt, dass ein Sarg teurer als eine Urne sei.

Was die Finanzen der städtischen Friedhöfe betrifft: 2010 machten sie fast eine Million Euro Verlust. Dabei seien sie laut kommunalem Abgabegesetz zur vollen Kostendeckung verpflichtet, sagt Grütz. Um den Friedhofshaushalt auszugleichen, seien seit 1994 unter anderem 44 Planstellen abgebaut worden. „Die meisten Friedhöfe erwirtschaften die Kosten nicht.“ So bemühten sich alle um möglichst viele Beisetzungen.

Die finden heute auch auf kirchlichen Friedhöfen überwiegend in Urnengräbern statt, sagt Pastor Hermann Krusenberg. Der sich für die Friedhofs-Kultur wünscht, dass die Menschen sich nicht anonym bestatten lassen und wenigstens eine schlichte Grabplatte für die Ruhestätte wählen. Der Mensch sei nicht anonym, auch vor Gott nicht.