Oberhausen. .

Von wegen „arme Stadt“, von wegen geringe Kaufkraft in Oberhausen - bei den öffentlichen Finanzen mag das eine Urteil stimmen, von der statistischen Durchschnittsbetrachtung das andere auch - doch die Wirklichkeit sieht bei einem großen Teil der Oberhausener ganz anders aus.

„Schauen Sie sich doch ruhig mal die Autos teurer Marken auf der Paul-Reusch-Straße hier an“, sagt Olaf Keim, Leiter der Deutschen Bank Oberhausen für Privat- und Geschäftskunden. „Die Bevölkerung ist recht wohlhabend, die Vermögensstruktur der Privatleute ist intakt.“ Nicht ohne Grund säßen im Oberhausener Deutsche-Bank-Hauptgebäude in der Innenstadt acht bis neun Vermögensberater, die sich meist um Depots mit einem Mindestwert ab 100.000 Euro kümmern. Und allein in Oberhausen sammelte die Deutsche Bank 2011 mit ihrem Angebot, Geld sicher für ein Jahr zu zwei Prozent zu verzinsen, rund 27 Millionen Euro ein.

Aufschwung am Aktienmarkt

Das ist ein sehr respektables Ergebnis bei 35.400 Privat- und Geschäftskunden und einem Gesamtbetrag an Spareinlagen von 252 Millionen Euro sowie einem Gesamt-Geschäftsvolumen dieser Bank in Oberhausen von insgesamt 790 Millionen Euro.

Nach den Wirren um Griechenland und den Fukushima-Katastrophen beobachteten die Deutschbanker einen ungezügelten Drang der Kunden nach todsicheren Geldanlagen. „Für die Sicherheit nehmen die Kunden sogar nach Abzug der Preissteigerungsrate von derzeit 2,5 Prozent Kapitalverluste in Kauf“, sagt Keim. „Sie waren regelrecht beratungsresistent und ließen sich noch nicht einmal bewegen, in dividendenstarke Aktientitel zu investieren.“ Vom Aufschwung am Aktienmarkt seit Herbst 2011 profitierte deshalb kaum ein Privatmann.

Starke Verteuerung des Ölpreises

Selbst die Vermögens-Millionäre in der Region Essen und Oberhausen, deren Geld Vermögensmanager Ralph Benning mit seinem Team verwaltet (insgesamt 2,8 Milliarden Euro), sind vom Vorsicht-Fieber angesteckt: „Die wenigsten setzen auf Aktien, sondern wollen sicheren Substanzerhalt.“

Als „sehr erfolgreiches Jahr“ für Mittelständler und die Deutsche Bank Oberhausen bezeichnete Firmenkunden-Leiter Wolfgang Schlieper 2011 - und man sei ebenso positiv ins Jahr 2012 gestartet. Noch zu wenig nutzten Mittelständler allerdings die Möglichkeit, nicht nur Währungen gegen Kursverluste abzusichern, sondern auch Schwankungen an den Rohstoffmärkten. „Eine starke Verteuerung des Ölpreises kann ja das Jahresergebnis eines Betriebes aufzehren“, sagt Schlieper.

Der Firmenfinancier verschweigt nicht, dass die kommenden Basel-III-Richtlinien für Banken, risikoreichere Kredite mit mehr Eigenkapital zu unterfüttern, zu steigenden Kreditzinsen führen werden. „Die Betriebe müssen ihr eigenes Kapitalmanagement verbessern, etwa die Lagerhaltung verringern und Außenstände hereinholen. Zugleich sollten sie Kredite mit den heutigen Konditionen langfristig sichern“, rät Schlieper.